Dramatische Lage im Sudan - Internationale Hilfe reicht nicht aus
humedica möchte weitere Klinik in Darfur einrichten
Kaufbeuren/Nyala (ots)
Die Lage in den Flüchtlingscamps in Süd-Darfur im Sudan wird immer dramatischer. Deshalb will das christlich-humanitäre Hilfswerk humedica (Kaufbeuren bei Augsburg) seine Arbeit ausbauen. Das gab der Geschäftsführende Vorstand, Wolfgang Groß, bekannt.
Groß bedauerte, dass zwar die "Sudanesische Befreiungsarmee" (SLA) im Mai einen Friedensvertrag mit der Zentralregierung in Khartum unterzeichnet habe, nicht aber alle Rebellengruppen. Nun würden sich diese Gruppen zusätzlich bekämpfen. Die Folge sei ein möglicher Anstieg der Flüchtlingszahlen um bis zu 100.000 Menschen. Deshalb reiche die internationale Hilfe nicht mehr aus.
Seit 2003 tobt in der westsudanesischen Region Darfur ein Bürgerkrieg, der bis heute über zwei Millionen Männer, Frauen und Kinder heimatlos gemacht und etwa 300.000 Menschenleben gefordert hat. Die Ursachen für die Auseinandersetzungen sind vielfältig. Einer der Gründe ist der Konflikt zwischen dem dominierenden Norden mit seiner arabischen Bevölkerung und den schwarzafrikanischen Bewohnern des restlichen Landes. Im vergangenen Jahr konnte die Regierung in Khartum nach 30-jährigem Bürgerkrieg mit dem Süden des Landes Frieden schließen.
Längst berichteten die Medien kaum noch über die Krise in dem westafrikanischen Land, so Projektleiter Hans Musswessels. Der gelernte Anästhesie- und Intensivkrankenpfleger hat erstmals im Mai vergangenen Jahres einen Hilfseinsatz in Darfur begleitet. Seit September ist er als Projektleiter für die Aktivitäten von humedica ständig vor Ort.
Das Kaufbeurer Hilfswerk ist seit August 2004 im Sudan unter den Flüchtlingen aktiv. Bisher sind bereits mehr als 60 Ärzte und Pflegekräfte ehrenamtlich in ihrer Freizeit mit humedica im Sudan zum Einsatz gekommen. Derzeit sind es sechs Mitglieder des humedica-Ärzteteteams, die den Hilfseinsatz aufrecht erhalten.
Drei Projekte unterhält humedica in der Region Darfur. Dazu gehören eine Stationäre Klinik im Flüchtlingslager El Sereif bei Nyala, in dem über 15.000 Flüchtligen registriert sind. Etwa 80 Prozent der Flüchtlinge werden von humedica kostenlos versorgt - derzeit ca. 130 Personen täglich. Des weiteren betreibt das Werk eine Schule und Kindergarten mit einheimischen Lehrkräften, die den Flüchtlingskindern eine normale Schulbildung ermöglichen. Derzeit lernen in acht Klassen rund 1.300 Kinder. humedica führt auch ein Kinderspeisungsprogramm durch. Zudem fahren Ärzte und Pflegekräfte mit einer mobilen Klinik in die außen liegenden Dörfer, um dort eine medizinische Grundversorgung für ca. 20.000 Menschen zu sichern.
Die seit 1979 in der humanitären Hilfe tätige deutsche Nicht-Regierungsorganisation humedica verteilte im Verlauf des Einsatzes auch dringend benötigte Hilfsgüter wie Wasserkanister, Wolldecken und Hygieneartikel sowie Zusatznahrung für mangelernährte Kinder.
Für die in den letzten Monaten aus Gereida geflüchteten rund 100.000 Sudanesen möchte humedica eine stationäre Klinik im Lager Al Salam aufbauen. Doch dazu fehlt schlicht das Geld. Bisher hat humedica rund 1,1 Mio. Euro in die Projekte im Sudan investiert. Dafür hat das Auswärtige Amt in Berlin 877.000 Euro gegeben. An der Kinderbetreuung und Schulbildung beteiligt sich auch die Kindernothilfe Duisburg finanziell.
Ende Mai hat sich der Staatsminister im Auswärtigen Amt, Gernot Erler (SPD), bei einem Besuch persönlich über die Arbeit in den Flüchtlingscamps informiert.
Musswessels, der sich für einige Tage in Deutschland aufhält, bedauert die Entwicklung im Sudan. Er persönlich sei von der Entwicklung enttäuscht und geschockt. Es habe ihn überrascht, dass sich die Situtation noch verschlechtert hat. Dadurch stehe humedica vor einer unerwartet großen Herausforderung.
Als Unterzeichner des Verhaltenskodex des Internationalen Roten Kreuzes (ICRC) und der Nichtregistrierungsorganisationen (NGO's) in der Katastrophenhilfe möchte humedica den Menschen in Krisenregionen die helfende Hand der Nächstenliebe reichen und verpflichtet sich dabei u. a. zu den Prinzipien der Neutralität, Rechenschaftspflicht, Nicht-Diskriminierung, Unabhängigkeit und dem Respekt der Kultur und Privatsphäre der Hilfsbedürftigen, so Groß, der hofft, dass die Spendenbereitschaft für den Sudan wieder wächst.
Zur Fortsetzung der humanitären Hilfe in Darfur bittet humedica um Spenden: Stichwort "Sudanhilfe", Konto 4747, Sparkasse Kaufbeuren, BLZ 734 500 00.
Basis-Informationen:
humedica ist eine christlich-humanitäre Hilfsorganisation mit Sitz in Kaufbeuren bei Augsburg, die seit 1979 rund 8000 Tonnen Hilfsgüter, vor allem medizinische Geräte und Medikamente, in über 90 Ländern der Erde verteilt hat. Leiter und Geschäftsführer ist Wolfgang Groß
Das humedica-Ärzteteam wurde im Januar 1999 anläßlich eines verheerenden Erdbebens in Armenia (Kolumbien) als Arbeitszweig von humedica gegründet. Heute gehören ihm etwa 750 Ärzte, Pflegekräfte und andere Spezialisten an, die in ihrer Freizeit Einsätze in Krisengebieten sowie bei Katastrophen wie Erdbeben, Kriegen, Wirbelstürmen und Hungersnöten leisten. Ärztlicher Direktor und Vorstandsmitglied von humedica ist der Allgemeinmediziner Georg Müller (Solms bei Gießen).
Kontakt:
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Goldstrasse 8, 87600 Kaufbeuren
Telefon (08341)966148-0,
Telefax (08341)966148-11
E-Mail: info@humedica.org,
http://www.humedica.org
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