VDA - Verband der Automobilindustrie e.V.
Erster Osteuropatag auf der IAA Nutzfahrzeuge
Hannover (ots)
EU-Kommissarin Hübner drängt auf leistungsfähigere Transportinfrastruktur in Europa / VDA-Präsident Gottschalk regt Masterplan Güterverkehr auch für erweitertes Europa an
"Die Transportinfrastruktur in Europa muss leistungsfähiger werden", betonte Prof. Dr. Danuta Hübner, EU-Kommissarin für Regionalpolitik, auf dem Osteuropatag, der heute zum ersten Mal auf der IAA Nutzfahrzeuge stattfand. Die EU-Kommissarin hat die Schirmherrschaft für diese Premierenveranstaltung übernommen. In ihrer Grußbotschaft vor den Teilnehmern des Symposiums, von denen viele aus Ländern Osteuropas angereist waren, sagte sie: "Die Stärkung der Infrastruktur in den wirtschaftlich schwachen Regionen Europas ist der beste Weg, die Märkte in der EU zu verbinden, Engpässe im Güterverkehr abzubauen, Logistikströme zu beschleunigen, die regionale Kohäsion zu stärken und Arbeitsplätze zu schaffen." In Osteuropa sei die Verkehrsinfrastruktur vergleichsweise noch spärlich ausgebaut. Zwar würden Straßen mit großem Tempo gebaut, allerdings beschränkten sich diese Maßnahmen noch auf wirtschaftsstarke Regionen. Aus diesem Grund seien Investitionen in die Transportinfrastruktur in den jungen osteuropäischen Mitgliedstaaten eine der Prioritäten des Kohäsions-Plans 2007-2013 der Europäischen Union. Prof. Hübner zeigte sich davon überzeugt, damit die gleiche wirtschaftliche Schubwirkung erzielen zu können, wie das in den vergangenen Jahren in benachteiligten Regionen Spaniens oder Portugals gelungen war.
Für Andreas Renschler, Vorstand DaimlerChrysler AG, Truck Group, ist "der Transport über die Straße heute und in Zukunft das Maß aller Dinge". Deshalb bescheinigte er der Nutzfahrzeugindustrie in den osteuropäischen Märkten großes Wachstumspotenzial. Viele Standorte der Nutzfahrzeugindustrie in Mittel- und Osteuropa haben inzwischen eine bedeutende Stellung bei Produktion und Absatz entwickelt. Der Markt in Osteuropa ist heute dreimal so groß wie in Deutschland und entspricht ca. 10 Prozent des Weltmarktes.
"Die Infrastruktur darf nicht zum begrenzenden Faktor für Wachstum, Beschäftigung und die Integration Osteuropas werden", betonte Prof. Dr. Bernd Gottschalk, Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA). Deshalb müssten alle Anstrengungen darauf gerichtet werden, mit einer Infrastrukturoffensive Bedingungen für die Verkehrsträger zu schaffen, die es ermöglichen, die von Wirtschaft und Gesellschaft gewünschten und benötigten Transportvolumina zu leisten, forderte Prof. Gottschalk.
Der VDA-Präsident regte an, auch für das erweiterte Europa einen Masterplan Güterverkehr, wie er gegenwärtig mit der Bundesregierung für Deutschland erarbeitet wird, zu entwickeln, um über die Landesgrenzen hinaus eine Abkehr von planwirtschaftlichen Elementen in der Verkehrspolitik zu erwirken und stattdessen dem Transport und der Logistik einen höheren Stellenwert in der Wirtschaftspolitik zu verschaffen. Die Revision des Weißbuches für Verkehrspolitik biete ein gutes Fundament für eine solche Initiative, die Deutschland im Rahmen seiner europäischen Ratspräsidentschaft im kommenden Jahr auf den Weg bringen könnte, so der VDA-Präsident.
"Das Nutzfahrzeug ist in den jungen EU-Mitgliedstaaten in Osteuropa an die Spitzenpo¬sition der Verkehrsträger gefahren", sagte Prof. Gottschalk. Der Anteil der Straße am gesamten Güterverkehr zu Lande hat dort bis heute die 50-Prozent-Marke überschrit¬ten; 1990 lag er noch bei rund einem Drittel. Ohne den Straßengüterverkehr hätten sich Industrie, Handel sowie Wachstum und Beschäftigung in den neuen Marktwirtschaften nicht entwickeln lassen, ergänzte Prof. Gottschalk.
Seit dem Jahr 2000 haben sich die Verkäufe von Nutzfahrzeugen in Osteuropa mehr als verdoppelt und sind um 120 Prozent auf 866.000 Einheiten in diesem Jahr gestiegen. Der Absatz von Nutzfahrzeugen über 6 Tonnen in Osteuropa ist in den letzten fünf Jahren um über 40 Prozent gewachsen. Fast die Hälfte der Fahrzeuge wird in Russland gekauft, 28 Prozent gehen an türkische Abnehmer, 17 Prozent entfallen auf die neuen EU-Mitgliedstaaten und acht Prozent auf die Kandidatenländer. In den neuen EU-Mitgliedstaaten ist die Nachfrage nach Nutzfahrzeugen zwischen 2000 und 2005 um 37 Prozent auf 149.000 Einheiten gestiegen. Im laufenden Jahr stiegen die Verkäufe bis August um weitere 20 Prozent. Dabei hat sich der Anteil der schweren Lkw über 6 Tonnen in den letzten fünf Jahren von 18 auf 22 Prozent erhöht.
Andreas Renschler: "Es steht zu erwarten, dass die Region deutlich stärker wächst als die etablierten Triademärkte." Die Vorteile der Länder Osteuropas liegen für Renschler auf der Hand: wettbewerbsfähige Kostenstrukturen, die Nähe zu den Wachstumsmärkten von heute und morgen, geringe Inflation und niedrige Zinsen. Auch wenn die Heimatregion wichtig sei und bliebe, so bedeute dies nach Meinung von Renschler für die deutsche Nutzfahrzeugindustrie, dass alle Elemente der automobilen Wertschöpfungskette einem noch härterem Standortwettbewerb unterliegen werden. Die deutsche Nutzfahrzeugindustrie profitiere von ihrer zentralen geographischen Lage und dem Marktzutritt in die neuen Wachstumsregionen. Allerdings sei sie kontinuierlich gefordert, entsprechende Angebote für neu entstehende Nachfrage bereit zu halten, Märkte mit Investitionen zu eröffnen und dabei die traditionellen Standorte im Konzert der globalen Wertschöpfung weiter zu optimieren.
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