humedica-Ärzteteam in Gefängnissen Ruandas
Bundesaussenminister a.
D. Dr. Klaus Kinkel übernimmt die Schirmherrschaft: "Nirgendwo wird
Engagement dringender gebraucht"
Kaufbeuren/Kigali (ots)
Von 03.- 19. Mai 2002 wird ein siebenköpfiges humedica-Ärzteteam in Zusammenarbeit mit der lokalen Gefangenenhilfsorganisation "Prison Fellowship Rwanda" Inhaftierte in ruandischen Gefängnissen behandeln. Die Situation in Ruanda und vor allem in den Strafanstalten ist geprägt durch den Massenmord von 1994 an über 800.000 Menschen. Es herrscht ein willkürlicher und erbarmungsloser Strafvollzug in den Haftanstalten, die Ausstattung ist schlecht, die Lebenssituation der Strafgefangenen extrem desolat.
Nach Angaben des Internationalen Roten Kreuzes befinden sich in ruandischen Gefängnissen rund 100.000 Häftlinge, die der aktiven Teilnahme am Genozid von 1994 beschuldigt werden. Diese sitzen unter sehr gesundheitsgefährdenden Haftbedingungen in verschiedenen Haftanstalten in Ruanda ein. Aufgrund der starken Überbelegung ist die medizinische Versorgung der Insassen völlig unzureichend. Vorherrschend sind Hautkrankheiten wie Krätze oder Pilzbefall, verbreitet sind auch Atemwegserkrankungen, Tuberkulose, Malaria, Muskelprobleme, Zahnfäule und Diarrhöe.
Bundesaussenminister a.D. Dr. Klaus Kinkel hat sich bereiterklärt, die Schirmherrschaft für diesen Einsatz von humedica in Ruanda zu übernehmen: "Die Eindrücke, die ich Mitte der 90er Jahre als Bundesaußenminister bei meinen Besuchen in Kigali von der Situation in den dortigen Gefängnissen gewonnen habe, lassen mich bis heute nicht los. Ich weiß, dass die Verhältnisse in den Gefängnissen in Ruanda bis heute verheerend sind. Der Einsatz eines deutschen Ärzteteams vor Ort ist deshalb eine hochsinnvolle und gute Sache."
Das Auswärtige Amt veröffentlichte im Sommer 2001 einen Bericht von Klaus Kinkel über dessen Erfahrungen während eines Besuches in einem Gefängnis in Kigali: "Gebaut für 750 Menschen waren dort rund 10.000 Menschen eingepfercht, 6 Menschen pro Quadratmeter, im wahrsten Sinne des Wortes in ihrem eigenen Kot dahinvegetierend, zum großen Teil unter freiem Himmel - unvorstellbar. Viele Frauen, zum Teil mit unzählige Male vergewaltigten, geschwächten Kindern im Nebentrakt. Ich habe nach meiner Rückkehr versucht, einen Aufschrei des Entsetzens an die Welt zu richten - zum Teil mit Erfolg, aber doch nicht mit dem Echo, das ich mir gewünscht hätte. Das bettelarme Ruanda hat auch heute noch Probleme damit, die Verbrechen aus dem Völkermord juristisch aufzuarbeiten. Das Justizsystem und die Gefängnisse sind hoffnungslos überlastet. (...) Die Menschen in Schwarzarfrika brauchen und verdienen unsere Hilfe. Unser Mitgefühl, unsere Solidarität, aber auch unser Engagement dafür, dass so etwas nie wieder geschieht. Ruanda wird mich nie wieder loslassen."
Die politische Situation in Ruanda kann man derzeit als einigermassen stabil bezeichnen. Das zentralafrikanische Land ist jedoch Konfliktpartei im Kongokrieg, die humanitäre Lage ist zudem durch die Nachbarschaft zu den krisengeschüttelten Ländern DR Kongo und Burundi bestimmt.
Die Behandlung der Gefangenen durch die humedica-Ärzte erfolgt in den Strafanstalten, in denen Prison Fellowship Rwanda bereits Projekte durchführt. Dies ist der Fall in sechs von insgesamt 19 Gefängnissen des Landes. Einsatzorte sind die Städte Kigali, Gitarama, Ruhengari und Gisenyi. Um angesichts der beschriebenen Nöte effektive Hilfe zu bringen, reicht eine Versorgung in den Gefängnissen nicht aus. Mit dem Ziel, PF Rwanda bei seiner langfristig angelegten Arbeit zu unterstützen, ist auch geplant, überlebende Opfer des Genozids und ihre Familien zu versorgen. Das Medikamentenhilfswerk action medeor unterstützt den geplanten Einsatz mit einer Sachspende in Höhe von 2.000 EUR.
Zu den Teilnehmer des Teams gehören neben dem Arzt und Teamleiter Dr. Sahu Surajit (Bubaneshwar/Indien) die Teammitglieder Dr. Tobias Schadeck (Obernhof bei Koblenz), Arzthelferin Kathrin Lückel und Koordinator Heinz Lückel (Hüttenberg bei Wetzlar), Krankenpfleger Hartmut und Karin Übach (Schöffengrund bei Giessen) sowie die Mainzer Ärztin Dr. Christine Siebald. Mit Mainz und Rheinland-Pfalz verbindet Ruanda eine 20jährige intensive Partnerschaft, in der zahllose Kontakte entstanden und mehr als 1000 Projekte im sozialen und kulturellen Bereich durchgeführt wurden.
Abflug der Teams in Frankfurt ist am 03.5. um 23:00 Uhr mit Ethiopian Airways nach Addis Abeba. Die Rückkehr ist geplant am 19.5. um 18:20 mit Ethiopian Airways. Die Teammitglieder stehen am Flughafen für Interviews bereit.
humedica bittet um Spenden auf das Konto Nr. 47 47 bei der Sparkasse Kaufbeuren (BLZ 734 500 00), Stichwort "Ruanda".
humedica e.V. arbeitet als überkonfessionelles christliches Hilfswerk seit 1979 in Notstands- und Katastrophengebieten. Medizinische Versorgung und der Einsatz ehrenamtlicher Ärzteteams bilden neben Nahrungsmittelverteilungen und Kinderhilfe die Schwerpunkte des humanitären Engagements von humedica.
Für Rückfragen stehen Ihnen zur Verfügung: Joachim Schön Tel: (08341) 988447 Mobil: (0170) 8001551 j.schoen@humedica.org
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