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taz: Brüssel plant neue Zulassung für hochgiftiges Bayer-Pestizid

Berlin (ots)

Die EU-Kommission will ein Pestizid der Bayer AG wiederzulassen, das laut Behörden wahrscheinlich ungeborene Kinder und die Fruchtbarkeit schädigen kann. Die im April 2020 auslaufende Erlaubnis für das Insektengift Thiacloprid solle durch eine neue ersetzt werden, kündigte die Behörde dem EU-Parlament in einer unveröffentlichten Liste mit geplanten Verordnungen an, die der Tageszeitung "taz" (Samstagausgabe) vorliegt. Eine Kommissionssprecherin dementierte das auf Anfrage nicht, sondern erklärte lediglich: "Es ist zu früh, um zu sagen, ob und wann eine Abstimmung darüber angesetzt wird." Die Mitgliedstaaten können eine Wiedergenehmigung jedoch verhindern.

Die EU-Kommission hat Thiacloprid 2005 zugelassen. Später stufte sie es aber als "wahrscheinlich reproduktionstoxisch" ein, weil es in neuen Versuchen eindeutig Tiere in ihrer Fortpflanzung beeinträchtigt hat und so offenbar auch bei Menschen wirkt. Solche Substanzen dürfen gemäß EU-Pestizidverordnung aus dem Jahr 2009 nicht als Pflanzenschutzmittel erlaubt werden - es sei denn, sie kommen nicht mit Menschen in Kontakt oder sie sind unbedingt nötig für die Landwirtschaft. Genau auf diese Ausnahmen beruft sich Bayer. Der Wirkstoff sei sicher anwendbar und ein wichtiges Hilfsmittel für Bauern.

"Wenn es der EU-Kommission ernst ist mit den Schutz vor schädlichen Pestiziden, muss sie die Anwendung von Thiacloprid dringend verbieten", sagte Lebensmittelexpertin Franziska Achterberg von der Umweltschutzorganisation Greenpeace der taz. Biobauern würden ja zeigen, dass man auch ohne Pestizide Nahrungsmittel erzeugen könne, so Achterberg. Die Landwirte müssten auf robuste Arten setzen und Schädlingen vorbeugen, indem sie zum Beispiel in Fruchtfolgen mehr Pflanzenarten auf einem Feld abwechseln. Wenn der Schädling einmal da ist, gebe es immer noch die im Biolandbau erprobten nicht-chemischen Methoden der Bekämpfung.

Die EU-Lebensmittelbehörde liefert auch Belege dafür, dass Thiacloprid sehr wohl mit Menschen in Kontakt kommt. Zum Beispiel werde in Fabriken Saatgut mit dem Mittel behandelt, schreibt die Behörde in ihrer Bewertung des Wirkstoffs. Die Experten schätzten, dass in einem von drei untersuchten Werken Arbeiter mehr als der offiziell vertretbaren Dosis ausgesetzt worden seien.

jma/fez

Quelle:

http://www.taz.de/!5582725/

Pressekontakt:

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taz Redaktion Wirtschaft & Umwelt
Telefon: +49-30-25902-227

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