Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft e.V.
Putenwirtschaft "erschüttert" über Vorgehen Hessens: "Antrag bringt kein Plus an Tierwohl und setzt Zukunft der deutschen Putenhaltung aufs Spiel"
Berlin (ots)
Erschüttert zeigt sich die deutsche Putenwirtschaft über das aktuelle Ansinnen Hessens, durch einen Kunstgriff im Bundesrat rechtsstaatliche Prinzipien auszuhebeln. Hessens Landwirtschaftsministerin Priska Hinz will ihr Ja zu einer seit langem überfälligen Regelung zur Schweinehaltung von der Zustimmung der Länderkammer zu einer nationalen Putenhaltungsverordnung abhängig machen - und diese damit quasi durch die Hintertür und ohne jede Beteiligung der betroffenen Putenwirtschaft im Schnellverfahren durchdrücken. "Diese Kopplung zweier völlig sachfremder Themen entbehrt jeglicher Logik und führt unseren Rechtsstaat ad absurdum. Ich bin zutiefst erschüttert von diesem Politikverständnis - hier werden Landwirte gegen Landwirte ausgespielt, und die Putenhalter landen dabei auf dem Opfertisch", fasst Thomas Storck, Vorsitzender der Verbandes Deutscher Putenerzeuger e. V. (VDP) und Vizepräsident des Zentralverbandes der Deutschen Geflügelwirtschaft e. V. (ZDG), die tiefgehende Verärgerung der deutschen Putenhalter zusammen. Der VDP fordert Ministerin Hinz auf, ihren Antrag an den Bundesrat umgehend zurückzuziehen. "Wir verschließen uns einer Diskussion über gesetzliche Regelungen nicht - wenngleich wir bei unserer Position bleiben, dass es hier eine EU-weit geltende Regelung braucht, keinen nationalen Alleingang", betont der VDP-Vorsitzende Storck. "Aber für eine breite gesellschaftliche Akzeptanz brauchen wir eine vernünftige Diskussion unter Beteiligung aller relevanten Gruppen aus Tierschutz, Landwirtschaft und Handel - nicht eine Klientelpolitik durch die Hintertür."
Ministerin Hinz untergräbt Ziele der Initiative Tierwohl - und nimmt Haltern Geld weg
Inhaltlich sieht Storck durch den Antrag Hessens die Existenz der bäuerlichen Familienbetriebe der deutschen Putenwirtschaft massiv bedroht. Mit ihrem Vorstoß untergräbt Ministerin Hinz die Ziele der Initiative Tierwohl Geflügel (ITW), die es in den vergangenen fünf Jahren erfolgreich geschafft hat, signifikante Verbesserungen beim Tierwohl in der Breite umzusetzen und durch das Engagement des Lebensmitteleinzelhandels die Tierhalter für ihre Mehraufwendungen für das Plus an Tierwohl zu entlohnen. De facto sind heute die ITW-Kriterien Branchenstandard, auch die Besatzdichten von 53 kg/m² für Putenhähne und 48 kg/m² für Putenhennen. Unverständlich am hessischen Vorstoß: Ministerin Hinz orientiert sich bei den Besatzdichten mit je einem Kilo weniger offenbar eng an den ITW-Vorgaben - und hebelt damit das erfolgreiche Programm in seiner Wirkung aus. "Ein Plus an Tierwohl bringt das definitiv nicht, dafür aber ein sattes Minus für unsere Putenhalter - denn für unsere zusätzlichen Tierwohl-Aufwendungen sehen wir dann keinen Cent mehr", hinterfragt Thomas Storck den Sinn einer solchen Verordnung. "Eine wirtschaftliche Putenhaltung ist so nicht mehr möglich. Es steht die Zukunft einer ganzen Branche auf dem Spiel."
Ziel der deutschen Putenwirtschaft bleibt europäische Putenhaltungsrichtlininie
So lobenswert das Interesse der Ministerin für Tierwohl und Putenhaltung auch sei - sehr viel sinnvoller könne sie ihr Engagement auf europäischer Ebene beweisen, um sich dort im Rahmen der deutschen EU-Ratspräsidentschaft im zweiten Halbjahr 2020 für eine europäische Putenhaltungsrichtlinie stark zu machen, sagt VDP-Vorsitzender Storck: "Damit kann Ministerin Hinz ein echtes Plus an Tierwohl schaffen. Und dafür sorgen, dass die deutschen Putenhalter wettbewerbsfähig bleiben."
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