Sterbefallzahlen im Januar 2021: 18 % über dem Durchschnitt der Vorjahre
Statistisches Bundesamt veröffentlicht bundesweite Sterbefallzahlen ab sofort mit nur einer Woche Abstand zum Sterbegeschehen
Wiesbaden (ots)
Nach einer Hochrechnung des Statistischen Bundesamtes (Destatis) sind im Januar 2021 in Deutschland 103 804 Menschen gestorben. Das waren 18 % beziehungsweise 15 925 Menschen mehr als in den Jahren 2017 bis 2020 durchschnittlich im Januar gestorben waren. Mit dieser neuen Hochrechnung beschleunigt das Statistische Bundesamt die Veröffentlichung vorläufiger bundesweiter Sterbefallzahlen gegenüber dem bisherigen Verfahren um rund drei Wochen. Damit ist bereits nach etwa einer Woche ersichtlich, wie viele Menschen in einer abgelaufenen Woche gestorben sind. Das Statistische Bundesamt ermöglicht damit eine hochaktuelle Einordnung des Sterbegeschehens in der Corona-Pandemie.
Überdurchschnittliche Sterbefallzahlen vor allem in der Altersgruppe ab 80 Jahren
Die überdurchschnittlichen Sterbefallzahlen waren im Januar 2021 größtenteils auf eine Zunahme von Sterbefällen in der Altersgruppe der ab 80-Jährigen zurückzuführen. So starben im Januar 29 % oder 14 464 ab 80-Jährige mehr als im Durchschnitt der vier Vorjahre in diesem Monat. Die Sterbefallzahlen der unter 80-Jährigen unterscheiden sich deutlich weniger vom Vierjahres-Durchschnitt im Januar (+4 % beziehungsweise +1 461 Sterbefälle).
Höchststände kurz vor dem Jahreswechsel 2020/2021
Ein Vergleich der gesamten Sterbefälle mit der Zahl der beim Robert Koch-Institut (RKI) gemeldeten COVID-19-Todesfälle ist derzeit bis einschließlich der 1. Kalenderwoche 2021 (4. bis 10. Januar) möglich. In dieser Woche starben 4 881 Menschen mehr als im Durchschnitt der vier Vorjahre und es gab 4 966 COVID-19-Todesfälle. Das waren 375 Fälle weniger als noch in der Vorwoche (53. Kalenderwoche 2020 mit 5 341 COVID-19-Todesfällen). Ihren Höchststand erreichte die Zahl der Todesfälle von zuvor laborbestätigt an COVID-19 erkrankten Personen kurz vor dem Jahreswechsel in der 52. Kalenderwoche 2020 (21. bis 27. Dezember) mit 5 453 Fällen. Bei den gesamten Sterbefallzahlen erreichte die Differenz zum Durchschnitt der Vorjahre in dieser Woche mit +6 620 ebenfalls ihren Höchststand.
Sterbefälle in Sachsen zu Jahresbeginn weiterhin auffällig erhöht
Auf Länderebene lassen sich die Sterbefallzahlen derzeit bis einschließlich der 1. Kalenderwoche 2021 abbilden. Besonders auffällig ist die Entwicklung der Sterbefallzahlen am Jahresanfang weiterhin in Sachsen. Schon im November (+39 %) und im Dezember 2020 (+103 %) waren die Sterbefallzahlen dort sehr deutlich erhöht - jeweils bezogen auf den Durchschnitt der Jahre 2016 bis 2019. In der ersten Woche des neuen Jahres lagen die Zahlen in Sachsen nun 77 % oder etwa 887 Fälle über dem Durchschnitt der Jahre 2017 bis 2020. In Thüringen (+55 % oder etwa 334 Fälle), Brandenburg (+53 %oder 353 Fälle), Sachsen-Anhalt (+39 % oder 273 Fälle) und in Hessen (+34 %oder 468 Fälle) lag die Zahl der Sterbefälle in der ersten Januarwoche ebenfalls mindestens 30 % über dem Vierjahresdurchschnitt.
Eine grafische Übersicht zur Entwicklung der Sterbefallzahlen für alle Bundesländer ist hier verfügbar.
Methodische Hinweise zu den Sterbefallzahlen für Deutschland:
Bislang war die Darstellung der Sterbefallzahlen für das gesamte Bundesgebiet mit einem Verzug von etwa vier Wochen möglich. Aufgrund der hohen Relevanz aktueller Sterbefallzahlen in der Corona-Pandemie hat das Statistische Bundesamt ein Schätzmodell zur Hochrechnung der unvollständigen Daten entwickelt. Mit diesem Modell lassen sich bundesweite Sterbefallzahlen nun bereits nach etwa einer Woche bereitstellen. Dabei werden die Sterbefallzahlen der letzten neun dargestellten Wochen auf Basis der bislang eingegangenen Meldungen aus den Standesämtern hochgerechnet. Die Zahlen können deshalb zu einem späteren Zeitpunkt geringfügig höher oder geringfügig niedriger sein. Die Schätzung basiert auf in der Vergangenheit beobachteten Mustern im Meldeverzug, die sich regional zum Teil deutlich unterscheiden. Miteinander vergleichbare Ergebnisse für die Bundesländer liegen deshalb erst nach etwa vier Wochen vor.
