David Carradine: "Curd Jürgens hat mich als Schauspieler sehr beeinflusst" // 'Das Geheimnis des blinden Meisters' (Drehbuch: Bruce Lee) mit David Carradine am Freitag, 29. Mai, 22.00 Uhr, auf Tele 5
München (ots)
zurzeit in 'Crank 2: High Voltage' im Kino - im Tele 5-Interview über asiatische Kampfkunst, falsche Entscheidungen und die dunkle Seite von München.
Tele 5: Mit 'Kill Bill' haben Sie ein Comeback gefeiert. Wie würden Sie Regisseur Quentin Tarantino beschreiben? Ist er anders als andere Regisseure mit denen Sie gearbeitet haben?
David Carradine: Er ist wahrscheinlich der beste Regisseur, mit dem ich je gearbeitet habe. Er kennt alle Tricks, alle Techniken, viel mehr als alle anderen Regisseure. Quentin hat sich Filme sehr genau angesehen. Alles, was er tut, wenn er nicht arbeitet, ist, sich Filme anzusehen. Er macht nicht Party. Seine Mechanismen, wenn er Regie führt, sind wirklich bemerkenswert.
Berühmt wurden Sie als Kwai Chang Caine in der Fernsehserie 'Kung Fu'. War das die wichtigste Rolle in Ihrer Karriere?
Ja. Es war wohl auch meine größte Rolle. Ich hatte so viele Dialoge, wohl mehr als ich in irgendeinem anderen Film hatte. Ich rede unaufhörlich. Eine großartige Rolle.
Ist es wahr, dass Bruce Lee diese Rolle zuerst spielen wollte?
Ja, er war der Meinung, er solle die Rolle aufgrund des hohen Anteils an Kampfkünsten spielen. Aber er war dafür nie vorgesehen. Seine Kampfkunstfähigkeiten hatten damit nichts zu tun. Könnten Sie sich denn vorstellen, dass Bruce Lee meine Rolle spielt? Also ich nicht. Die Freundlichkeit meiner Rolle haben wir nie von Bruce zu sehen bekommen. Er war sehr enttäuscht, als er abgelehnt wurde. Deshalb ist er wohl zurück nach Hongkong gegangen und ein Star in chinesischen Filmen geworden. Und das ist gut so, sonst hätten wir wohl diese andere Seite nie kennen gelernt.
Sie haben auch in Deutschland gedreht. Wie ist Ihre Erinnerung daran?
Ich war in München. Die Stadt gefällt mir weniger. Jemand hat mir erzählt, dass sie die alten Pläne der Stadt gefunden haben, als sie sie nach dem Krieg wieder aufbauen wollten. Und sie haben die Stadt exakt nach den alten Plänen wieder aufgebaut. Ich habe mich umgesehen und gefragt, warum haben sie diesen dunklen, bedrohlichen Ort wieder aufgebaut. Ich mag Berlin viel lieber. Auch wenn ich das Münchner Nachtleben sehr gerne mochte. Ich wohnte nicht in einem richtigen Hotel, sondern in einem alten Herrenhaus im Englischen Garten, das sehr schön war. Berlin ist aber mehr fun.
Wie war es auf die Anfänge Ihrer Karriere zurückzublicken? Waren Sie traurig oder zufrieden?
Ich habe genauso viele Fehler wie alle anderen gemacht, vielleicht sogar mehr als die meisten Menschen. Von daher werde ich wohl nie sagen, ich sei zufrieden. Es gibt noch zu viele Dinge, die ich nicht getan habe, oder die unvollendet sind: Musik, die noch darauf wartet geschrieben zu werden oder den Film über Mata Hari, den ich seit über 20 Jahren nicht zu Ende gebracht habe.
Was war der größte Fehler in Ihrer Karriere und was Ihr größter Erfolg?
Meine beste Entscheidung war es, meinen Job in der Brauerei zu kündigen und Schauspieler zu werden. Einen großen Fehler machte ich, als ich eine Rolle bei John Huston ablehnte. Das war dumm, weil ich so nie wieder die Chance erhielt, mit ihm zu drehen. Ich habe einige Sachen abgelehnt, darunter auch 'Die Insel des Dr. Moreau'. Ich hatte keine Lust auf all das Make-Up. In dem Film spielte Burt Lancaster und ich war schon immer ein großer Fan von ihm, bekam aber nie wieder die Chance, mit ihm zu spielen. Andere Dinge, andere Fehler sind auch passiert, mit meiner Familie zum Beispiel. Da würde ich auch gerne die Zeit zurückdrehen und alles ändern. Doch darüber möchte ich nicht sprechen.
Gibt es denn deutsche Regisseure, mit denen Sie gern arbeiten würden?
Wim Wenders. Oder der andere Verrückte, der die Filme mit Kinski gemacht hat - Werner Herzog. Aber es ist gefährlich mit ihm zu arbeiten, oder?
Er ist nett, ich habe ihn einmal getroffen.
Der deutsche Film, den ich am besten in Erinnerung habe, ist aber einer, den ich sah, als ich aus dem College flog. Das war 'Des Teufels General' mit Curd Jürgens, den habe ich bestimmt acht- bis zehnmal hintereinander gesehen. Jürgens Darstellung ist zu einem großen Maße das, woraus ich meine eigene Technik als Schauspieler entwickelt habe. Ich habe mir das ganz genau angesehen. Diese Kraft! In diesem Film fängt er an als Partytier und Schritt für Schritt wird er ernster und am Ende kann er kaum noch still sitzen vor Aufregung.
Also hatte Curd Jürgens viel Einfluss auf Sie?
Ja. Die meisten Leute, denen ich davon erzähle, kennen den Film nicht und haben keine Ahnung, was für ein großartiger dramatischer Schauspieler er war. Also erzähle ich davon eigentlich nicht mehr, da die meisten Leute es ohnehin nicht verstehen.
Interview: Markus Tschiedert
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