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Boomende Paketdienst-Branche: 63 % der Beschäftigten arbeiten an Wochenenden und Feiertagen

Wiesbaden (ots)

* Bruttoverdienste bei Post-, Kurier- und Expressdiensten stiegen von 2010 bis 2019 mit 15,6 % nur unterdurchschnittlich

* Preise für Post-, Kurier- und Expressdienste stiegen von 2015 bis zum 2. Quartal 2020 verhältnismäßig stark um 11,2 %

* Umsätze im Online-Einzelhandel lagen von Januar bis September 2020 real um 21,2 % über dem Vorjahreszeitraum

Der anhaltende Boom im Online-Handel sorgt auch bei den Post-, Kurier- und Expressdiensten für einen enormen Aufschwung - und das nicht nur in der Vorweihnachtszeit. Für die Beschäftigten der Branche bedeutet dies eine Herausforderung. Zwei von drei Erwerbstätigen (63 %) bei Post-, Kurier- und Expressdiensten arbeiteten im Jahr 2019 auch am Wochenende und an Feiertagen, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt. Damit ist ihr Anteil wesentlich höher als in der Gesamtwirtschaft (36 %).

Auch Nachtarbeit ist in der Branche verhältnismäßig häufig: 15 % der Beschäftigten arbeiteten zumindest gelegentlich zwischen 23.00 Uhr und 6.00 Uhr morgens; unter allen Erwerbstätigen insgesamt waren es 11 %.

Branche mit niedrigen Verdiensten

Vom Boom der Post-, Kurier- und Expressdienste profitierten die Beschäftigten der Branche nur teilweise. So fiel der Verdienstzuwachs in der Branche in den vergangenen zehn Jahren nur etwas mehr als halb so hoch aus wie in der Gesamtwirtschaft: Im Vergleich zum Jahr 2010 stieg der Bruttomonatsverdienst aller Beschäftigten in der Branche Post-, Kurier- und Expressdienste um 15,6 %. Im selben Zeitraum legten die Verdienste insgesamt um 25,6 % zu.

Die Post-, Kurier- und Expressdienste gehören innerhalb des Produzierenden Gewerbes und Dienstleistungsbereichs zu den Branchen mit den niedrigsten Verdiensten. Vollzeitbeschäftigte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer der Branche verdienten 2019 durchschnittlich 2 924 Euro brutto im Monat und damit rund 1 000 Euro weniger als der Durchschnitt aller Beschäftigten (3 994 Euro brutto monatlich). Bei den rund 92 % der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die als Fachkraft, angelernte oder ungelernte Kraft arbeiteten, lag der durchschnittliche monatliche Bruttoverdienst teilweise deutlich niedriger: Fachkräfte verdienten durchschnittlich 2 907 Euro, angelernte Kräfte 2 403 Euro und ungelernte im Schnitt 2 019 Euro.

26 der 16 100 Branchenunternehmen machen 80 % des Umsatzes

Von den relativ niedrigen Löhnen ist eine wachsende Zahl von Beschäftigten betroffen: Die Zahl der Erwerbstätigen bei den Post-, Kurier- und Expressdiensten stieg von 2010 bis 2018 um 17,3 % auf rund 521 000 Personen. Damit wuchs der Personalbestand dieser Branche stärker als die Beschäftigtenzahl der deutschen Wirtschaft insgesamt, in der es im gleichen Zeitraum 9,3 % mehr Erwerbstätige gab.

Die rund 16 100 Unternehmen der Branche erzielten 2018 einen Gesamtumsatz von 42,6 Milliarden Euro. Im Vergleich zu 2017 ist dies ein Anstieg von 5,1 %. Die Branche wird von vielen kleinen umsatzschwachen und wenigen großen umsatzstarken Unternehmen dominiert. Allein die 26 umsatzstärksten Unternehmen erzielten im Jahr 2018 zusammen einen Jahresumsatz von rund 34 Milliarden Euro (80 % des Gesamtumsatzes).

Weihnachtsgeschäft macht sich seit 2015 im Onlinehandel bemerkbar

Der Aufschwung der Post-, Kurier- und Expressdienste ist auch auf den seit Jahren anhaltenden Boom im Online-Einzelhandel zurückzuführen. Dieser nahm im Jahr 2020 - auch als Folge der Corona-Pandemie - noch einmal deutlich an Fahrt auf. Von Januar bis September 2020 setzte der Online-Einzelhandel real (preisbereinigt) 21,2 % mehr um als im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Im Vergleich dazu ist die Entwicklung im Einzelhandel in Verkaufsräumen auf einem niedrigen Niveau. In den ersten neun Monaten im Jahr 2020 lag der Umsatz im Einzelhandel in Verkaufsräumen um 0,8 % über dem Umsatz im entsprechenden Vorjahreszeitraum.

Seit 2015 macht sich insbesondere das Weihnachtsgeschäft im Online-Einzelhandel bemerkbar. Mit Aktionsangeboten wie dem "Black Friday" oder "Cyber Monday" locken die Einzelhändler, um das Weihnachtsgeschäft anzukurbeln. Die Umsätze im Online-Einzelhandel stiegen von Oktober auf November 2019 real um 17,5 %, von November auf Dezember noch einmal um 1,8 %.

Boom im Onlinehandel führt zu Preissteigerung

Unternehmen und Haushalte mussten für Post-, Kurier- und Expressdienste in den vergangenen Jahren deutlich tiefer in die Tasche greifen. Vom Jahr 2015 bis zum zweiten Quartal 2020 stiegen die Preise für Leistungen aus dem Wirtschaftszweig der Post-, Kurier- und Expressdienste um 11,2 %. Damit stiegen die Preise in dieser Branche am kräftigsten innerhalb des Wirtschaftsabschnittes "Verkehr und Lagerei". Zum Vergleich: In diesem Bereich erhöhten sich die Preise innerhalb dieses Zeitraums nur um 6,6 %. Gründe für den relativ hohen Preisanstieg sind unter anderem der Boom im Onlinehandel sowie das gestiegene Brief- und Paketporto.

Methodischer Hinweis:

Post-, Kurier- und Expressdienste gehören nach der Klassifikation der Wirtschaftszweige (WZ 2008) zum Wirtschaftsabschnitt "Verkehr und Lagerei". Sie umfassen:

* Abholung, Sortierung, Beförderung und Zustellung (national oder international) von Briefpost, Päckchen und Paketen durch Unternehmen. Die Beförderung kann auf verschiedene Art und sowohl mit eigenen Fahrzeugen als auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln erfolgen.

* Zustelldienste und andere lokale Liefer- und Botendienste

Die Daten zu den Verdiensten in der Gesamtwirtschaft beziehen sich auf sämtliche Branchen des Produzierenden Gewerbes sowie des Dienstleistungsbereichs.

Ab dem Berichtsjahr 2018 sind "Unternehmen" als "Rechtliche Einheiten" zu bezeichnen. Hintergrund ist die Umsetzung des EU-Unternehmensbegriffs.

Weitere Informationen finden Sie auf unserer Themenseite "Post-, Kurier- und Expressdienste". Weitere Daten zum Boom des Onlinehandels liefert unsere Auswertung experimenteller Daten zu Online-Transaktionen.

Die vollständige Pressemitteilung sowie weitere Informationen und Funktionen sind im Internet-Angebot des Statistischen Bundesamtes unter https://www.destatis.de/pressemitteilungen zu finden.

Weitere Auskünfte: Pressestelle,

Telefon: +49 (0) 611 / 75 34 44,

www.destatis.de/kontakt

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