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Stuttgarter Nachrichten: Grosser: Deutschland muss Israel kritisieren - Henryk M. Broder weist Vorwurf der Kriegsverbrechen zurück

Stuttgart (ots)

Der jüdische Journalist und Buchautor Henryk M.
Broder weist Vorwürfe zurück, Israel begehe im Nahen Osten 
Kriegsverbrechen. "Kriegsverbrechen setzen den Willen voraus, Regeln 
zu verletzen. Das tut Israel nicht", sagte er den Stuttgarter 
Nachrichten (Mittwoch). Der Politologe Alfred Grosser, ebenfalls 
jüdischer Abstammung, hatte dagegen in der Zeitung festgestellt. 
"Israel begeht Kriegsverbrechen und verletzt ununterbrochen die Würde
der Menschen in Gaza und im Libanon." Der 81-jährige, dessen Familie 
1933 vor dem Naziterror nach Frankreich floh, weiter: "Israel 
verletzt ganz bewusst das Statut der Nürnberger 
Kriegsverbrecherprozesse."  Dem hält Broder entgegen: "Auch Grosser 
müsste wissen, dass Kriegsverbrechen den Willen voraussetzen, die 
Regeln zu verletzen - das tut Israel nicht. Auch die Autorität des 
Holocaust-Überlebenden erlaubt es Grosser nicht, so zu reden." So 
grauenhaft das Blutbad von Kana sei, so zeige es doch nur, "dass auch
im High-Tech-Zeitalter Unglücke nicht zu verhindern sind", so Broder.
Israel versuche, nur militärische Ziele zu treffen, während die 
Hisbollah ausschließlich die Zivilbevölkerung terrorisiere. "Ich kann
akzeptieren, dass die Welt von Israel ein besseres Verhalten erwartet
als von den arabischen Nachbarn; dass sie entsetzt ist, dass eine 
westlich geprägte Demokratie zu Kriegsmitteln greift. Aber angesichts
eines Feindes wie der Hisbollah ist dieses Urteil nicht fair." Israel
habe ein unlösbares Problem: "Es hat immer nur die Wahl zwischen 
Falsch und Verkehrt."
Der Politikprofessor Alfred Grosser, der Israel auch Verbrechen 
gegen die Menschlichkeit vorwirft, fordert Deutschland auf, die 
israelische Regierung in aller Deutlichkeit zu kritisieren. "Darf 
Deutschland nicht kritisieren, weil es Auschwitz verschuldet hat? Im 
Gegenteil: Die Grundwerte der Bundesrepublik verlangen es, gegen die 
Verletzung der Würde zu protestieren - egal, wer sie verletzt. Israel
verletzt ununterbrochen die Würde der Menschen in Gaza und im 
Libanon." Israel zeige seine Menschenverachtung darin,  Bomben auf 
unschuldige Menschen zu werfen und Unbeteiligte zu Terroristen zu 
stempeln. Israel spreche sich jedes Recht zu, so Grosser - "und kann 
sich der amerikanischen Unterstützung um so sicherer sein, als 
US-Präsident Bush dasselbe tut".

Rückfragen bitte an:

Stuttgarter Nachrichten
Redaktion
Joachim Volk
Telefon: 07 11 / 72 05 - 7120
cvd@stn.zgs.de

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