Erzeugerpreise Juli 2022: +37,2 % gegenüber Juli 2021
WIESBADEN (ots)
Erzeugerpreise gewerblicher Produkte (Inlandsabsatz), Juli 2022
+37,2 % zum Vorjahresmonat
+5,3 % zum Vormonat
Die Erzeugerpreise gewerblicher Produkte waren im Juli 2022 um 37,2 % höher als im Juli 2021. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, war dies der höchste Anstieg gegenüber dem Vorjahresmonat seit Beginn der Erhebung im Jahr 1949. Im Juni 2022 hatte die Veränderungsrate bei +32,7 % und im Mai bei +33,6 % gelegen. Im Vormonatsvergleich stiegen die Erzeugerpreise im Juli 2022 um 5,3 %. Das ist ebenfalls der höchste Anstieg gegenüber dem Vormonat seit Beginn der Erhebung.
Hauptverantwortlich für den Anstieg der gewerblichen Erzeugerpreise im Vorjahresvergleich ist weiterhin die Preisentwicklung bei Energie. Zudem stiegen auch die Preise für Vorleistungsgüter (+19,1 %), Investitionsgüter (+8,0 %) sowie Ge- und Verbrauchsgüter (+10,9 % und +16,2 %) deutlich an.
Energiepreise mehr als verdoppelt, insbesondere durch starke Anstiege bei Erdgas und Strom
Die Energiepreise waren im Juli 2022 im Durchschnitt 105,0 % höher als im Vorjahresmonat. Allein gegenüber Juni 2022 stiegen diese Preise um 14,7 %. Den höchsten Einfluss auf die Veränderungsrate gegenüber dem Vorjahr bei Energie hatten Erdgas in der Verteilung mit einem Plus gegenüber Juli 2021 von 163,8 % und elektrischer Strom mit +125,4 %.
Kraftwerke zahlten für Erdgas 234,7 % mehr als ein Jahr zuvor. Für Industrieabnehmer war Erdgas 194,7 % teurer und für Wiederverkäufer 186,6 %. Gegenüber Juni 2022 wurde Erdgas über alle Abnehmergruppen hinweg 18,8 % teurer.
Strom kostete für Weiterverteiler 215,9 % mehr als ein Jahr zuvor, für Sondervertragskunden 129,2 %. Für gewerbliche Anlagen, die häufig tarifgebundene Verträge abschließen, waren die Preise 10,0 % höher als ein Jahr zuvor. Im Vormonatsvergleich stiegen die Preise für elektrischen Strom, über alle Abnehmergruppen betrachtet, im Juli um 20,0 %. Für Abnehmer kleinerer Mengen wie Haushalte (-5,5 %) und gewerbliche Anlagen (-5,1 %) sanken die Preise hier sogar leicht, bedingt durch den Wegfall der EEG-Umlage.
Mineralölerzeugnisse waren 41,8 % teurer als im Juli 2021, gegenüber Juni 2022 sanken die Preise hingegen um 4,3 %. Leichtes Heizöl war mehr als doppelt so teuer wie ein Jahr zuvor (+107,9 %), Kraftstoffe kosteten 31,6 % mehr. Im Vormonatsvergleich sanken die Preise für Mineralölerzeugnisse insgesamt um 4,3 %.
Ohne Berücksichtigung von Energie waren die Erzeugerpreise 14,6 % höher als im Juli 2021 (+0,4 % gegenüber Juni 2022).
Hohe Preissteigerungen bei Vorleistungsgütern, vor allem bei Metallen und chemischen Grundstoffen
Vorleistungsgüter waren im Juli 2022 um 19,1 % teurer als ein Jahr zuvor. Gegenüber Juni 2022 sanken diese Preise um 0,3 %. Unter den Vorleistungsgütern stiegen die Preise für Metalle um 24,1 % gegenüber Juli 2021. Gegenüber dem Vormonat Juni 2022 sanken diese Preise hingegen vergleichsweise stark um 2,5 %. Roheisen, Stahl und Ferrolegierungen waren 29,6 % teurer als im Juni 2022, Nichteisenmetalle und deren Halbzeug kosteten 16,2 % mehr. In beiden Produktbereichen sanken aber die Preise gegenüber Juni 2022 (Roheisen, Stahl und Ferrolegierungen -2,8 %, Nichteisenmetalle -5,3 %).
