KBV - Kassenärztliche Bundesvereinigung
BÄK und KBV warnen vor anhaltendem Ärztemangel
Beunruhigende Entwicklung: Ruhestandswelle und fehlender Nachwuchs
Berlin (ots)
Der Ärztemangel in Deutschland hat sich manifestiert. Bis zum Jahr 2010 werden 40.340, bis 2015 sogar 74.449 der derzeit noch in Praxen und Krankenhäusern tätigen Mediziner in Ruhestand gehen. Das sind 17.219 Abgänge in den Kliniken, 23.480 bei den Hausärzten und 33.750 bei den Fachärzten. Engpässe treten bereits jetzt bundesweit in Krankenhäusern und in der ambulanten Versorgung in Ostdeutschland auf. Das belegt eine Studie, die Bundesärztekammer (BÄK) und Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) heute in Berlin vorstellten.
"Wenn 57.230 Vertragsärzte bis zum Jahr 2015 aus der ambulanten Versorgung aussteigen, dann sind das fast die Hälfte aller niedergelassenen Mediziner. In den neuen Ländern sind es allein 23.500. Nachwuchs ist kaum in Sicht", erklärte der Vorstandsvorsitzende der KBV, Dr. Andreas Köhler. "Wir entfernen uns Tag und Tag mehr von dem Anspruch, eine flächendeckende und wohnortnahe Versorgung für alle Menschen in diesem Land bereitzustellen. Ärztemangel ist an vielen Orten bereits Realität, wenn auch in unterschiedlicher Ausprägung und Intensität. Die Gründe für diese Entwicklung liegen offen zu Tage: Der Arztberuf hat gerade für viele junge Ärztinnen und Ärzte stark an Attraktivität eingebüßt. Die schlechten Bedingungen in Klinik und Praxis, gekennzeichnet durch hohe Arbeitsverdichtung, ausufernde Bürokratie und schlechte Bezahlung, führen dazu, dass zunehmend mehr Ärzte Ausschau nach Alternativen zur kurativen Medizin halten", führte BÄK-Präsident Professor Jörg-Dietrich Hoppe aus.
Den vorläufigen Höhepunkt der Ruhestandswelle erwarten BÄK und KBV 2006. In diesem Jahr werden 6.000 ambulant tätige Mediziner ihre Zulassung zurückgeben. Spürbar ist der Mangel jedoch bereits jetzt. Die gemeinsame Studie nennt sechs Arztgruppen, bei denen die Zahlen schon im Jahr 2004 rückläufig sind, darunter Augen- und Frauenärzte. Drastisch stieg auch das Durchschnittsalter der niedergelassenen Mediziner: Lag es 1993 noch bei 46,6 Jahren, kletterte es 2004 auf 50,8 Jahre.
"Sorgen bereitet uns vor allem, dass immer mehr junge Leute ihr Medizinstudium abbrechen. Schlossen es 1993 noch 11.555 Akademiker ab, so waren es im Jahr 2003 nur noch 8.947", zeigte sich Hoppe besorgt. Entsprechend sei auch die Zahl der Ärzte im Praktikum im selben Zeitraum von 21.960 auf 17.460 gesunken.
"Dem deutschen Gesundheitswesen gehen die Ärzte aus! - Studie zur Altersstruktur- und Arztzahlentwicklung, 3. aktualisierte und überarbeitete Auflage" ist zu beziehen bei der KBV, Dr. Thomas Kopetsch, Leiter der Abteilung Bedarfsplanung, Bundesarztregister und Datenaustausch, unter der Telefonnummer 030 / 4005-1411 und der E-Mail-Adresse tkopetsch@kbv.de.
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