Der Staat kann nicht alle Härten abfedern
Baden-Württembergs Ministerpräsident Kretschmann gibt Energiespartipps, Bürger wünschen sich einen starken Staat. Beides ist falsch.
Stuttgart (ots)
Die Stimmung ist schlecht in Baden-Württemberg - und das ist so ganz und gar nicht verwunderlich. Die Coronakrise wird von der Energiekrise überlappt, und trotz der Entlastungsankündigungen des Bundes am Wochenende gibt es keine Aussicht auf Besserung. Im Gegenteil: Der Eindruck, dass sich immer neue Probleme auftun, ohne dass die bisherigen gelöst sind, sorgt bei den Menschen im Land für ein historisches Stimmungstief.
Geradezu zynisch mag es da dem ein oder anderen vorkommen, wenn der Ministerpräsident sich nicht scheut, den Mitbürgern Tipps zur Körperpflege mit Waschlappen anheim zu stellen, um Energie zu sparen, die ein bundesweites Kopfschütteln hervorrufen. Zu Recht: Viele der Energiespartipps von Politikern zeigen, wie weit weg sie vom alltäglichen Leben der Menschen sind, die vieles davon längst beherzigen, aus Idealismus, um das Klima zu schützen, oder aus Not, um Geld zu sparen. Dabei ist der Ruf zur Eigenverantwortung beim Energiesparen nicht ganz falsch. Denn noch etwas zeigt sich in der aktuellen Umfrage. Nach zweieinhalb Coronajahren und im Lichte des dritten Entlastungspakets ist die Hoffnung auf Hilfe vom Staat eine gefährliche Gewohnheit geworden. In dieser Widersprüchlichkeit schwingt auch der diffuse Wunsch mit, der Staat werde es am Ende irgendwie schon richten. Dieser Wunsch kann nur enttäuscht werden.
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