Dem Tier des Jahres auf der Spur
Projekt in Sachsen-Anhalt schließt Datenlücke zur Verbreitung des Gartenschläfers
Hamburg (ots)
Wo steckt "Zorro", der kleine Bilch mit der schwarzen Augenmaske? Um diese Frage zu beantworten, startete die Deutsche Wildtier Stiftung im Mai 2023 in Sachsen-Anhalt eine Suchaktion nach dem Gartenschläfer, dem aktuellen Tier des Jahres. Dazu rief sie die Bürger der Einheitsgemeinden Stadt Oberharz am Brocken und der Stadt Wernigerode zur Mithilfe auf: Wer Zorro in seinem Garten entdeckt hatte, konnte dies der Stiftung melden. Mitarbeiterinnen der Stiftung selbst positionierten an 42 Standorten im Harz Fotofallen, um das Vorkommen von Gartenschläfern zu dokumentieren. Mit den Ergebnissen der Erfassung sollte eine Datenlücke geschlossen werden, die bei der "Spurensuche Gartenschläfer" - einem gemeinsamen Projekt von BUND, Justus-Liebig-Universität in Gießen und Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung - klaffte. Denn während im Nationalpark Harz bereits viele Nachweise von Gartenschläfern vorlagen, existierten außerhalb dieser Fläche in ganz Sachsen-Anhalt bislang lediglich zwei Nachweise.
Im Oktober ging das Tier des Jahres in den Winterschlaf - und die Wissenschaftler machten sich an die Auswertung. Mit erfreulichem Resultat: Insgesamt konnten 15 Nachweise von Gartenschläfern erbracht werden. "Das ist ein ordentliches Ergebnis, zumal einige Wissenschaftler vorab sehr skeptisch waren, ob in dem durch Trockenheit und Borkenkäferbefall stark veränderten Lebensraum in unserem Suchgebiet überhaupt mit Gartenschläfern zu rechnen sei", sagt Saskia Jerosch, Artenschützerin der Deutschen Wildtier Stiftung und Leiterin des Projekts. "Unsere Suche war sehr aufwendig, viele Standorte, die augenscheinlich perfekt für Gartenschläfer schienen, erbrachten keinen Nachweis." Immerhin wurden an diesen Standorten andere Tiere erfasst: Baummarder und Eichhörnchen, aber auch seltene Arten wie Mauswiesel, Luchs und Wildkatze. Dieses Datenmaterial gaben die Mitarbeiterinnen an wissenschaftliche Einrichtungen weiter, die zu diesen Tieren forschen. Ganz beendet ist das Projekt Gartenschläfer für Saskia Jerosch nicht - auch wenn der kleine Bilch den Titel "Tier des Jahres" bald an ein anderes Wildtier weiterreicht. "Wir werden natürlich auch weiterhin das Vorkommen des Gartenschläfers in Sachsen-Anhalt beobachten", verspricht Jerosch.
Info: Gartenschläfer gehören zur Familie der Bilche und werden auf der Roten Liste der Säugetiere Deutschlands in der Kategorie "stark gefährdet" geführt. Ursprünglich in Wäldern mit viel Totholz, Sträuchern und Waldsaumrändern zu Hause, besiedeln die kleinen Wildtiere mittlerweile in manchen Gegenden Deutschlands auch Gärten und Grünanlagen - vorausgesetzt, sie finden dort ausreichend Schutz und Nahrung, etwa durch beerentragende Hecken und Sträucher oder wilde Ecken, die vielen Insekten Unterschlupf bieten.
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