BVR Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken
BVR-Präsident: Genossenschaftliche Prinzipien haben wieder Konjunktur
Selbsthilfe, Selbstverwaltung, Selbstverantwortung sind Werte mit Zukunft
Berlin (ots)
Der neue Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR), Dr. Christopher Pleister, hat in seiner ersten Jahrespressekonferenz in Berlin die genossenschaftlichen Prinzipien Selbsthilfe, Selbstverwaltung, Selbstverantwortung als "moderne Werte für unternehmerisches Handeln in der Zukunft" bezeichnet. Pleister bezog sich ausdrücklich auf Bundeskanzler Gerhard Schröder, der in seiner Neujahrsansprache das alte genossenschaftliche Selbsthilfeprinzip als zukunftsweisend gewürdigt hatte. Pleister: "Wir wollen überall unseren Kunden ein kompetenter Partner mit Werten sein."
Ein nachdrücklicher Beweis für diese These sieht Pleister auch darin, dass es allein im Jahre 1999 gelungen sei, 370.000 neue Mitglieder für die Genossenschaftsbanken zu gewinnen. "Damit haben wir zur Zeit knapp 15 Millionen Mitglieder. Eine stolze Zahl, wenn man bedenkt, dass Deutschland gerade mal fünf Millionen Aktionäre hat."
Der BVR-Präsident kündigte an, dass der Bundesverband am 1. April diesen Jahres ein Verbindungsbüro in Berlin eröffnen wird und im nächsten Jahr ganz in die Bundeshauptstadt ziehen soll. Zunächst muß aber noch eine Mitgliederversammlung im Mai in Timmendorf darüber beschließen. Pleister: "Unsere Planungen gehen davon aus, dass wir in der Mitte des nächsten Jahres mit einem eigenständigen, repräsentativen Domizil im Herzen von Berlin präsent sind."
Der bisher im operativen Bankgeschäft für den Mittelstand tätige Pleister sprach sich außerdem für mehr unternehmerisches Denken aus. Der BVR müsse sich "als Bestandteil der unternehmerischen Einheit des großen genossenschaftlichen Finanzverbundes begreifen." Durch die Zuständigkeit für die Sicherungseinrichtung der Genossenschaftsbanken falle dem BVR eine Entscheidungskompetenz zu, "die gerade auch in bankfachlicher Sicht qualitativ und quantitativ höchste Anforderungen an uns stellt."
Mit der Bemerkung, "die Dezentralität begründet unsere Identität und ist damit ein unverzichtbarer Bestandteil unserer Organisation", ging der BVR-Präsident auf eine zuvor veröffentlichte Kritik am genossenschaftlichen Finanzverbund ein. "Die Grundrentabilität ist in so hohem Ausmaß gegeben, dass Sorgen um unsere Zukunftsfähigkeit keine Grundlage haben." Dabei verhehlte Pleister nicht, dass notwendige Reformprojekte mit Nachdruck angegangen werden müssten. In diesem Zusammenhang verwies er auf eine Studie der Deutschen Bundesbank, die kürzlich "sehr fundiert und überzeugend" nachgewiesen habe, "wie notwendig für das Funktionieren unserer mittelständischen Wirtschaft und damit der Wirtschaft insgesamt die Bereitstellung von Krediten durch das Bankensystem nach wie vor ist. Diese Funktion übernehmen in zunehmendem Maße bis hin zur Ausschließlichkeit in strukturschwachen Gebieten die Volksbanken und Raiffeisenbanken und die Sparkassen, wobei unser Sektor auf Grund der Eigentümerstellung seiner Mitglieder noch viel enger mit dem mittelständischen Kunden verknüpft ist."
"Die Genossenschaftsbanken sind auf die Herausforderungen der Zukunft vorbereitet," stellte Pleister fest. "Sowohl was die Bilanzsumme als auch die Zahl ihrer Mitglieder und Kunden anbelangt, haben wir uns gut behauptet. Wir bekennen uns auch weiterhin zum Mittelstand und zu seriöser Finanzberatung zum Wohl unserer Kunden und Mitglieder."
Das erste Jahr des Euro war "ein voller Erfolg", führte der BVR-Präsident weiter aus. "Die interne Preisniveaustabilität ist auch dank der klugen Geldpolitik der EZB vollständig gegeben gewesen." Der Außenwert des Euro mache ihm keine Sorgen. Die Schwankungen zwischen D-Mark und Dollar in der Vergangenheit hätten umgerechnet in Euro/Dollarparität zwischen 0,6 und 1,4 Dollar pro Euro gelegen. "Dabei gebe ich zu bedenken, ob angesichts der gegenwärtigen Situation in Deutschland die DM/Dollarparität ohne den Euro nicht noch deutlich stärker zugunsten des Dollar ausgeschlagen wäre." Zu befürchten sei allerdings, so warnte Pleister, dass der Kostendruck über die Rohstoffpreise, aber auch vor dem Hintergrund der gegenwärtigen Tarifrunde spürbar zunehmen werde. "Man kann es drehen und wenden, wie man will. Tarifabschlüsse über den prognostizierten Produktivitätsfortschritt von 2,5 Prozent hinaus sind ein Schlag gegen das Bündnis für Arbeit."
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