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KBV kritisiert Umgang mit Anwendungsbeobachtungen
Studien dienen oft einzig zu Marketingzwecken

Köln (ots)

"Über 80 Prozent aller Anwendungsbeobachtungen sind
nichts anderes als Marketinginstrumente. Sie sollen den Arzt mit
einem neuen Präparat vertraut machen und den Patienten daran
gewöhnen." Mit diesen Worten kritisierte heute Dr. Leonhard Hansen,
der Zweite Vorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV),
den Umgang der Pharmaindustrie mit diesen Untersuchungen.
Anwendungsbeobachtungen sollen zeigen, wie ein Arzneimittel unter
Alltagsbedingungen bei Patienten wirkt. "Prinzipiell sind diese
Beobachtungen eine wertvolle Möglichkeit, Erfahrungen mit neuen
Medikamenten zu sammeln. Aber die Mehrzahl der Untersuchungen hat mit
Wissenschaft nichts mehr zu tun. Höchstens 20 Prozent der Studien
entsprechen wissenschaftlichen Mindestanforderungen", sagte Hansen.
Beobachtungszeiträume sind oft zu kurz, um aussagefähige Ergebnisse
zu Nutzen oder Nebenwirkungen eines Medikaments zu erzielen. Liegen
Ergebnisse vor, gelangen sie nicht an die Öffentlichkeit. "In einigen
Fällen initiieren Arzneimittelunternehmen Studien zu Präparaten, die
seit Jahrzehnten auf dem Markt sind und lediglich an Umsatz eingebüßt
haben. Auf diese Weise sollen die Produkte wieder vermehrt
verschrieben werden", so der Zweite KBV-Vorsitzende.
Pharmaunternehmen sind nach Paragraph 67 (6) des
Arzneimittelgesetzes seit 1998 dazu verpflichtet,
Anwendungsbeobachtungen unverzüglich der KBV sowie der zuständigen
Bundesoberbehörde mitzuteilen. Der Informationsgehalt der Meldungen
ist nach Angaben der Kassenärzteorganisation gering. In 40 von 100
Fällen teilen Firmen lediglich mit, dass sie eine
Anwendungsbeobachtung zu einem bestimmten Präparat durchführen, ohne
weitere Details zu nennen. Hansen verlangte deshalb vom
Bundesministerium für Gesundheit und Soziale Sicherung, bei einer
Novellierung des Arzneimittelgesetzes die Meldepflicht auszuweiten
und die Studienanforderungen zu erhöhen: "Nur so kann die Qualität,
der wissenschaftliche Nutzen und die Transparenz von
Anwendungsbeobachtungen verbessert werden."
Ihre Ansprechpartner:
Dr. Roland Stahl, Tel.: 0221 / 4005-213
Roland Ilzhöfer,  Tel.: 030 / 4005-1230
Gabriele Prissok, Tel.: 030 / 4005-1240

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