Jahrestag des Erdbebens in Syrien und der Türkei: Der lange Schatten der Katastrophe
Berlin/München (ots)
Über 58.000 Menschen starben, unzählige wurden verletzt, Hunderttausende über Nacht obdachlos: Eine Katastrophe der Größenordnung wie das Erdbeben im syrisch-türkischen Grenzgebiet am 6. Februar 2023 lässt sich nicht in einem Jahr bewältigen. Die medizinische Hilfsorganisation Ärzte der Welt ruft die internationale Gemeinschaft dazu auf, die Menschen in den betroffenen Regionen weiterhin umfangreich zu unterstützen.
"Es ist beeindruckend zu sehen, mit welcher Resilienz die Menschen die Folgen dieser Jahrhundertkatastrophe bewältigen. Dabei brauchen sie nach wie vor dringend Hilfe. Vor allem die Gesundheitsversorgung hat extrem gelitten", sagt der Direktor von Ärzte der Welt Deutschland François De Keersmaeker.
Vor allem Menschen, die ihr Haus und Einkommen verloren haben, kämpfen damit, Grundbedürfnisse, wie Lebensmittel und eine Wohnung, zu finanzieren. Ein geregeltes Leben ist nach wie vor für sehr viele nicht möglich. Die meisten Überlebenden sind psychisch oder physisch durch das Erdbeben und seine Folgen beeinträchtigt. Eine große Anzahl von Menschen in Syrien und der Türkei, unter ihnen zahlreiche vor dem Krieg in Syrien Geflüchtete, müssen noch in Zelten oder Containern ausharren. Hier sind sie kaum vor Kälte, Hitze oder Regen geschützt und haben keinen ausreichenden Zugang zu sanitären Anlagen und fließendem Wasser. Durch die beengte Wohnsituation können sich ansteckende Krankheiten leicht ausbreiten. In Syrien kostete die Cholera bereits mehrere Menschen das Leben. Gleichzeitig ist die medizinische Infrastruktur in einem sehr schlechten Zustand. Nicht nur in dem Kriegsland Syrien sondern auch in der Türkei, wo nach wie vor nur wenige Krankenhäuser in der betroffenen Region voll funktionsfähig sind.
Die dramatischen Lebensbedingungen vieler Menschen befeuern auch Probleme wie häusliche und sexuelle Gewalt, Kinderarbeit und das Verheiraten von sehr jungen Mädchen.
Besonders schlimm ist die Situation der Menschen in Syrien, die schon vor den Erdbeben mit den Folgen des bereits 13 Jahre andauernden Krieges in ihrem Land zu kämpfen hatten. "Auch wenn die Rettungsphase der Katastrophenhilfe beendet ist, handelt es sich immer noch um eine Notsituation", sagt der Programmkoordinator von Ärzte der Welt Türkei Mustafa El Othman.
Ärzte der Welt ist schon seit über zehn Jahren in der Region aktiv und konnte der Bevölkerung seit dem ersten Tag nach der Katastrophe zur Seite stehen. Insgesamt haben die Teams von Ärzte der Welt über 425.300 Gesundheitsdienste für über 200.000 Betroffene der Katastrophe geleistet. Unter anderem mit mobilen medizinischen Teams, psychologischen Einzel- und Gruppensitzungen und dem Verteilen von Hygiene- und Gesundheitszubehör.
Bei Interesse geben die Expert*innen von Ärzte der Welt in den Erdbebengebieten gern ausführlich Auskunft zur Situation vor Ort.
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