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39 % der im Jahr 2020 gebauten Wohngebäude heizen mit Erdgas

WIESBADEN (ots)

* Anteil der neu gebauten Wohnungen mit Gasheizungen binnen 20 Jahren fast halbiert

* Preissteigerungen für Erdgas noch nicht bei Verbraucherinnen und Verbrauchern angekommen: Importpreise für Erdgas im August 2021 um 177,5 % höher als im Vorjahresmonat, Verbraucherpreise im September: +5,7 % höher

* Haushalte gaben zuletzt durchschnittlich 150 Euro monatlich für Energie aus

Mit dem Beginn der Heizperiode geraten die Kosten für die verwendeten Energieträger besonders in den Fokus - allen voran das Erdgas. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, waren von den im Jahr 2020 knapp 113 000 neu errichteten Wohngebäuden 39 % mit einer Gasheizung ausgestattet. Damit war Erdgas hier die zweitwichtigste primäre Energiequelle nach Wärmepumpen.

Der Trend zum fossilen Energieträger Erdgas ist seit Jahren rückläufig: Im Jahr 2010 lag der Anteil der Neubauten, die mit Gas beheizt wurden, noch bei 53 %, im Jahr 2000 sogar bei 74 %. Weitere fossile Energieträger zum Heizen sind Öl und teilweise auch Strom. Ölheizungen stellen in neu gebauten Wohngebäuden mittlerweile eine Seltenheit dar: 2020 waren lediglich 0,7 % der Neubauten mit einer Ölheizung ausgestattet, 20 Jahre zuvor war es noch fast jede fünfte (20 %).

Stattdessen gewinnen erneuerbare Energien immer mehr an Bedeutung. So waren im Jahr 2020 Wärmepumpen, wie sie etwa bei Geo- oder Umweltthermie eingesetzt werden, die wichtigste primäre Energiequelle: In 46 % der Neubauten wurden sie als Energiequelle zum Heizen genutzt. Die erneuerbaren Energien wurden im Jahr 2020 damit erstmals in mehr als der Hälfte (50,5 %) der Neubauten zum Heizen eingesetzt.

Preissteigerungen bei Energieträgern betreffen vor allem Import- und Erzeugerpreise

Auch wenn sich im Neubau erneuerbare Energieträger mehr und mehr durchsetzen, spielt im Wohnungsbestand neben Erdgas auch Erdöl nach wie vor eine Rolle: Rund ein Viertel aller Wohnungen wird noch mit Öl beheizt. Für diese Energieträger sind seit einiger Zeit Preisanstiege in den vorgelagerten Wirtschaftsstufen erkennbar: Zum einen macht sich die CO2-Bepreisung seit Beginn des Jahres 2021 bemerkbar, zum anderen spielen verschiedene Corona-Effekte, wie etwa die schnellere Erholung der Wirtschaft nach der ersten Lockdownphase, eine Rolle.

So stiegen etwa die Importpreise für Erdgas ab März 2021 deutlich an; im August 2021 lagen sie zuletzt um 177,5 % höher als im Vorjahresmonat. Auch Erdöl war im August 2021 im Vorjahresvergleich mit einem Plus von 63,6 % deutlich teurer, elektrischer Strom, der ebenfalls im geringen Ausmaß zum Heizen genutzt wird, um 136,1 %.

Auch bei den gewerblichen Erzeugerpreisen waren zuletzt deutliche Steigerungen zu beobachten: Die Erdgaspreise lagen im August 2021 um 44,2 % höher als im Vorjahresmonat, wobei deutliche Unterschiede zwischen den verschiedenen Verbrauchsgruppen bestanden. Die Preise für leichtes Heizöl stiegen um 63,6 %. Beim elektrischen Strom fiel die Steigerung hingegen deutlich niedriger aus (+20,4 %).

