Schockierte Aktivisten beschützen Zwergwale - Norwegische Medien berichten
Hagen (ots)
Fast 600 Zwergwale haben kommerzielle Walfänger in Norwegen bei ihrer umstrittenen Waljagd in diesem Jahr bereits getötet. Das Sterben der Meeressäuger ist qualvoll. Unerwartete Beschützer fanden indes vor kurzem zwei Zwergwale im norwegischen Vestfjord: Zwei Aktivisten der International Marine Mammal Conservation Society Germany (IMMCS) - unter ihnen der 1. Vorsitzende Michael Tenten - schirmten die Tiere mit einem kleinen Motorboot vor den Walfängern ab. Der Vorfall sorgte für erheblichen Wirbel in der dortigen Presse. Brisant ist auch ein seither aufgetauchtes Video: Darauf ist ein aufgebrachter Walfänger zu hören, der lautstark Schießbefehle ausstößt.
Zugetragen hat sich die Episode am 10. Juli im Vestfjord. Die beiden Aktivisten waren auf der Suche nach Walen unterwegs, als in der Ferne der Walfänger "Nystrand" auftauchte. Offensichtlich sei das Schiff auf der Jagd gewesen, berichten die IMMCS Crewmitglieder. Sie seien der "Nystrand" in sicherem Abstand gefolgt, um die Situation zu beobachten. Zwischen 18 und 19 Uhr erreichten sie den Eingang des Nusfjord nördlich von Moskenes. Die "Nystrand" sei in einiger Entfernung mit Kurs auf Reine gefahren, erläutert Michael Tenten. "Plötzlich tauchte wenige Meter neben unserem Boot die Rückenflosse eines Zwergwals auf!". Kurz darauf war die Rückenflosse eines weiteren Tieres auf der anderen Seite des Bootes zu sehen.
"Zum ersten Mal in unserem Leben sind wir Walen begegnet", so ein Crewmitglied. Das Zusammentreffen sei ein emotionaler Moment gewesen. Die Aktivisten starteten den Motor, um den Walen zu folgen und sie notfalls vor den Walfängern schützen zu können. Auf der Nystrand schien man die Wale noch nicht bemerkt zu haben. Als jedoch einer der Wale eine weithin sichtbare Luftfontäne (Blas) ausstieß, setzte der Walfänger Kurs auf das Tier. Die Aktivisten beschleunigten ihr Boot und manövrierten im Zickzack-Kurs zwischen dem Wal und der Nystrand, um das Tier vor der Harpune der Walfänger abzuschirmen. Rund 30 Minuten dauerte die Aktion an, dann zog die Nystrand ab.
In den norwegischen Medien schlug der Vorfall hohe Wellen. In der Online-Ausgabe des Blattes "Kyst og Fjord" waren Video-Ausschnitte der Aktivisten sowie ein an Bord der Nystrand aufgenommenes Video zu sehen. Die Tonspur enthüllt, wie leicht die Situation hätte eskalieren können: "Schieß, verdammt noch mal" brüllt einer der Walfänger mehrfach in höchster Erregung. Die schockierten Walschützer betonen indes, sie hätten sich lediglich bei den Walen aufgehalten. Es sei die Nystrand gewesen, die Kurs auf sie nahm und die kritische Situation auslöste.
Zu Unrecht seien in der Öffentlichkeit überdies die Organisation Sea Shepherd und eine in der Gegend tätige Meeresbiologin mit dem Vorfall in Zusammenhang gebracht und angefeindet worden, bedauert Michael Tenten. Ob die Wal-Rettung juristische Konsequenzen haben wird, ist noch nicht abzusehen. Ein ganz besonderes Glücksgefühl kann den Wal-Beschützern aber niemand mehr nehmen: "Wir sind sehr froh, dass die Wale überlebt haben", sagt Tenten, der am Dienstag wieder nach Deutschland zurückgekehrt ist.
Bericht und Video: http://ots.de/EFbiI
Pressekontakt:
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