BVR Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken
BVR-Präsident: Europäische Zentralbank muss mehr Profil zeigen
Bundesverband zieht endgültig nach Berlin/ Genossenschaftsbanken heissen enttäuschte Großbankkunden willkommen
Hamburg (ots)
Dr. Christopher Pleister, Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR), fordert die Europäische Zentralbank (EZB) auf, sich endlich gegenüber Händlern und Märkten stärker zu profilieren. Im Anschluss an die 53. Bankwirtschaftliche Tagung des BVR erklärte Pleister auf einer Pressekonferenz in Hamburg: "Der Euro schwächelt seit geraumer Zeit. Daher muss die EZB mit ihrer Politik der Trippelschritte aufhören und den Reposatz deutlich um 0,5 Prozent erhöhen." Nach Ansicht des BVR-Präsidenten sprechen dafür drei Gründe: Zum einen nähmen die Inflationsgefahren deutlich zu, zum anderen habe die EZB ein schweres Glaubwürdigkeitsproblem: " Die EZB hat den Märkten keine Führung gegeben. Für die Händler ist sie zur Zeit noch ein schwacher, zahnloser Papiertiger, der am Gängelband der europäischen Regierungen hängt." Nun müsse die EZB ihre wirkliche Stärke zeigen und die Geldwertstabilität bei ihren Entscheidungen stärker berücksichtigen. Dem widerspreche nicht die zur Zeit gute konjunkturelle Situation. Auch mit einer stärkeren Erhöhung der Leitzinsen würde diese nicht negativ beeinträchtigt.
Pleister betonte weiterhin: "Die Genossenschaftsbanken weisen keine Kunden zurück. Wir werden vielmehr in die Lücke vorstoßen, die diejenigen uns eröffnen, die nur am kurzfristigen shareholder value interessiert sind." Besonders deutlich werde der Mittelstandsbezug der Volksbanken und Raiffeisenbanken bei Existenzgründungen. Während der genossenschaftliche FinanzVerbund im gesamten inländischen Firmenkreditgeschäft einen Marktanteil von über 15 Prozent aufweist, ist sein Anteil im Kreditgeschäft mit mittelständischen Unternehmen deutlich höher. Bei den Förderprogrammen der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KFW) und der Deutschen Ausgleichsbank liegt der Marktanteil der Genossenschaftsbanken bei fast 50 Prozent.
Dezentralität durch Bündelung der Kräfte
Pleister betonte ausdrücklich die Dezentralität als Garant für den Erfolg der Volksbanken und Raiffeisenbanken. Gäbe die genossenschaftliche Bankengruppe ihre Dezentralität auf, verstieße sie nicht nur gegen ihren gesetzlichen Förderauftrag, sondern sie verlöre ihre Identität, ihren unverwechselbaren Marktantritt und in letzter Konsequenz auch ihre Daseinsberechtigung. Der BVR-Präsident machte jedoch deutlich: "Es geht darum, die Dezentralität unserer Gruppe auch in Zukunft zu sichern. Dies kann eben nur durch eine Bündelung der Kräfte geschehen. Durch mehr Standardisierung, mehr einheitliche Verfahren, mehr zentrale Produkterstellung, mehr Gemeinschaftslösungen im Back Office. Man kann derartige Vorhaben auch als Zentralisierung brandmarken, letztlich dienen sie ausschließlich der Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit vor Ort. Daran werden sie sich messen lassen müssen."
Pleister forderte die Mitglieder des BVR auf, ihr Handeln im FinanzVerbund an den Grundsätzen schneller Reaktions- und Anpassungsfähigkeit, den Interessen der Gesamtorganisation und der Deckungsgleichheit von Verantwortungszuweisung und Zuständigkeit auszurichten.
BVR ab 2001 am Potsdamer Platz in Berlin
Die Mitgliederversammlung des BVR beschloss ausserdem die Sitzverlegung des Verbandes von Bonn nach Berlin. Pleister erklärte dazu: "Wir halten es für unerlässlich, in Berlin präsent zu sein. Nur dort ist es uns möglich, engen Kontakt zu Parlament und Politik zu pflegen und so unserer satzungsgemäßen Aufgabe der Wahrnehmung der wirtschaftspolitischen, rechtspolitischen und steuerpolitischen Belange unserer Mitglieder nachzukommen." Der BVR wird in der Sommerpause 2001 endgültig in ein eigenes Gebäude am Potsdamer Platz umziehen, wo er bereits jetzt mit einem Verbindungsbüro vertreten ist.
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