"Traummänner sind oft schlechte Liebhaber" Christine Kaufmann im exklusiven Tele 5-Interview
München (ots)
Auf Tele 5: 'Caipiranha - Vorsicht, bissiger Nachbar': Rasante, freche Komödie mit Christine Kaufmann, Katharina Thalbach, Ralf Bauer und vielen anderen Stars am 1.12.2007, 20.15 Uhr
Die 62-jährige Schauspielerin, die sich darauf freut, bald Urgroßmutter zu werden, über die Kunst der Verführung, Sex im Alter und die Leiden ihres Ex-Mannes Tony Curtis.
TELE 5: Frau Kaufmann, sind Sie eigentlich reich?
Christine Kaufmann: Alles was ich verdient habe, ist entweder an Anwälte gegangen oder an meine Kinder. Da hab ich Studienplätze mitfinanziert und Wohnungen.
Sie haben vier Enkel, davon sind zwei erwachsen. Ist da vielleicht Nachwuchs in Sicht?
Hoffentlich! Ich will endlich auf das 'Time Magazine' Cover als...
...schönste Urgroßmutter der Welt?
Nein, als schönste Urgroßmutter des Universums. (lacht) Im nächsten Jahr vielleicht. Meine Enkelin Lizzie hat einen tollen Freund, schon seit längerem. Ich hab ihr gesagt, ich würde das Kind auch nehmen, ich habe ja gern kleine Kinder zuhause.
Es wird immer wieder gerätselt, warum Sie so jung aussehen.
Ich altere schon, aber ich altere eher wie der Dalai Lama. Im Ernst: jeder braucht etwas anderes. Aber die meisten Alterungsprobleme lassen sich lösen.
Vielleicht hatten Sie in Ihrem bewegten Leben gar keine Zeit zu altern?
(lacht) Ja, ich habe immer auf meinem eigenen Planeten gelebt. Wenn ich schlecht aussehe, kommt es daher, dass ich etwas erdulden muss.
Ärgern Sie sich über Gerüchte, dass Sie angeblich geliftet sind?
Es ist schon komisch: Über Frauen wie Iris Berben, Uschi Glas oder Senta Berger, die alle besonders frisch aussehen, wird da nie irgendwas geschrieben. Warum soll es immer ich sein? Ich bin nicht geliftet und ich würde auch gerne weiterhin ohne Lifting durchs Leben kommen,
Was ist eigentlich so schlimm daran, wenn man sich liften lässt?
Es ist nur dann schlimm, wenn man behauptet, es kommt vom Mineralwasser. Das Publikum regt sich mit Recht auf, wenn eine Frau, die mehrfach geliftet ist, Kosmetika verkauft. Ich sehe nicht geliftet aus, ich finde, man sieht es.
Vor ein paar Jahren wurden Sie mit den Worten zitiert "Sex interessiert mich nicht mehr"
Eine Frau mit 60 will - Uschi Glas in ihrer neuen Ehe vielleicht ausgenommen - selbstverständlich nicht mehr so viel Sex haben wie in der Jugend. Das ist hormonell bedingt. Viele Beziehungen schlafen aber auch ein, weil die Männer irgendwann nicht mehr um ihre Frauen werben. Wenn ich nicht verführt werde, dann passiert auch nichts.
Wie kommt man aus dieser Zwickmühle wieder raus?
Es gibt viele Arten der Verführung. Zum Beispiel auch über eine dritte Instanz: Wenn sich mein Mann liebevoll um meinen kleinen Enkel kümmert, dann fange ich sofort an, ihn zu lieben. Dann habe ich auch Lust auf Zärtlichkeit.
Warum gibt es so viele Missverständnisse zwischen Frau und Mann?
Männer missachten, Frauen kritisieren.
Dabei wollen Männer doch immer alles richtig machen.
Männer machen alles richtig (lacht). Und sie wollen gerne gelobt werden. Die Männer verstehe ich erst, seit ich meinen kleinen Enkelsohn habe. Er hat ja großes Glück, dass ich eine begeisterte Handwerkerin bin. Ich bringe ihm also etwas bei. Nach fünf Minuten kommt er und erklärt mir genau, wie's geht. Da muss ich lachen: So seid ihr Männer also zusammengebaut.
Ändert sich das Bild der älteren Frau in der Öffentlichkeit?
Auf jeden Fall und das ist auch Teil meiner Arbeit. Alte Frauen können schön sein und auch über Erotik verfügen. Erotik, das heißt nicht vögeln, sondern Lebenslust. Zum Beispiel, dass junge Männer sich gerne mit einem unterhalten und auch mit einem flirten. Das ist ganz wichtig.
Sexualität gehört auch dazu?
Ist nicht ausgeschlossen, es gibt auch Sex im Altersheim. Aber das nicht die Sexualität, die wir uns im Porno ansehen, sondern eine innerlich selbstbestimmte Erotik.
Sind Sie eine Femme Fatale?
Es hat mir nicht gefallen, dass man mich da eingegliedert hat. Ich bin keine femme fatale mit Strapsen oder so. Die großen erotischen Verführerinnen, die richtig Spaß am Sex haben und bei denen die Männer den Kopf verlieren, die wollen eher innerlich was erleben. Warum so viel Zeit damit verbringen, Sexualität zu veräußerlichen? Die so genannten Traummänner sind oft schlechte Liebhaber. Die hässlichsten und komischsten Männer waren für mich oft die allertollsten Begegnungen.
