Bundesverband Öffentlicher Banken Deutschlands (VÖB)
EZB-Zinssenkung konjunkturpolitisch verständlich, aber im Widerspruch zur eigenen geldpolitischen Strategie
Berlin (ots)
Der Bundesverband Öffentlicher Banken Deutschlands, VÖB, bezeichnet die heutige Leitzinssenkung der Europäischen Zentralbank (EZB) um 50 Basispunkte als notwendigen Impuls für die schwache Dynamik in Euroland und damit als konjunkturpolitisch verständlich. "Stabilitätspolitisch gesehen lässt sich dieser Schritt allerdings nicht mit der geldpolitischen Strategie der EZB begründen," erklärte VÖB-Volkswirtin Dr. Astrid Rohles in Berlin. Es entstehe der Eindruck, dass die EZB ihre geldpolitische Strategie zur Wahrung der Geldwertstabilität zusehends weiter auslege.
Obwohl der für die Preissteigerungsrate maßgebliche Harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) den Referenzwert von 2 % langfristig nicht überschreiten dürfe, sei dies bereits seit über einem Jahr der Fall. Zwar sei die realisierte Preissteigerungsrate seit Mai 2001 rückläufig, liege aber mit einer Steigerungsrate von 2,5 % im September 2001 noch über den angestrebten 2 %. Die Dreimonatsrate der Geldmengenentwicklung steige weiter und habe in den Monaten Juli bis September 2001 mit einer Expansionsrate von 6,9 % deutlich über dem angestrebten Referenzwert von 4,5 % gelegen. Beide Indikatoren, auf die sich die EZB zur Beurteilung der Geldwertstabilität stütze, überträfen damit weiterhin die von der EZB angestrebten Maximalwerte und verböten, so der VÖB, bei strenger Auslegung jegliche Zinssenkung.
Bei der Interpretation dieser Indikatoren scheine die EZB mehr Gewicht auf die zukünftige Preisniveauentwicklung zu legen. Dabei sei unklar, ob der gegenwärtige Rückgang der Preissteigerungen nachhaltig sei und wann die 2 %-Marke unterschritten werden könne. Die Inflationsgefahr sei nicht gebannt. Außerdem verliere die Geldmengenentwicklung infolge von Sondereinflüssen und Bereinigungen durch die EZB an Verlässlichkeit.
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