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UNICEF: Kinder im Jemen von tödlichem Hunger bedroht | Sperrfrist 26.6., 02.01 Uhr

UNICEF: Kinder im Jemen von tödlichem Hunger bedroht | Sperrfrist 26.6., 02.01 Uhr
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EMBARGO: 26. JUNI 2020, 02.01 UHR

UNICEF-Report zu fünf Jahren Bürgerkrieg im Jemen

Kinder im Jemen von tödlichem Hunger bedroht

UNICEF warnt: Weil Hilfsgelder fehlen und sich Covid-19 ausbreitet, könnte die Zahl mangelernährter Kinder im Jemen bis Ende des Jahres auf 2,4 Millionen ansteigen

SANA'A/ ADEN/ AMMAN/ KÖLN, 26. Juni 2020 // Millionen Kinder im Jemen drohen in den kommenden Monaten an den Rand einer Hungersnot zu geraten, weil dringend benötigte Gelder für humanitäre Hilfe fehlen. Fünf Jahre nach dem Beginn des Konflikts warnt UNICEF in dem heute veröffentlichten Bericht "Jemen fünf Jahre danach: Kinder, Konflikt und Covid-19" davor, dass sich die katastrophale Situation der jemenitischen Kinder noch erheblich verschlechtern könnte. Das zerstörte Gesundheitssystem und die Infrastruktur des Landes sind mit der Covid-19-Pandemie vollkommen überfordert. Die Folgen für Kinder sind dramatisch:

  • In den kommenden sechs Monaten könnten im Jemen weitere 30.000 Kinder von lebensbedrohlicher, schwerer akuter Mangelernährung betroffen sein. Die Zahl der mangelernährten Kinder unter fünf Jahren könnte auf insgesamt 2,4 Millionen ansteigen - das entspricht fast der Hälfte aller Kinder unter fünf Jahren im Land.
  • Bis Ende des Jahres könnten weitere 6.600 Kinder unter fünf Jahren an vermeidbaren Ursachen sterben. Das Gesundheitssystem steht kurz vor dem Zusammenbruch. Nach Jahren des Konflikts ist nur die Hälfte der Gesundheitseinrichtungen funktionsfähig, zudem fehlen Medikamente, Ausstattung und Personal.
  • Der mangelnde Zugang zu Wasser und sanitären Einrichtungen fördert die Ausbreitung des Coronavirus. Rund 9,58 Millionen Kinder haben keinen ausreichenden Zugang zu sauberem Wasser, sanitären Anlagen oder Hygiene.
  • Weil Schulen geschlossen sind, haben 7,8 Millionen Kinder keinen Zugang zu Bildung.
  • Weil Kinder nicht mehr zum Unterricht gehen können und sich gleichzeitig die wirtschaftliche Lage verschlechtert, wächst das Risiko für Kinderarbeit, Kinderehen oder dafür, dass Mädchen und Jungen von bewaffneten Gruppierungen oder dem Militär rekrutiert werden. Die Vereinten Nationen haben in den letzten fünf Jahren allein 3.467 Kinder registriert, die von bewaffneten Streitkräften oder Gruppen rekrutiert und eingesetzt wurden - einige von ihnen waren erst zehn Jahre alt.

"Man kann das ganze Ausmaß dieser weltweit schlimmsten humanitären Krise kaum übertreiben. Kinder kämpfen um ihr Überleben, während Covid-19 im Land Einzug hält", sagte Sara Beysolow Nyanti, Leiterin von UNICEF Jemen. "Wenn wir dringend benötigte Finanzmittel nicht erhalten, werden die Kinder an den Rand einer Hungersnot gedrängt und viele werden sterben. Die internationale Gemeinschaft wird damit die Botschaft aussenden, dass es auf das Leben von Kindern in einem Land, das durch Konflikt, Krankheiten und dem wirtschaftlichen Kollaps zerstört wurde, einfach nicht ankommt."

Was passiert, wenn Hilfe ausbleibt?

Der UNICEF-Bericht warnt: Wenn nicht bis Ende August 54,5 Millionen US-Dollar für Gesundheits- und Ernährungshilfe bereitstehen, droht eine Katastrophe.

