Franz Beckenbauer im Premiere-Magazin über Stürmerprobleme und WM
2006
"Haben zur Zeit leider keine Typen wie Brehme, Häßler und
Matthäus!"
München (ots)
Franz Beckenbauer ist Deutschlands WM-Experte: Den historischen Erfolg 1954 erlebte er als Neunjähriger, 1966 bestritt er sein erstes WM-Spiel. Als Spieler eroberte er 1974 den goldenen WM-Pokal, 16 Jahre später führte der Teamchef Beckenbauer die DFB-Elf zum dritten Triumph. Im Interview mit dem Premiere-Magazin (Mai-Ausgabe) wagt der "Kaiser", der die WM 2002 exklusiv für Premiere kommentieren wird, schon einmal einen Blick auf die beiden kommenden Weltmeisterschaften.
Zu den Chancen der Deutschen Nationalmannschaft beim Turnier in Japan/Südkorea meint Beckenbauer: "Das Viertelfinale ist das Zwischenziel, das müsste eigentlich zu machen sein. Alles, was darüber hinaus erreicht wird, wäre ein Erfolg. Ein Scheitern vorher ist eine Enttäuschung, aber es kommt sicherlich darauf an, unter welchen Umständen. Und mit den Stützen Michael Ballack und Sebastian Deisler beginnt dann schon die Vorbereitung auf die WM 2006."
Allerdings sieht der "Kaiser" auch die Schwachpunkte des Teams: "Wir haben zur Zeit keine Superstürmer, wie damals Rudi Völler und Jürgen Klinsmann. Aber wenn Du keine hast, brauchst Du ein anderes Konzept, ein starkes Mittelfeld zum Beispiel. Und torgefährliche Spieler haben wir ja. Ballack, Deisler und Scholl können doch auch Tore schießen. Und im Sturm gibt's den Miroslav Klose aus Kaiserslautern, der ist ja ein großes Talent."
Und weiter: "Die Mannschaft ist zwar noch nicht so gefestigt wie die von 1990. Auch in puncto spielerischer Klasse fehlt noch etwas. Thomas Häßler, Andreas Brehme oder ein Matthäus waren natürlich Individualisten, die ein Spiel alleine entscheiden konnten. Die haben wir zur Zeit leider nicht. Aber dafür ist das Team sehr ausgeglichen besetzt."
Als persönliches großes Ziel nennt Beckenbauer die Titelkämpfe im eigenen Land: "Meine Konzentration gilt der WM 2006. Danach soll es heißen 'Mensch, das war eine schöne Weltmeisterschaft. Das hätten wir den Deutschen eigentlich gar nicht zugetraut'!"
Auf die Frage, ob alle Spiele einer WM im Free-TV zu sehen sein müssten, antwortete er: "Ach, das sind doch populistische Aussagen von Politikern. Die sagen: Alle Spiele müssen ins Free-TV und dürfen kein zusätzliches Geld kosten. Klar, die Leute klatschen und denken 'Bravo, das ist unser Mann'. Aber ich sage Ihnen, das ist ein Populist! Wo gibt's denn heute noch was umsonst? Was gut ist, kostet Geld und da gibt es im Fußball zu Premiere überhaupt keine Alternativen. Das ist das beste Programm, das es jemals in Europa gegeben hat!"
Auf der Tribüne erlebt der einstige Weltklasse-Libero den Fußball immer noch ungeschminkt: "Am schlimmsten ist es bei wichtigen Spielen der Bayern oder der Nationalmannschaft. Da sitzen oft Persönlichkeiten wie Ministerpräsident Stoiber oder der Präsident von Real Madrid neben mir. Da musst du dich natürlich ein bisschen zurückhalten. Aber wenn wir Fußballer unter uns sind, gibt es schon deftige Ausdrücke. Der Karl-Heinz Rummenigge zum Beispiel redet ja 90 Minuten lang. Pausenlos. Und nach so einem Spiel sind dann zwölf Mann verkauft. Oft kriege ich das zwar nicht richtig mit, weil ich mich auf's Spiel konzentriere. Da kann neben mir Blasmusik spielen oder einer Gedichte aufsagen. Aber meistens möchte ich auch noch meinen Senf dazugeben. Dann verkauft der Kalle neun und ich drei. Aber so ist es halt. Ein schlechtes Spiel kann ich einfach nicht schönreden!"
Rückendeckung erhält der momentan unter Beschuss stehende FIFA-Präsident Blatter von Beckenbauer: "Da hat man irgendeinen Somalier ausgegraben, der nach vier Jahren behauptet, er sollte damals bestochen worden sein. Also dümmer geht's wirklich nicht mehr. Man will dem Sepp an's Leder, aber das ist nicht neu. Doch diese Geschichte jetzt ist unglaubwürdig. Sicherlich, was er sich gefallen lassen muss, ist, dass die Ausgaben der FIFA für den Fußball höher sind, als es die Finanzlage erlaubt. Man hatte natürlich auch großartige Einnahmen etwa im Fernsehbereich. Da bist Du natürlich geneigt, großzügig zu sein. Aber das wissen die mittlerweile und müssen halt in Zukunft ein bisschen sparsamer sein."
Das komplette Interview ist ab der kommenden Woche im Premiere-Magazin nachzulesen.
Rückfragen: Dietrich Wöstehoff Premiere Sport-PR Tel.: 089/9958-6362 dietrichwoestehoff@premiere.de
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