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Eine Frage der Macht/Kommentar zum Kanzlerkandidaten der Union

Berlin (ots)

Es war aufregend und töricht, abgründig und unterhaltsam. Jetzt ist die Seifenoper "Machtkampf in der Union" erst einmal vorbei.

Markus Söder, Fürst der Finsternis, hat seine Fahne wieder eingerollt. Dabei bemühte er sich sehr, nicht wie ein Verlierer auszusehen, sondern wie jemand, dessen Stunde noch schlagen wird. Söders fintenreicher Feldzug hat die Union fast in Brand gesetzt. Man kann schon fragen: wofür eigentlich? Nur für das bisschen Rampenlicht und Wichtigsein?

Es ist bemerkenswert, dass in dieser Schlacht niemand auf die Idee kam, mal ein politisches Argument aus dem Köcher zu holen. Wirtschaftsliberal oder sozial? Konservativ oder modern? Für welche Inhalte Armin Laschet und Markus Söder stehen, spielte in keiner Sekunde eine Rolle. Noch nicht mal, um den Gegner zu verwirren.

Wer noch Illusionen über das Wesen der Union hatte, dürfte eines Besseren belehrt sein. Flüchtlingskrise und Abschaffung der Wehrpflicht, Ehe für alle und Eurorettung - all das wurde in der CDU mehr oder weniger achselzuckend durchgewunken. Doch wenn es um die Macht geht, kennt man in der Union keine Verwandten mehr. Dass die Partei eine Machtmaschine ist und der Rest eher Marketing, ist keine neue Erkenntnis. Selten war es jedoch so offensichtlich.

Und genau das wird die Union jetzt wohl retten. Macht diszipliniert. Einzelne, wie der Thüringer CDU-Mann Christian Hirte, zündeln zwar noch munter weiter. Aber auch die weniger hellen Köpfe in der Union werden bald begreifen, dass ab jetzt wieder die normale Brandschutzverordnung gilt.

Armin Laschet ist ein schwacher Kanzlerkandidat mit wackligem Rückhalt in der Partei. Er ist ein Mann des Übergangs und keiner, der eine neue Ära begründen wird. Das ist, wenn man sich die Rhythmen der Macht in der Geschichte der Bundesrepublik anschaut, recht gewöhnlich.

In der Union wird sich jetzt, bei Strafe des Untergangs, die Erkenntnis durchsetzen, dass es noch etwas weit Schlimmeres gibt, als mit einem mittelprächtigen Kandidaten anzutreten. Nämlich einen schwachen Kandidaten zu haben, den ein nörgelnder Funktionärsapparat stetig demontiert.

Die Union ist die letzte klassische Volkspartei in Mitteleuropa. Auch sie kann implodieren. Bis jetzt haben die Machterhaltreflexe noch immer funktioniert. Dass es politisch um nichts geht, macht die Rückkehr in den Normalmodus sogar leichter.

Die Bundestagswahl ist, wie es jetzt aussieht, offen. Union, Grüne und SPD können gewinnen. Es gibt kein Abo der Union auf das Kanzleramt mehr. Für die Demokratie ist das eine gute Nachricht.

Pressekontakt:

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Nina Apin
Telefon: +49 30 25902 255
meinung@taz.de

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