Chemische Grundstoffe verteuerten sich gegenüber dem Vorjahr um 33,4 %. Besonders hoch waren die Preisanstiege gegenüber dem Vorjahr bei Düngemitteln und Stickstoffverbindungen mit +100,4 %. Die Preise für Holzpellets und Hackschnitzel verdoppelten sich ebenfalls binnen Jahresfrist (Pellets, Briketts aus Sägenebenprodukten +98,3 %, Holz in Form von Plättchen oder Schnitzeln +123,6 %). Futtermittel für Nutztiere verteuerte sich im Vorjahresvergleich um 38 %, gegenüber dem Vormonat sanken die Preise aber um 5,0 %.
Die Preise für Getreidemehl waren 48,9 % höher als im Juli 2021. Gegenüber Juni 2022 sanken diese Preise um 1,1 %.
Preisanstieg bei Verbrauchsgütern vor allem durch gestiegene Nahrungsmittelpreise
Die Preise für Verbrauchsgüter waren im Juli 2022 um 16,2 % höher als im Juli 2021 und stiegen gegenüber Juni 2022 um 1,3 %. Nahrungsmittel waren 21,1 % teurer als im Vorjahr (+1,6 % gegenüber Juni 2022). Besonders stark stiegen die Preise für Butter (+75,2 % gegenüber Juli 2021). Milch und Rahm kosteten 32 % mehr als im Juli 2021, gegenüber dem Vormonat Juni stiegen die Preise hier um 9,8 %. Kaffee war 31,6 % teurer als vor einem Jahr. Fleisch ohne Geflügel kostete 23,5 % mehr als ein Jahr zuvor (+0,9 % gegenüber Juni 2022).
Die Preise für Gebrauchsgüter waren im Juli 2022 um 10,9 % höher als ein Jahr zuvor, insbesondere bedingt durch die Preisentwicklung bei Möbeln (+13,6 %).
Investitionsgüter kosteten 8,0 % mehr als im Vorjahr. Den höchsten Einfluss auf die Veränderungsrate für Investitionsgüter gegenüber Juli 2021 hatten die Preissteigerungen für Maschinen mit einem Plus von 9,7 %, gefolgt von denen für Kraftwagen und Kraftwagenteile (+5,9 %). Besonders stark stiegen die Preise unter anderem für Turbinen (+22,4 %), Ventilatoren (+21,2 %) sowie für Aufzüge und Rolltreppen (+17,8 %).
Methodische Hinweise:
Der Index misst die Entwicklung der Preise für die im Bergbau, im Verarbeitenden Gewerbe sowie in der Energie- und Wasserwirtschaft in Deutschland erzeugten und im Inland verkauften Produkte. Berücksichtigt werden dabei alle Steuern und Abgaben auf die Produkte außer der Mehrwertsteuer. Er stellt damit die Preisveränderungen in einer frühen Phase des Wirtschaftsprozesses dar. Erhebungsstichtag ist jeweils der 15. des Berichtsmonats.
Weitere Informationen:
Alle aktuellen Ergebnisse enthält auch die Fachserie 17, Reihe 2 "Erzeugerpreisindex gewerblicher Produkte". Lange Zeitreihen können für den Gesamtindex über die Tabelle Erzeugerpreise gewerblicher Produkte (61241-0002), für tiefer gegliederte Subindizes über die Tabelle Erzeugerpreise gewerblicher Produkte (61241-0006) in der Datenbank GENESIS-Online bezogen werden.
Hinweise zur CO2-Bepreisung nach dem Brennstoffemissionshandelsgesetz sind auf der Themenseite Erzeugerpreise gewerblicher Produkte verfügbar.
Die Erzeugerpreise gewerblicher Produkte sind auch Teil des "Krisenmonitors" (www.destatis.de/krisenmonitor), mit dem das Statistische Bundesamt die Entwicklung wichtiger Konjunkturindikatoren in der Corona-Krise und in der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009 gegenüberstellt. Zudem sind sie neben weiteren Indikatoren zur Einordnung der wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie auf der Sonderseite "Corona-Statistiken" (www.destatis.de/corona) sowie im Dashboard Deutschland (www.dashboard-deutschland.de) verfügbar. Im Dashboard Deutschland bündelt das Statistische Bundesamt hochaktuelle Indikatoren der amtlichen Statistik und weiterer Datenanbieter zu den Themenbereichen Wirtschaft und Finanzen sowie Gesundheit und Mobilität.
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