Haben Sie heute noch Kontakt zu Ihrem ersten Ehemann Tony Curtis?
Wenig, wobei ich glaube, dass er nicht mehr lange leben wird. Vor einem Jahr sah es bereits so aus, als ob er stirbt. Das hat mich schon berührt, aber nicht so sehr wegen mir, sondern wegen der Kinder. Einen Vater zu verlieren, das ist sehr schmerzlich, vor allem wenn es eine komplizierte und unerfüllte Beziehung war.
Ihre Töchter hätten doch jetzt noch die Chance, mit ihm zu reden
Aber er wird sich ja nicht ändern, er ist ein totaler Solipsist. Er dreht und kreiselt nur um sich selbst, der Arme.
Sie waren ein Kinderstar, kamen mit 17 nach Hollywood, drehten mit Tony Curtis und bekamen einen Golden Globe. Was konnte da noch kommen?
Ein ehemaliger Kinderstar ist fast immer jemand, der sich irgendwann selbst zerstört. Damit versucht er sich als Ware unbrauchbar zu machen, um zu sehen, was als Mensch überhaupt noch da ist. Meine Art mich unbrauchbar machen war immer sehr einfach: ich bin verreist, habe geheiratet oder bin nach Afrika ausgewandert.
Wie nahe waren Sie der Selbstzerstörung?
Ich war einmal sehr nahe dran. Man ist es so gewöhnt ausgebeutet zu werden. Als man mir im Sorgerechtsstreit mit Tony meine Kinder weggenommen hat, habe ich mich nicht geschont und weiter gearbeitet.
Was kränkt Sie am meisten?
Man kann nur gekränkt werden, wenn eine Wunde aus der Kindheit nicht geheilt ist. Bei mir ist es Diebstahl. Wenn mein Mann vor meinen Augen mit einer anderen schlafen würde, das wäre mir relativ egal. Aber wenn Leute mir Sachen wegnehmen, das ist das Schlimmste.
Wie kommt das?
Ganz einfach. Als Kinderstar hat man hat mir immer das Geld weggenommen, das ich verdient habe. Seitdem hasse ich es, wenn man mir etwas wegnimmt, was mir zusteht.
Haben Sie Ihren Beruf schon mal gehasst?
Dieses Rumgehüpfe auf dem roten Teppich find ich super anstrengend. Ich kann das schon und wenn ich einen guten Tag habe, sehe ich immer noch schön aus. Aber das ganze Blabla kostet Lebenszeit.
Sie sind sehr erfolgreich mit ihrer Kosmetikserie.
Ja, da bin ich stolz drauf. Die letzten zehn Jahre waren die schlimmsten und anstrengendsten meines Lebens. Aber es war auch die Zeit, die das meiste Geld gebracht hat.
Gibt es ein Leben nach dem Teleshopping?
Ja, ich mache das nur noch ein Jahr, weil ich dann wieder spielen will. Es gibt Gespräche, dass ich die alte Hildegard von Bingen spielen könnte. Sie war eine Revolutionärin in einem innerlichen Sinne, was mir sehr entspricht. Und im Theater werde ich möglicherweise als Marquise der Merteuil auftreten in dem Stück 'Gefährliche Liebschaften'. Außerdem werde ich eine eigene Webseite einrichten, auf der ich meine Kosmetikprodukte verkaufe.
Wie beurteilen Sie die deutsche Schauspielerszene?
Ich beklage das Verschwinden des Unvergesslichen. Die Menschen, die in meinen Augen Starqualitäten haben, tauchen auf dem roten Teppich nicht auf, weil sie von irgendwelchen Partyludern verdrängt werden. Die wiederum werden über ihre Designer-Kleider beurteilt. Entscheidet jetzt schon die Modeindustrie, wer morgen ein Star wird?
Als Olga in Helmut Dietls 'Monaco Franze' sind Sie unvergesslich.
Ja, ich bin Kult. Ich habe viel gemacht, mehr im Theater, aber auch unvergessliche Filme. Das ist ganz beruhigend. In 100 Jahren wird man sich vielleicht noch an mich erinnern.
In Deutschland kennt Sie jeder.
Auch durch das Teleshopping. Früher konnte ich unbehelligt in afrikanische Kneipen tanzen gehen, das geht nicht mehr - weil es dann heißt "I know you from television!"
Sie tanzen?
Afro-Dance. Sieht zwar eher aus wie ein indischer Tempeltanz, aber auf jeden Fall tanze ich jeden Morgen, das brauche ich.
Sie haben sich selbst mal als "Geisha mit dem gepackten Koffer" bezeichnet.
Passt nicht mehr. Ich lebe jetzt ständig in München - was unerhört für mich ist.
Ja, Sie waren immer so viel unterwegs...
Ich habe festgestellt: selbst ich kann mich nicht mehr umtopfen, ich muss jetzt in der gleichen Erde stehen bis ich sterbe. Ich habe alles gesehen, es war schön, aber ich habe keine Sehnsucht mehr nach der Fremde.
Interview: Michaela Simon
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