Sozialverband Deutschland (SoVD)
Bildungsbericht 2020: Schulische Inklusion mangelhaft
Bildungschancen dürfen nicht vom Sozialstatus der Eltern abhängig sein
Berlin (ots)
Nun ist es amtlich. Der Bildungsbericht 2020 der Bundesregierung belegt schwarz auf weiß: Die schulische Inklusion kommt in Deutschland nicht entschlossen voran. Fast 12 Jahre nach Ratifizierung der UN-Behindertenrechtskonvention werden noch immer deutlich über 300.000 Kinder an Förderschulen unterrichtet. Ihre Zahl ist in den letzten Jahren kaum gesunken. Zudem bleiben die Unterschiede zwischen den Bundesländern weiterhin groß. "Gute Bildung ist das Fundament für ein gutes und selbstbestimmtes Leben. Umso besorgniserregender finde ich, dass nach wie vor 75 Prozent der Förderschülerinnen und -schüler die Förderschule ohne anerkannten Schulabschluss verlassen. An dieser Stelle dürfen wir nicht einfach wegschauen", sagt SoVD-Präsident Adolf Bauer.
Die Corona-Pandemie hat die Defizite wie unter einem Brennglas sichtbar gemacht und weiter verschärft. Distanzunterricht und der verstärkte Einsatz digitaler Medien hat insbesondere die Bildungschancen sozial benachteiligter Schüler*innen weiter verschlechtert. "Viele Kinder mit Beeinträchtigungen kommen aus sozial benachteiligten Familien. Wir müssen endlich dafür sorgen, dass die Bildungschancen von Schülerinnen und Schülern nicht mehr davon abhängig sind, welchen Sozialstatus ihre Eltern besitzen. Inklusive Bildung ist eine Verpflichtung des gesamten Bildungssystems", so Bauer. Und er ergänzt: ""Es ist ein Schritt in die richtige Richtung, dass Schülerinnen und Schüler aus sozial benachteiligten Familien nun endlich digitale Endgeräte für den Distanzunterricht zur Verfügung gestellt bekommen sollen". Damit alleine ist es aber nicht getan."
Der SoVD fordert qualitativ hochwertige gemeinsame Bildungsangebote für Menschen mit und ohne Behinderungen. "Wir brauchen endlich verbindliche Qualitätsmaßstäbe, umfassende Fortbildungsangebote, systematische Umsetzungsprozesse, ausreichend personelle und sächliche Ressourcen und Barrierefreiheit. Bund, Länder, Kommunen und Rehabilitationsträger sowie Ausbilderinnen und Ausbilder, stehen in der gemeinsamen Verantwortung", betont Bauer.
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