  • Schätzungsweise 23.500 Kinder im Jemen werden in Gefahr sein, an schwerer akuter Mangelernährung zu sterben.
  • Bis zu einer Million Kinder werden keine lebenswichtigen Mikronährstoffpräparate und Vitamin A erhalten.
  • 500.000 schwangere und stillende Mütter können bei der Ernährung nicht unterstützt werden. Dazu gehört die Beratung zur Ernährung von Säuglingen und Kleinkindern sowie die Vergabe von Folsäure- und Eisenpräparaten.
  • Fünf Millionen Kinder unter fünf Jahren können nicht gegen tödliche Krankheiten geimpft werden.
  • 19 Millionen Menschen werden vom Zugang zur Gesundheitsversorgung ausgeschlossen, darunter eine Million schwangere und stillende Mütter und ihre Kinder.

Aus dem Bericht geht ebenso hervor, dass ab Ende Juli wichtige Wasser- und Sanitärprogramme für drei Millionen Kinder und ihre Gemeinden nach und nach eingestellt werden müssen, sofern nicht 45 Millionen US-Dollar bereitgestellt werden. Dies wird weitere besonders negative Auswirkungen auf mangelernährte Kinder haben, deren Zustand sich weiter verschlechtert.

Insgesamt benötigt UNICEF für humanitäre Hilfe für Kinder im Jemen in diesem Jahr 461 Millionen US-Dollar sowie weitere 53 Millionen US-Dollar für den Kampf gegen die Covid-19-Pandemie. Bislang ist die humanitäre Hilfe im Land nur zu 39 Prozent und die Covid-19-Nothilfe nur zu zehn Prozent finanziert.

UNICEF arbeitet mit der Weltgesundheitsorganisation und den lokalen Behörden in allen Landesteilen zusammen, um Kindern in Not zu helfen. Dazu gehören:

  • die Aufrechterhaltung allgemeiner Gesundheitsdienste und humanitärer Programme für Kinder im ganzen Land, wie der Zugang zu sauberem Wasser und sanitären Einrichtungen sowie zu Bildung und zum Schutz gefährdeter Kinder,
  • Maßnahmen, um die Ausbreitung der Covid-19-Pandemie zu verhindern, indem Millionen Menschen wichtige Informationen zum Schutz vor der Krankheit über Fernsehen, Radio und soziale Medien erhalten,
  • die Beschaffung, der Transport und die Verteilung von Hilfsgütern, die im Kampf gegen die Pandemie besonders wichtig sind sowie die Schulung von 30.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Gesundheitswesens in der Infektionsprävention und -Bekämpfung.

"UNICEF arbeitet unter unglaublich schwierigen Bedingungen rund um die Uhr, um Kindern in Not zu helfen, aber wir haben nur einen Bruchteil der dafür erforderlichen Mittel", sagte Nyanti. "Kinder im Jemen brauchen dauerhaften Frieden und Stabilität in ihrem Land. Bis dies erreicht ist, müssen wir alles tun, um Leben zu retten und Kinder zu schützen."

FOTOREPORTAGE: KINDHEIT IM JEMEN

Fünf Jahre nach dem Ausbruch der Gewalt im Jemen spitzt sich die Lage für die Kinder immer mehr zu. Durch die Corona-Pandemie droht aus der schon vorher bestehenden Krise im Land jetzt eine Katastrophe zu werden. Unsere beeindruckende Fotoreportage dokumentiert die Situation der Kinder im Jemen (abrufbar ab 26. Juni 2020, 02.01 Uhr).

SERVICE FÜR REDAKTIONEN

" Den vollständigen Report (in Englisch) sowie aktuelle Fotos und sendefähiges Bildmaterial finden Sie hier.

Hintergrundinformation*

Die Angabe zu Kindern unter fünf Jahren, die an vermeidbaren Ursachen sterben könnten, basiert auf der Studie der Bloomberg School of Public Health der Johns Hopkins University (JHU): Robertson, Timothy, et al., "Frühe Schätzungen der indirekten Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf die Mütter- und Kindersterblichkeit in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen: eine Modellstudie", The Lancet Global Health, Mai 2020, letzter Zugriff am 26. Mai 2020.

Pressekontakt: 
UNICEF Deutschland, Rudi Tarneden, Pressesprecher, 0221/93650-315,  presse@unicef.de

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