Detailliertere Informationen zur Vorgehensweise bei der Hochrechnung bietet der Hinweistext der Sonderauswertung "Sterbefälle - Fallzahlen nach Tagen, Wochen, Monaten, Altersgruppen, Geschlecht und Bundesländern für Deutschland 2016 bis 2021". Mit den Tabellen sind auch eigene Analysen der Sterbefallzahlen möglich.
Grundlage der Sonderauswertung für die Jahre 2020 und 2021 sind erste vorläufige Daten (Rohdaten). Bei diesen vorläufigen Daten handelt es sich zunächst um eine reine Fallzahlauszählung der eingegangenen Sterbefallmeldungen aus den Standesämtern ohne die übliche Plausibilisierung und Vollständigkeitskontrolle der Daten. Durch gesetzliche Regelungen zur Meldung von Sterbefällen beim Standesamt und Unterschiede im Meldeverhalten der Standesämter an die amtliche Statistik sind diese Daten noch unvollständig. Der Meldeverzug unterscheidet sich für die einzelnen Bundesländer zum Teil deutlich. Um dennoch möglichst genaue, schnelle und vergleichbare Daten bereitzustellen, wird das Schätzverfahren zur Hochrechnung unvollständiger Sterbefallmeldungen für die jeweils aktuellsten Daten eingesetzt.
Anhand der vorläufigen Sterbefallzahlen lassen sich Phasen der Übersterblichkeit im Laufe eines Jahres identifizieren. So werden direkte und indirekte Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf die Sterbefallzahlen zeitnah sichtbar. Hierfür wird - wie auch von der europäischen Statistikbehörde Eurostat - ein Vergleich zu einem Durchschnitt von vier Vorjahren herangezogen, um das unterschiedliche Ausmaß von saisonal wiederkehrenden Effekten (z. B. durch Grippe- oder Hitzewellen) zu berücksichtigen. Hier wird folglich für Sterbefälle im Jahr 2020 der Durchschnitt der Jahre 2016 bis 2019 und für Fälle im Jahr 2021 der Durchschnitt 2017 bis 2020 verwendet. Der Effekt der steigenden Lebenserwartung und des steigenden Anteils älterer Menschen auf die zu erwartende Zahl an Sterbefällen kann in diesen Vergleich nicht einberechnet werden.
Ab März 2020 lassen sich die Zahlen nur vor dem Hintergrund der Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie interpretieren. Neben der Vermeidung von COVID-19-Todesfällen können die Maßnahmen und Verhaltensänderungen auch dafür gesorgt haben, dass weniger Sterbefälle durch andere Infektionskrankheiten wie beispielsweise die Grippe verursacht werden, was sich ebenfalls auf die Differenz zum Durchschnitt auswirkt. Rückgänge oder Anstiege bei anderen Todesursachen können ebenfalls einen Effekt auf die gesamten Sterbefallzahlen haben. Über die Häufigkeit einzelner Todesursachen können die Sterbefallzahlen jedoch keine Auskunft geben.
Für die abschließende Einordnung der Sterblichkeitsentwicklung werden die Sterbefälle noch ins tatsächliche Verhältnis zur Bevölkerung gesetzt, um beispielsweise auch den Alterungsprozess der Bevölkerung adäquat einzubeziehen. Die dafür erforderlichen endgültigen Ergebnisse inklusive aller Nachmeldungen liegen turnusgemäß zur Mitte des Folgejahres vor - für das Jahr 2020 also Mitte 2021. Eine erste Einschätzung bietet die Pressemitteilung Nr. 044 vom 29. Januar 2021.
Die vorläufigen Sterbefallzahlen beziehen sich auf den Sterbetag, nicht auf das Meldedatum. Da die gemeldeten COVID-19-Todesfälle vom RKI nach Sterbedatum derzeit bis zur 1. Kalenderwoche 2021 veröffentlicht werden, ist ein zeitlicher Vergleich mit den vorläufigen Gesamtsterbefallzahlen aktuell bis zu dieser Woche möglich. In dieser Auswertung des RKI sind COVID-19-Todesfälle nicht dargestellt, für die keine oder unplausible Angaben zum Sterbedatum übermittelt wurden.
Weitere Informationen:
Weitere Informationen zur Sonderauswertung der Sterbefallzahlen bietet das Statistische Bundesamt auf der Themenseite "Sterbefälle und Lebenserwartung" und der Sonderseite "Corona-Statistiken".
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Die vollständige Pressemitteilung sowie weitere Informationen und Funktionen sind im Internet-Angebot des Statistischen Bundesamtes unter https://www.destatis.de/pressemitteilungen zu finden.
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