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70 Jahre Bundesrepublik: Fakten zu Deutschland

Wiesbaden (ots)

Am 23. Mai wird die Bundesrepublik Deutschland 70 Jahre alt. Anlässlich des Gründungsjubiläums blickt das Statistische Bundesamt (Destatis) auf die Entwicklung von gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Kennzahlen in den vergangenen 70 Jahren.

Bevölkerung: Stetiges Wachstum, fortschreitende Alterung

Ende 1950 lebten knapp 51 Millionen Menschen in der damaligen Bundesrepublik (früheres Bundesgebiet). Die Bevölkerungszahl stieg bis 1990 um 12,8 Millionen auf 63,7 Millionen und mit der deutschen Wiedervereinigung im Jahr 1990 um weitere 16 Millionen Menschen aus den neuen Bundesländern und Berlin-Ost. Ende 1990 hatte das vereinigte Deutschland somit 79,8 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner. Danach ist die Bevölkerungszahl bis Ende 2017 weiter um 3 Millionen auf 82,8 Millionen Menschen gestiegen.

Die demografische Struktur der Bevölkerung hat sich in den 70 Jahren verändert. So lag der Frauenanteil an der Bevölkerung 1950 im früheren Bundesgebiet, unter anderem bedingt durch die Kriegsverluste, bei 53,3 %. Mittlerweile ist das Verhältnis mit einem Frauenanteil von 50,7 % im Jahr 2017 weitgehend ausgeglichen. Kurz nach der Gründung war die Bevölkerung der Bundesrepublik mit einem Durchschnittsalter von 34,8 Jahren sehr jung: 30,5 % der Bevölkerung waren Kinder und Jugendliche unter 20 Jahren (15,5 Millionen) und nur 9,4 % der Menschen waren 65 Jahre und älter (4,8 Millionen). 2017 war die gesamtdeutsche Bevölkerung mit einem Durchschnittsalter von 44,4 Jahren deutlich älter. Kinder und Jugendliche haben nur noch einen Anteil von 18,4 % an der Gesamtbevölkerung (15,3 Millionen), während der Anteil der über 65-Jährigen mittlerweile 21,4 % beträgt (17,7 Millionen).

Kontinuierliche Steigerung der Erwerbsbeteiligung von Frauen

Mit Blick auf die Erwerbsbeteiligung der Bevölkerung hat sich für Frauen in den vergangenen 70 Jahren viel verändert. 1950 lag im früheren Bundesgebiet die Erwerbsquote der 20- bis 64-jährigen Frauen bei 40,2 %. In diese Quote fließen alle ein, die entweder erwerbstätig oder erwerbslos gemeldet sind. Dieser Anteil stieg seitdem langsam aber kontinuierlich an: 1980 beteiligte sich im früheren Bundesgebiet gut jede zweite Frau zwischen 20 und 64 Jahren am Erwerbsleben (51,5 %). Danach nahm die Erwerbsbeteiligung der Frauen stärker zu und wurde durch die höhere Erwerbsbeteiligung der Frauen in der früheren DDR mit der Wiedervereinigung zusätzlich beflügelt. 2018 waren schließlich fast vier von fünf Frauen (78,1 %) am Arbeitsmarkt aktiv - der bisherige Höchstwert.

Die Art der Erwerbstätigkeit von Frauen hat sich deutlich verändert: 1950 waren im früheren Bundesgebiet 30,7 % der erwerbstätigen Frauen unbezahlt mithelfend im eigenen Familienbetrieb tätig. 2018 betrug dieser Anteil in Gesamtdeutschland weniger als 1 %. Dagegen ist der Anteil der Arbeitnehmerinnen unter den erwerbstätigen Frauen seit 1950 von 61,7 % (früheres Bundesgebiet) auf knapp 92,7 % im Jahr 2018 gestiegen. Der Anteil selbstständiger Frauen blieb im Vergleich zu 1950 fast unverändert. Er lag 2018 bei 6,8 %. Die Erwerbsquote der 20- bis 64-jährigen Männer lag 2018 in Deutschland bei 87,2 %. Insbesondere um die Jahrtausendwende war sie mit rund 83 % niedriger, während vor 70 Jahren im früheren Bundesgebiet die Erwerbsquote der Männer bei 93,1 % lag.

