Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft e.V.
Geflügelwirtschaft kritisiert Panikmache: "Remmel schürt bewusst Verbraucherängste"
Berlin (ots)
Als "gefährliche Panikmache" kritisiert die deutsche Geflügelwirtschaft die vom nordrhein-westfälischen Agrarminister Johannes Remmel verbreitete Warnung vor multiresistenten Keimen aus der Tierhaltung. Remmel hatte in seiner Interpretation der in dieser Woche veröffentlichten Antibiotika-Studie behauptet, der Einsatz von Antibiotika in der Tierzucht forciere die Ausbreitung multiresistenter Keime und damit eine gesundheitliche Bedrohung für Menschen. "Es ist nicht in Ordnung, auf diese Weise diffuse Ängste bei den Verbrauchern zu schüren", zeigt sich Leo Graf von Drechsel als Präsident des Zentralverbandes der deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG) von dieser verkürzten Darstellung empört. Eine derart pauschale Bewertung greife deutlich zu kurz und werde der Brisanz des Themas nicht gerecht, kritisiert Graf Drechsel: So spielen Infektionen des Menschen mit nutztierassoziierten MRSA (multiresistenten Keime) einer Analyse des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) zufolge lediglich "eine sehr untergeordnete Rolle", mit weitem Abstand dominieren die krankenhausassoziierten Stämme (siehe hierzu im Detail BfR-Zoonosenbericht 2009, Seite 49). Als "sehr gering" wird der BfR-Studie zufolge die Bedeutung kontaminierten Fleisches als Quelle humaner Besiedlung mit MRSA eingeschätzt - genauer: Es ist kein einziger derartiger Fall bekannt, die in drei Jahren bilanzierten 21 Erkrankungen sind allesamt nicht mit Infektionen über Nahrungsmittel in Verbindung zu bringen. Graf Drechsel schlussfolgert: "Dem Verbraucher zu suggerieren, es drohe eine gesundheitliche Gefahr durch den Verzehr von Geflügelfleisch, ist offenbar dem durchsichtigen Versuch geschuldet, eine wichtige gesellschaftliche Diskussion für politische Ideologien zu missbrauchen." Auch angesichts des heute vorgestellten EU-Aktionsplans zur Bekämpfung von Antibiotika-Resistenzen bekennt sich die Geflügelwirtschaft zu ihrer Verantwortung Tier und Mensch gegenüber.
"Wir dürfen die Problematik multiresistenter Keime nicht bagatellisieren", fordert Graf Drechsel, den Fokus indes alleine auf die Tierhaltung zu richten, gehe deutlich an der Realität vorbei. EU-Kommissar John Dalli hatte heute unter anderem angekündigt, eine Verschärfung der Regelungen über die Anwendung von Tierarzneimitteln zu prüfen, gemeinsame Leitlinien im Umgang mit Antibiotika zu schaffen und die Infektionsprävention als wesentliches Ziel des neuen EU-Tiergesundheitsrechts zu verankern. "Wir begrüßen diese Maßnahmen ausdrücklich", betont der ZDG-Präsident. Gerade im europäischen Vergleich brauche sich die deutsche Geflügelwirtschaft nicht zu verstecken: Einer Studie der "British Society for Antimicrobial Chemotherapy" zufolge liegt Deutschland bei der Menge der in der Tierhaltung verabreichten Antibiotika deutlich unter Ländern wie den Niederlanden oder Frankreich und sogar unter der Schweiz. "Deutsches Geflügelfleisch ist sicher", betont Leo Graf von Drechsel in diesem Zusammenhang. Die Unbedenklichkeit deutscher Geflügelprodukte bestätigen die Ergebnisse des vom BfR jährlich erstellten Nationalen Rückstandskontrollplans ebenso wie eine Untersuchung der Stiftung Warentest vom Oktober 2010: Kein einziges Produkt wurde von den unabhängigen Prüfern beanstandet, 17 von 19 Proben erreichten sogar das Qualitätsurteil "sehr gut".
Grundsätzlich begrüßt die deutsche Geflügelwirtschaft Initiativen wie die nordrhein-westfälische Studie zur Erfassung des Antibiotika-Einsatzes: "Eine schöne Fleißarbeit", urteilt Graf Drechsel, die der deutschen Geflügelwirtschaft aber nicht weit genug gehe. So habe der ZDG bereits vor Bekanntwerden der NRW-Studie ein eigenes Monitoringprogramm zum Antibiotika-Einsatz in die Wege geleitet, das im QS-System erstmals und dauerhaft eine bundesweite Auswertung sämtlicher Medikamentengaben ermöglichen soll. Auf diese sichere Datengrundlage gestützt will die Branche durch ein weiter optimiertes Tierhaltungsmanagement den Antibiotika-Einsatz in fünf Jahren um weitere 30 Prozent reduzieren: "Wir handeln, auch unabhängig von politischen Forderungen", betont Graf Drechsel: Bereits im Frühsommer hat der Verband diese Zielvereinbarung beschlossen.
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