Bundesverband Öffentlicher Banken Deutschlands (VÖB)
VÖB-Präsident warnt vor Phantomdiskussion über dreisäuliges deutsches Bankensystem
Berlin/Stuttgart (ots)
Der Präsident des Bundesverband Öffentlicher Banken Deutschlands, VÖB, Hans Dietmar Sauer, hat vor einer Phantomdebatte über den Fortbestand des dreisäuligen deutschen Bankensystems gewarnt. "Die von den Privatbanken losgetretene Diskussion lenkt von den tatsächlichen Problemen der Branche ab. Nicht die drei Säulen, sondern der Kostendruck, die schlechte Konjunktur und eine um sich greifende Überregulierung machen es der gesamten Branche derzeit schwer", sagte Sauer heute in Stuttgart. Daher sollten die Bankengruppen und ihre Verbände ihre Kräfte bündeln, anstatt Scheingefechte auf Nebenkriegsschauplätzen zu führen.
Gerade private Großbanken hätten durch mehrfache "Strategiewechsel" ihre privaten und mittelständischen Kunden verunsichert und weite Kundenkreise als "Kunden zweiter Klasse" behandelt. Dies räche sich nun, da die Banken in schlechten Zeiten auf eine solide Retailbasis angewiesen seien. Das offensichtliche Bestreben der Privaten, durch Übernahmen im öffentlichen und genossenschaftlichen Bankensektor ihre Retailbasis zu verbreitern sei durchsichtig und lediglich Sinnbild eines erneuten Strategiewechsels. Letztlich gehe es den Privaten darum, den Markt auf sich zu konzentrieren. In einem funktionierenden Wettbewerb, wie in Deutschland, könne jeder Kunde selbst über seine Bankverbindung entscheiden und werde sich dem Wettbewerber zuwenden, der ihm die besten Konditionen und den besten Service biete. Sauer verwies auf die Situation im englischen Bankenmarkt, wo infolge einer breiten Privatisierung und einer damit einhergehenden Konzentration und Monopolisierung eine miserable Kreditversorgung des Mittelstandes zu konstatieren sei und rund drei Millionen Bürger überhaupt keine Kontoverbindung erhielten. "Eine mit solchen Defiziten ausgestattete Struktur wollen wir in Deutschland nicht haben", sagte Sauer.
Sauer sieht in der von Privatbankenpräsident Breuer entfachten Debatte allenfalls Anknüpfungspunkte für eine engere Zusammenarbeit der Bankengruppen in wettbewerbsneutralen Bereichen, wie z. B. bei der Wertpapierabwicklung. Allerdings hätten die Großbanken insoweit durch Abwicklung ihres Wertpapiergeschäfts auf eigenen Plattformen bereits einen Weg eingeschlagen, der Alternativen verbaue.
Für irreführend hält Sauer die Diskussion über das dreisäulige deutsche Bankensystem auch mit Blick auf die Anfang 2003 anstehende Untersuchung des deutschen Bankenmarktes durch den Internationalen Währungsfonds (IWF). Die dortigen Vorbehalte gegen das deutsche Bankensystem seien seit Jahren bekannt. Allerdings müsse auch der IWF einräumen, dass der deutsche Bankenmarkt in seinen bestehenden Strukturen gut gegen Krisen gewappnet sei. Sauer kündigte an, dass der VÖB das dreisäulige Bankensystem gegenüber dem IWF mit Nachdruck verteidigen werde.
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