Preisunterschiede bei Erdgas und Heizöl beruhen auf unterschiedlichem Zugang zum Energiemarkt

Bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern sind die Preissteigerungen beim Erdgas nicht in dem Ausmaß sichtbar wie auf den vorgelagerten Wirtschaftsstufen. Erdgas war im September 2021 um 5,7 % teurer als im Vorjahresmonat - der Preisanstieg lag damit nur leicht über dem des Verbraucherpreisindex insgesamt (4,1 %). Der Anstieg beim Erdgas resultiert nicht nur aus den Preissteigerungen auf den vorgelagerten Wirtschaftsstufen einschließlich der CO2-Bepreisung, sondern auch aus dem Basiseffekt durch die temporäre Senkung der Mehrwertsteuersätze im Vorjahr. Für leichtes Heizöl mussten die Verbraucherinnen und Verbraucher im September 2021 rund 76,5 % mehr als vor einem Jahr bezahlen. Strom war im September 2021 um 2,0 % teurer als im Vorjahresmonat. "Die unterschiedlichen Entwicklungen bei Erdgas und Strom einerseits sowie Heizöl andererseits sind auf den unterschiedlichen Zugang der Verbraucherinnen und Verbraucher zum Energiemarkt zurückzuführen", so Christoph-Martin Mai, Leiter des Referats "Verbraucherpreise" im Statistischen Bundesamt. "Während Heizöl zu aktuellen Preisen gekauft wird, gelten für Erdgas und Strom oftmals langfristige Verträge mit Energieversorgern. Preisanpassungen finden dort meist nur jährlich und mit einigem Vorlauf statt."

Knapp 6 % der privaten Konsumausgaben wandten Haushalte für Energie auf

Die Ausgaben eines Durchschnittshaushaltes für Wohnenergie, also unter anderem für Strom, Gas und Heizöl, lagen im Jahr 2019 bei monatlich 150 Euro, das waren 5,8 % der privaten Konsumausgaben. Den größten Anteil an den Ausgaben für Wohnenergie haben die Ausgaben für Strom. Im Jahr 2019 lagen diese im Schnitt bei 46 % (rund 70 Euro im Monat).

Methodischer Hinweis:

Datengrundlage für die Ausgaben privater Haushalte für Energie sind die Laufenden Wirtschaftsrechnungen (LWR). Zu den Ausgaben für Wohnenergie zählen die Ausgaben für Strom, Gas, Heizöl, Kohle, Holz und andere feste Brennstoffe sowie Fernheizung und Warmwasser. Bei den LWR bleiben Ergebnisse für Haushalte, deren regelmäßiges monatliches Nettoeinkommen 18 000 Euro und mehr beträgt, unberücksichtigt, da diese in zu geringer Zahl an der Erhebung teilnehmen. In die LWR werden nach den gesetzlichen Vorgaben Haushalte von Selbstständigen (Gewerbetreibende und selbstständige Landwirte und Landwirtinnen sowie freiberuflich Tätige) nicht einbezogen.

Weitere Informationen:

Hintergrundinformationen und Analysen zu den Folgen der Corona-Pandemie für die Preisentwicklung liefert Ihnen auch unser Podcast "StatGespräch" zum Thema Inflation. Darin erklären wir, welche Rolle Basiseffekte spielen, und werfen einen Blick in die Zukunft der Preiserhebung.

Einen Überblick über die Verbraucherpreise häufig gekaufter Güter, Waren und Dienstleistungen finden Sie zudem in unserem Preismonitor.

Die vollständige Pressemitteilung sowie weitere Informationen und Funktionen sind im Internet-Angebot des Statistischen Bundesamtes unter https://www.destatis.de/pressemitteilungen zu finden.

Weitere Auskünfte:

Pressestelle,

Telefon: +49 611 75 3444,

www.destatis.de/kontakt

Pressekontakt:

Rückfragen an obigen Ansprechpartner oder an:
Statistisches Bundesamt

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