Sozialverband Deutschland (SoVD)
Sozialverband: Harald Juhnke trauriges Beispiel für Pflegeprobleme
Berlin (ots)
Als "trauriges Beispiel für weit verbreitete Probleme in der Pflege" hat der Sozialverband Deutschland (SoVD) Berichte bezeichnet, wonach der beliebte Schauspieler Harald Juhnke im Pflegeheim ausgetrocknet und wund gelegen sein soll. Das äußerst schmerzhafte und oft lebensgefährliche Wundliegen (Dekubitus) sei neben persönlichen Risikofaktoren (z.B. Diabetes, Durchblutungsstörungen) häufig Folge unzureichender Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme und könne deshalb durch eine sorgfältigere Pflege weitgehend vermieden werden, erklärte SoVD-Vizepräsident Sven Picker am Montag in Berlin.
Durch unsachgemäße Pflege und mangelhafte Vorsorge erkranken allein in Deutschland jedes Jahr knapp eine halbe Million Pflegebedürftige an Dekubitus, erläuterte Picker. Nach rechtsmedizinischen Untersuchungen sterben jährlich 10.000 Menschen an dieser schlimmen, aber durch intensive Pflege vermeidbaren Erkrankung. Das seien menschenunwürdige Zustände und zudem sei dies eines der größten Defizite in der medizinischen und pflegerischen Versorgung. Hier müsse endlich Abhilfe geschaffen werden.
Der Sozialverband Deutschland fordere deshalb seit längerem:
- eine verpflichtende umfassende Dekubitusvorsorge, einschließlich einer altersgerechten Ernährung für alle bettlägerigen Pflegebedürftigen und Langzeitkranken,
- eine verbesserte ärztliche Betreuung der Pflegebedürftigen,
- eine Meldepflicht bei Dekubituserkrankungen sowie eine "Nationale Dekubituserhebung", die auch Auskunft über Kosten und Folgekosten dieser Erkrankung gibt sowie
- eine verstärkte strafrechtliche Verfolgung und Ahndung schwerer Pflegemissstände. Daneben sollen die Kostenträger (Pflegekassen und Sozialhilfe) im Rahmen ihrer Möglichkeiten gegen Einrichtungen vorzugehen, in denen sich Dekubituserkrankungen häufen. Das reicht von Bußgeldern bis hin zur Kündigung des Versorgungsvertrags.
Der SoVD, der eine große Zahl pflegebedürftiger Menschen und ihre Angehörigen organisiert, hat bereits Mitte Juni die Verbände der Pflegeeinrichtungen in Deutschland wegen der Dekubitus-Problematik angeschrieben. In dem Schreiben wird u.a. darauf hingewiesen, dass es mit dem "Expertenstandard Dekubitusprophylaxe in der Pflege" jetzt einen verbindlichen Pflegestandard gebe. Zudem werden die Pflegeeinrichtungen aufgefordert, "Bewegungspläne" für Bettlägerige aufzustellen und für ausreichende Flüssigkeitszufuhr und altersgerechte Ernährung zu sorgen.
V.i.S.d.P.: Hans-Jürgen Leutloff
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