GDV - Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V.
Deutsche Versicherer wollen verstärkt in Energiewende investieren - dafür muss regulatorischer Rahmen geschaffen werden
Berlin (ots)
Die deutsche Versicherungswirtschaft will unter geeigneten Rahmenbedingungen ihr finanzielles Engagement in Erneuerbare Energien und Infrastrukturprojekte deutlich ausweiten. "Langfristiges Versicherungsgeschäft und Investitionen in ökologisch und ökonomisch nachhaltige Energie- und Infrastrukturprojekte passen gut zusammen. Damit wir verstärkt in diesem Bereich investieren können, brauchen wir ein langfristig stabiles und rechtssicheres Investitionsumfeld", so Jörg von Fürstenwerth, Vorsitzender der Hauptgeschäftsführung des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). "Dafür sind regulatorische Anpassungen notwendig. Diese können realisiert werden, ohne die öffentlichen Haushalte zu belasten."
Der GDV hat in einem aktuellen Positionspapier dazu die Handlungsfelder zusammengefasst, unter anderem:
- Aufsichtsrechtliche Stabilität und einen verlässlichen ordnungspolitischen Rahmen gewährleisten: Versicherer sind langfristige und sicherheitsorientierte Investoren. Langfristig stabile Rahmenbedingungen und hohe Planungssicherheit sind für ihre Kapitalanlageentscheidung wesentlich. Auch für Investitionen in Erneuerbare Energien und Infrastrukturprojekte benötigen sie ein stabiles Investitionsumfeld; insbesondere müssen nachträgliche oder rückwirkende Änderungen vermieden werden.
- Neue Risikoklasse unter Solvency II etablieren: Unter dem künftigen europäischen Aufsichtsregime Solvency II sollen Investitionen in Energie- und Infrastrukturprojekte wie risikoreiche Investitionen in Hedgefonds oder Private Equity behandelt werden - obwohl sie deutlich sicherer sind. Die Versicherungswirtschaft fordert für solche Anlagen deshalb eine eigene adäquate Risikoklasse mit einer deutlich geringeren Eigenmittelunterlegung.
- Europäische Entflechtungsvorschriften anpassen: Die bestehenden europäischen Entflechtungsvorschriften sehen eine strikte Trennung der gleichzeitigen Investition in Energieerzeugung und -transport vor und begrenzen das potenzielle Finanzierungsvolumen privater Investoren damit deutlich. Aus Sicht des GDV könnten und sollten die Entflechtungsvorschriften entsprechend gelockert werden, ohne dass ihr zentrales Ziel - die Sicherstellung des Wettbewerbs im Energiemarkt - infrage gestellt wird.
- Anlagemöglichkeiten für Versicherer sinnvoll erweitern: Die aktuellen Anlagevorschriften für deutsche Versicherer berücksichtigen noch nicht die geringen Risiken bestimmter Infrastrukturinvestitionen. Zudem haben die Versicherer ihr Risikomanagement in Vorbereitung auf Solvency II in den letzten Jahren deutlich ausgebaut und professionalisiert. Eine moderate Erweiterung der Anlagemöglichkeiten wäre bei unveränderter Sicherheit der Kapitalanlagen möglich und sinnvoll, um Investitionen in Energie- und Infrastrukturprojekte zu befördern. Beispielsweise sollten Investitionen in infrastrukturspezifische Fonds erleichtert werden, um auch kleinen und mittelgroßen Versicherern ein Engagement in diesem Bereich zu eröffnen. Das Positionspapier enthält weitere konkrete Vorschläge für einzelne Anlageklassen.
Das Positionspapier "Zur Verbesserung der Bedingungen für Investitionen in Infrastruktur und Erneuerbare Energien" ist unter gdv.de abrufbar: http://ots.de/4sIT7.
Die deutschen Versicherer beteiligen sich an der Energiewende nicht nur als Investoren, sondern sind auch unverzichtbare Risikoträger. Sie können Risiken aber nur übernehmen, wenn diese kalkulierbar bleiben. Konkrete Vorschläge, welche Änderungen schon bei der Planung neuer Anlagen berücksichtigt werden müssen, hat der GDV in die Diskussion eingebracht. Ihre Forderungen und ihr Know-how präsentieren die Versicherer im Rahmen der Hannover-Messe Anfang April.
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