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Sudan: So viele Kinder wie nie zuvor benötigen lebensrettende Hilfe

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Sudan: So viele Kinder wie nie zuvor benötigen lebensrettende Hilfe

2024 könnten 3,5 Millionen Kinder von akuter Mangelernährung betroffen sein / Mehr Kinder drohen an Mangelernährung und Krankheiten zu sterben als durch den Krieg selbst, wenn finanzielle Mittel nicht erhöht werden und der humanitäre Zugang nicht gewährleistet wird

Port Sudan/Köln, den 9. Februar 2024 // Nach fast 300 Tagen Krieg sind so viele Kinder im Sudan vertrieben wie nirgendwo anders auf der Welt. Mittlerweile ist das Leben von mehr Kindern durch Vertreibung, Mangelernährung und fehlende Gesundheitsversorgung in Gefahr als durch den bewaffneten Konflikt selbst.

In den Regionen, die mit humanitärer Hilfe erreicht werden können, verzeichnet UNICEF eine Rekordzahl schwer mangelernährter Kinder. Ohne Behandlung ist ihr Leben in Gefahr. Die Situation der Kinder in Gebieten, die aufgrund der Kämpfe nicht mit humanitärer Hilfe erreicht werden können, ist noch dramatischer.

UNICEF schätzt, dass in diesem Jahr 3,5 Millionen Kinder von akuter Mangelernährung betroffen sein werden – rund 700.000 von ihnen so schwer, dass sie eine gezielte, lebensrettende Behandlung benötigen.

Rund drei Millionen Kinder wurden seit Ausbruch der Kämpfe im Frühjahr 2023 innerhalb des Landes vertrieben, zusätzlich zu den zwei Millionen, die zuvor aufgrund der Gewalt ihr Zuhause verlassen mussten. UNICEF befürchtet, dass die Zahl der Kinder, die in den stark überfüllten und unhygienischen Flüchtlingscamps sterben, dramatisch steigen könnte. Die Ausbreitung von Krankheiten gefährdet das Leben insbesondere von Kindern, die an schwerer akuter Mangelernährung leiden. Das Risiko, dass ein schwer akut mangelernährtes Kind an Krankheiten stirbt, ist bis zu zehnmal so hoch wie bei einem gesunden Kind.

Das staatliche Gesundheitspersonal wurde seit Monaten nicht mehr bezahlt. Mehr als 70 Prozent der Gesundheitseinrichtungen in den vom Konflikt betroffenen Gebieten sind nicht mehr funktionsfähig. Zwei Drittel der Bevölkerung haben keinen Zugang zu medizinischer Versorgung. Allein die Zahl der Cholerafälle hat sich im vergangenen Monat mehr als verdoppelt. Bis Ende Januar wurden über 10.000 Verdachtsfälle und 300 Todesfälle registriert, davon 16 Prozent bei Kindern unter fünf Jahren. In Gebieten, in denen viele vertriebene Kinder leben, sind Masern ausgebrochen.

„Das tödliche Zusammenspiel von Mangelernährung, Vertreibung und Krankheit nimmt mit jedem Tag zu. Es bleibt nur ein extrem kurzes Zeitfenster, um einen massiven Verlust an Menschenleben zu verhindern“, sagte UNICEF-Exekutivdirektorin Catherine Russell. „Wir brauchen einen sicheren, dauerhaften und ungehinderten Zugang für humanitäre Hilfe über Konfliktlinien und Grenzen hinweg – und wir benötigen internationale Unterstützung, um die lebenswichtige Grundversorgung aufrechtzuerhalten, auf die Kinder angewiesen sind.“

Laut der jüngsten Analyse zur Ernährungssicherheit im Sudan wurde in der Erntesaison von Oktober bis Februar die höchste jemals verzeichnete Hungersstufe verzeichnet, nachdem sich die Kämpfe auch im Bundesstaat Jezira, der Kornkammer des Sudan, ausgeweitet hatten.

Sollte die humanitäre Hilfe nicht erheblich aufgestockt werden, besteht in Teilen von Khartum, Kordofan und Darfur ein erhöhtes Risiko einer katastrophalen Hungersituation in der Zeit zwischen den Ernten, die bereits im März beginnen könnte.

Besonders wichtig ist es, humanitäre Hilfsgüter nach Darfur zu bringen, wo einige der verheerendsten Kämpfe stattgefunden haben. Mehr als ein Drittel der vertriebenen Bevölkerung sucht dort Schutz. Schätzungsweise 200.000 Kindern in Darfur droht schwere Mangelernährung.

UNICEF ist der einzige Lieferant von therapeutischer Zusatznahrung für schwer mangelernährte Kinder. Gemeinsam mit seinen Partnern hat UNICEF die lebensrettende Versorgung bis Juli sichergestellt. Mobile Gesundheits- und Ernährungsteams sind im Einsatz, um den Zusammenbruch der lebensrettenden Gesundheitsversorgung von Kindern zu verhindern. Kampagnen finden statt, um mangelernährte Kinder zu identifizieren und zu versorgen. Darüber hinaus unterstützt UNICEF das Gesundheitspersonal.

Rund 14 Millionen Kinder – die Hälfte aller Kinder im Sudan – benötigen humanitäre Hilfe. Tausende Mädchen und Jungen wurden getötet und verletzt. Die Rechte unzähliger weiterer werden schwer verletzt. Dazu gehört sexualisierte Gewalt und die Rekrutierung oder der Einsatz von Kindern als Kindersoldaten. Rund 19 Millionen Kindern haben keinen Schulunterricht mehr.

UNICEF benötigt im laufenden Jahr 840 Millionen US-Dollar, um 9,9 Millionen Menschen, darunter 7,6 Millionen Kinder, mit humanitärer Hilfe zu versorgen. Trotz der großen Not der Menschen wurden 2023 lediglich 28 Prozent des UNICEF-Nothilfeaufrufs für Kinder im Sudan finanziert.

„Wir dürfen die Kinder im Sudan nicht im Stich lassen“, sagte Russell. „Die Auswirkungen von fast zehn Monaten Krieg, Vertreibung, Krankheit und Not für die 24 Millionen Kinder im Sudan sind entsetzlich. Ohne sofortige Maßnahmen und zusätzliche Mittel droht dem Land eine generationenübergreifende Katastrophe, die schwerwiegende Auswirkungen auf das Land, die Region und darüber hinaus haben wird. Mehr als alles andere benötigen die Kinder im Sudan einen Waffenstillstand und Frieden.“

Service für die Redaktionen

» UNICEF-Sprecher James Elder hat in dieser Woche die UNICEF-Programme für Kinder in Tschad und Sudan besucht. Gerne vermitteln wir Interviews.

» Bild- und Videomaterial finden Sie hier.

Pressekontakt: 
UNICEF Deutschland, Christine Kahmann, Sprecherin, 030/275807919,  presse@unicef.de

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