Statistisches Bundesamt: Bildung schützt vor Erwerbslosigkeit
Wiesbaden (ots)
Auch ein Hochschulabschluss ist keine Arbeitsplatzgarantie, aber er senkt das Risiko von Erwerbslosigkeit beträchtlich. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes waren im 2. Quartal des Jahres 2003 in den Mitgliedstaaten der Europäischen Union (EU25) 12,3% der Erwerbspersonen mit einfachem Bildungsgrad erwerbslos, während zum gleichen Zeitpunkt nur 5% der höher Gebildeten erfolglos nach Arbeit suchten. Unter Personen mit mittlerer Bildung betrug die Erwerbslosenquote 9,6%.
Auch in Deutschland waren im Frühjahr 2003 5% der Akademiker erwerbslos, jedoch 10% der Erwerbspersonen mit mittlerem Abschluss und sogar 15,7% derer, die nur einen niedrigen Bildungsgrad vorweisen konnten.
Das Muster eines mit der Höhe des erworbenen Abschlusses deutlich sinkenden Erwerbslosigkeitsrisikos zeigt sich durchweg in allen EU- Staaten, für die entsprechende Daten vorliegen. Lediglich die Ausprägung dieses Zusammenhangs variiert teils deutlich: Während beispielsweise in Portugal der Abstand zwischen einfach und höher Gebildeten mit 5,3% gegenüber 6,1% gering ausfällt, ist in der Slowakischen Republik das Risiko einer Erwerbslosigkeit bei einfacher Bildung (47%) mehr als zehnmal so hoch wie mit einer höheren Bildung (4,4%). In mehreren osteuropäischen Staaten ist der Unterschied ähnlich drastisch. Diese Beobachtung deutet darauf hin, dass im wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Umbruch befindliche, ehemals industriell geprägte Staaten besonders große Probleme dabei haben, niedrig Qualifizierten eine berufliche Perspektive zu bieten.
Unter einem einfachen Bildungsgrad wird bei diesen Angaben exemplarisch auf Deutschland bezogen höchstenfalls eine Schulbildung bis zur mittleren Reife ohne Abschluss einer Berufsausbildung im Dualen System oder einer Berufsfachschule verstanden. Eine Berufsbildung oder Abitur werden als mittleres, ein Hochschul- oder vergleichbarer Abschluss als höheres Bildungsniveau gewertet.
Die hier vorgestellten Ergebnisse stammen aus der europäischen Arbeitskräfteerhebung, die in den Mitgliedstaaten der EU mindestens einmal jährlich in vergleichbarer Weise durchgeführt wird. Die Arbeitskräfteerhebung misst Erwerbstätigkeit und Erwerbslosigkeit nach dem Konzept der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO), das auf Grund seiner großen Verbreitung und seiner Unabhängigkeit von nationalen Regelungen besonders gut für internationale Vergleiche der Erwerbsbeteiligung geeignet ist.
Erwerbslos im Sinne dieses Konzeptes ist, wer über 15 Jahre alt ist und derzeit keiner bezahlten oder selbstständigen Tätigkeit nachgeht, obwohl er oder sie aktiv nach einer solchen Tätigkeit sucht und bereit wäre, sie innerhalb der nächsten zwei Wochen aufzunehmen. Die Erwerbslosenquote errechnet sich als Anteil der Erwerbslosen an allen Erwerbspersonen (Summe von Erwerbslosen und Erwerbstätigen).
Mit Einführung der neuen ILO-Arbeitsmarktstatistik, für die jeden Monat 30 000 Personen im erwerbsfähigen Alter in einer Telefonstichprobe befragt werden, wird das Statistische Bundesamt ab dem 1. März 2005 monatlich aktuelle Arbeitsmarktdaten auf Basis dieses international vergleichbaren Konzeptes veröffentlichen. Detaillierte Informationen zu der Erhebung Arbeitsmarkt in Deutschland sind unter http://www.destatis.de/arbeitsmarkt im Internetangebot des Statistischen Bundesamtes verfügbar.
Anteil Erwerbsloser an allen Erwerbspersonen nach dem erreichten Bildungsniveau*) Ergebnisse der EU-Arbeitskräfteerhebung im 2. Quartal 2003
Erwerbslosenquoten in % Land Gesamt Einfaches Mittleres Höheres Bildungs- Bildungs- Bildungs- niveau niveau niveau
Österreich 4,1 7,9 3,5 1,9 Zypern 4,1 4,8 4,0 3,8 Irland 4,5 7,0 3,9 2,8 Vereinigtes Königreich 4,8 8,9 4,8 2,5 Dänemark 5,4 8,9 4,4 4,8 Schweden 5,6 8,6 5,3 3,5 Ungarn 5,8 12,3 5,4 1,4 Portugal 6,1 6,1 6,7 5,3 Slowenien 6,5 10,3 6,2 3,7 Malta 7,5 8,2 7,2 3,7 Tschechische Republik 7,5 21,9 6,9 2,1 Belgien 7,7 11,6 8,0 3,8 Frankreich 8,4 12,1 7,5 5,7 Griechenland 8,9 7,3 11,9 6,2 Italien 8,9 10,5 8,1 5,6 EU25- Durchschnitt 9,0 12,3 9,6 5,0 Deutschland 9,8 15,7 10,0 5,0 Finnland 10,5 18,3 10,9 4,2 Lettland 10,6 16,9 10,2 6,2 Estland 10,7 17,6 12,2 5,2 Spanien 11,1 12,7 11,5 8,1 Litauen 12,9 21,4 13,7 6,4 Slowakische Republik 17,1 47,0 15,9 4,4 Polen 19,4 26,1 20,8 7,1
*) Für die Niederlande sind keine, für Luxemburg keine zuverlässigen Daten verfügbar.
Weitere Auskünfte gibt: Dominik Asef, Telefon: (0611) 75-3485, E-Mail: dominik.asef@destatis.de
ots-Originaltext Statistisches Bundesamt
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