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VÖB sieht in IWF-Forderungen eine Gefahr für den Bankenstandort Deutschland

Berlin (ots)

Der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes
Öffentlicher Banken Deutschlands, VÖB, Karl-Heinz Boos, bedauert,
dass die eigentlich positiven Feststellungen des Internationalen
Währungsfonds zu Stabilität und Krisenfestigkeit des deutschen
Bankensystems von einer Parteinahme des IWF für ein letztlich auf
private Großbanken ausgerichtetes Bankensystems getrübt werden. Boos
bezieht sich hierbei auf die Äußerungen von Finanzstaatssekretär
Koch-Weser in der vergangenen Woche sowie die Presseberichterstattung
über den noch nicht veröffentlichten IWF-Bericht vom heutigen Tage.
Sofern diese Darstellungen zutreffend seien, habe der IWF mit
seinen Vorschlägen zum grundlegenden Umbau des deutschen
Bankensystems sein Mandat im Rahmen des Financial Strength Assessment
Program (FSAP) deutlich überschritten. Boos zeigte sich enttäuscht
darüber, dass eine so respektierte und renommierte Institution wie
der IWF sich einseitig für die Interessen der privaten
Geschäftsbanken einsetze. Besonders kritisch sieht der
VÖB-Hauptgeschäftsführer das offenbare Bestreben des IWF, das
deutsche Bankensystem nach dem vermeintlich idealen Leitbild
ausländischer, zum Teil durch Oligopole geprägter Bankensysteme
umzubauen. Dabei werde vergessen, dass die Struktur eines
Bankensystems immer der Struktur des jeweiligen Wirtschaftssystems
folgen müsse. Deutschland sei kein Land der Großkonzerne. Vielmehr
beruhe die deutsche Wirtschaft traditionell auf einer Vielzahl
kleiner und mittlerer Betriebe, die in ihrer Region verwurzelt seien
und auch dort ihre Finanzgeschäfte tätigen. "Es ist doch kein Zufall,
dass die öffentlichen Banken bei der Finanzierung kleiner und
mittlerer Mittelständler unangefochtene Marktführer sind. Diese von
gegenseitigem Vertrauen geprägten Geschäftsbeziehungen sind im Laufe
der Jahre gewachsen und haben sich auch und gerade in Krisenzeiten
bewährt", sagte Boos. Wer den IWF-Bericht nun beklatsche, müsse sich
auch über die Fernwirkungen der hierin angeregten Systemveränderungen
für die gesamte deutsche Wirtschaft im Klaren sein, warnte der
VÖB-Hauptgeschäftsführer.
Durch die weltweite Verbreitung des Berichts bestehe zudem die
Gefahr, dass der deutsche Bankenmarkt insgesamt in ein schiefes Licht
gerückt werde. Besonders kritisch bewertet Boos hierbei die unklare
Position der Bundesregierung. Während der Bundesfinanzminister vor
kurzem noch die innerhalb der Verbünde unternommenen
Reformanstrengungen begrüßt habe, plädiere sein Finanzstaatssekretär
nun offen für die Privatisierung öffentlicher Banken schlage sich
damit auf die Seite des IWF und der privaten Großbanken. Boos sieht
durch diese diffuse Politik die Bemühungen, den Finanzstandort
Deutschland im europäischen und internationalen Kontext zu stärken,
in akuter Gefahr. In der gegenwärtigen gesamtwirtschaftlichen Lage
sei es nicht nachvollziehbar, einen seit Jahrzehnten als
Stabilitätsanker des deutschen Bankensystems und der deutschen
Wirtschaft bewährten Sektor ohne ökonomische Not zur Disposition zu
stellen. Boos forderte daher die Bundesregierung auf, sich, wie die
Deutsche Bundesbank, zum grundsätzlichen Erhalt der derzeitigen
Bankenstruktur in Deutschland zu bekennen. Nur hierdurch und nicht
durch widersprüchliche Äußerungen werde der ohnehin in vollem Gange
befindliche Strategie- und Strukturwandel im Bankengewerbe
zielführend unterstützt.
Der IWF-Board hat den Deutschland-Bericht zum Financial Strenght
Assessment Program am 3. November 2003 in Washington beraten. Die
entsprechenden Dokumente sollen in den nächsten Tagen auf der Website
des IWF veröffentlicht werden.
Der Bundesverband Öffentlicher Banken Deutschlands, VÖB, vertritt
die Interessen von 59 Mitgliedsinstituten, darunter die Landesbanken,
die Förderbanken des Bundes und der Länder sowie die Deutsche
Postbank AG. Mit einer Bilanzsumme von 1.989 Mrd. EUR (Ende 2002)
beläuft sich der Marktanteil der VÖB-Banken auf 31 % des deutschen
Bankenmarktes.
Pressesprecher: Dr. Stephan Rabe
Internet: www.voeb.de
Bundesverband Öffentlicher Banken Deutschlands
VÖB Lennéstraße 11 
10785 Berlin
Telefon: (0 30) 81 92 -1 60 
Telefax: (0 30) 81 92 -1 69 
Mobil: 0170 2 47 67 02 
E-Mail:  presse@voeb.de

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