Das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt ist stetig gewachsen

Die vergangenen 70 Jahre waren insgesamt durch ein stetiges Wirtschaftswachstum gekennzeichnet. In einigen wenigen Jahren jedoch war das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt rückläufig, was häufig auch als Rezession bezeichnet wird. Seit 1950 gab es sechs solcher Rezessionsphasen, die oft durch einen starken Nachholeffekt in den darauffolgenden Jahren gekennzeichnet waren. Nach einer Zeit ungebrochener Hochkonjunktur seit 1950 mit Wachstumsraten bis zu 12,1 % im Jahr 1955 endete 1967 das deutsche "Wirtschaftswunder" im früheren Bundesgebiet mit der ersten Rezession. Die folgenden Wachstumsphasen bis zur deutschen Wiedervereinigung wurden nur durch die Rezessionen 1975 und 1982 unterbrochen, ausgelöst durch die beiden Ölkrisen. Nach dem Fall der Mauer erlebte das vereinigte Deutschland seine erste Rezession im Jahr 1993. Die Weltwirtschaft war infolge des ersten Golfkriegs in einen globalen Wirtschaftsabschwung gedrängt worden, der in Deutschland durch die Sondersituation der Vereinigung erst verzögert ankam. Eine weitere Rezession zeigte sich im Jahr 2003 nach dem Platzen der sogenannten Internetblase und durch die Auswirkungen der Terroranschläge vom 11. September 2001. Der stärkste wirtschaftliche Einbruch seit der Gründung der Bundesrepublik war der massive Rückgang des Bruttoinlandsprodukts von 5,6 % im Jahr 2009 im Rahmen der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise. Beginnend mit dem beachtlichen konjunkturellen Aufholprozess in den Jahren 2010 und 2011 ist die deutsche Wirtschaft in den letzten neun Jahren wieder stetig gewachsen. Im Jahr 2018 betrug das preisbereinigte Wirtschaftswachstum in Deutschland 1,4 %. Für den gesamten Zeitraum von 1950 bis 2018 ergibt sich ein jahresdurchschnittliches Wirtschaftswachstum von 3,4 %, wobei sich dabei die Zuwachsraten bis 1991 auf das frühere Bundesgebiet und die darauf folgenden auf das vereinte Deutschland beziehen.

Die durchschnittliche Inflationsrate betrug 2,5 %

Betrachtet man die jährliche Entwicklung der Verbraucherpreise seit Gründung der Bundesrepublik Deutschland, so ergibt sich insgesamt ein Anstieg von rund 440 %. Die Inflationsrate - gemessen am Verbraucherpreisindex (VPI) - betrug von 1950 bis 2018 somit durchschnittlich 2,5 %. Die Raten bis 1991 beziehen sich auf das frühere Bundesgebiet, danach auf das vereinte Deutschland. Besonders hohe Inflationsraten von häufig über 5 % herrschten in den 1970er bis zu Beginn der 1980er Jahre während der ersten und zweiten Ölkrise vor. Auch Anfang bis Mitte der 1990er Jahre waren Verbraucherinnen und Verbraucher mit außergewöhnlich hohen Preissteigerungen von bis zu 5 % konfrontiert, als im Zuge der deutschen Wiedervereinigung die Wohnungsmieten in den neuen Bundesländern stark anzogen.

Nach der Jahrtausendwende war die Entwicklung der Verbraucherpreise zunächst moderat. Insbesondere steigende Preise bei Mineralölprodukten sorgten dafür, dass die Inflationsrate in den Jahren 2007 und 2008 deutlich über 2 % angestiegen ist. Infolge der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise gingen ab Mitte des Jahres 2008 die Rohstoffpreise deutlich zurück, woraufhin im Jahr 2009 eine für das vereinte Deutschland historisch niedrige Inflationsrate von 0,3 % gemessen wurde. Im Jahr 2011 lag die Inflationsrate aufgrund gestiegener Energiepreise wieder bei über 2 %. Seit dem wurde die für die europäische Geldpolitik wichtige 2%-Marke nicht mehr überschritten, zuletzt stieg der Verbraucherpreisindex im Jahr 2018 um 1,8 %.

Die vollständige Pressemitteilung sowie weitere Informationen und Funktionen sind im Internet-Angebot des Statistischen Bundesamtes unter http://www.destatis.de zu finden.

Weitere Auskünfte:
Pressestelle,
Telefon: +49 (0) 611 / 75 34 44
www.destatis.de/kontakt

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