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Bernd Raffelhüschen zur Finanzpolitik der Großen Koalition: Mit höherer Mehrwertsteuer längst überfällige Unternehmenssteuerreform finanzieren

Köln / Freiburg (ots)

Beitragssatzssenkung in der Arbeitslosenversicherung durch 
   Streichung "unsinniger" Maßnahmen der aktiven Arbeitsmarktpolitik
   möglich
Der Finanzwissenschaftler Professor Bernd Raffelhüschen hat die
künftige Regierungskoalition zu Sozialausgabenkürzungen aufgefordert
und gleichzeitig deutlich gemacht, dass Einnahmen aus einer
Mehrwertsteuererhöhung ausschließlich für nachhaltige Zwecke
eingesetzt werden dürften. In einem Interview mit dem heute
erscheinenden Verbrauchermagazin "Guter Rat" erklärte Raffelhüschen,
der auch als Botschafter der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft
aktiv ist: "Die zusätzlichen Einnahmen könnten helfen, eine längst
überfällige Unternehmenssteuerreform zu finanzieren. AGs und GmbHs
zahlen 25 Prozent Körperschaftsteuer zuzüglich ein Prozent
Solidaritätszuschlag. Das ist im internationalen Vergleich schon
recht gut. Aber wir leisten uns dazu noch rund 14 Prozent
Gewerbesteuer. Diese deutsche Besonderheit gehört im Interesse der
internationalen Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen
abgeschafft." Das werde sich auch im Sinne von mehr Beschäftigung
positiv auswirken.
Um den Beitragssatz der Arbeitslosenversicherung zu senken,
empfiehlt der Finanzwissenschaftler die Verringerung von Ausgaben
anstelle einer Mehrwertsteuererhöhung: Wenn man den - so
Raffelhüschen wörtlich - "Unsinn der so genannten aktiven
Arbeitsmarktpolitik beenden" würde, könnte die Beitragslast der
Arbeitslosenversicherung nachhaltig um rund ein Drittel gesenkt
werden. "Diese AB- und Fortbildungsmaßnahmen bringen in den meisten
Fällen keine neuen Jobs, sie kosten uns aber jährlich rund 20
Milliarden Euro - das entspricht fast 3 von 6,5 Beitragspunkten in
der Arbeitslosenversicherung. Kurzfristig ließen sich davon 1 bis 1,5
Beitragspunkte abbauen, ganz ohne Mehrwertsteuer-Erhöhung", erklärte
der Wissenschaftler.
Um Sozialausgaben zu senken, forderte Raffelhüschen auch
Minusrunden für die Rentner. Die neue Bundesregierung müsse die
Niveausicherungsklausel abschaffen, die numerische Abschläge bei den
Renten bisher verhindert. "Im vermeintlichen Kuschelstaat Schweden
sind Rentenminusrunden übrigens schon lange möglich", kritisierte der
INSM-Botschafter. Hierzulande hingegen würden sich Union und SPD
gleichermaßen vor einem klaren Bekenntnis drücken, "dass wir um
Minusrunden bei der Rente nicht herumkommen". Die designierte
Bundeskanzlerin habe diese zwar im Wahlkampf kategorisch
ausgeschlossen. "Sollte sie dieses Land allerdings länger als nur
vorübergehend regieren, so können Sie sicher sein, dass diese
Beteuerung eins ihrer gebrochenen Wahlversprechen sein wird",
erklärte Raffelhüschen.
Drastische Ausgabenkürzungen, so Raffelhüschen, müsse die neue
Bundesregierung auch im Gesundheitswesen einleiten: "Wenn die
Kostenexplosion im Gesundheitswesen nicht eingedämmt wird, droht eine
staatliche Rationierung medizinischer Leistungen." Wenn wir diese
Zwangslage vermeiden wollen, muss die Politik am besten sofort auf
einen geordneten Weg hin zu einer medizinischen Grundversorgung für
alle gehen. Dies bedeute zum Beispiel, dass zahnärztliche Leistungen
gar nicht mehr durch den Leistungskatalog der gesetzlichen Kassen
abgedeckt würden.
Bernd Raffelhüschen ist Professor für Finanzwissenschaft an der
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg sowie an der Universität Bergen
(Norwegen). Er war Mitglied der Rürup-Kommission.

Pressekontakt:

Carsten Seim, Tel. (0221) 4981 403, Email: seim@insm.de

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