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Lausitzer Rundschau: Minister Jung und das Bundeswehr-Ehrenmal Eine Chance wird vergeben

Cottbus (ots)

Wenn Verteidigungsminister Franz Josef Jung nur
einen Gedenkstein aufstellen wollte für die im Auslandseinsatz 
getöteten deutschen Soldaten, dann müsste man darum nicht viel 
Aufhebens machen. Im Gegenteil, eine solche Geste ist seit langem 
überfällig. Was nun aber nach dem Willen und Geschmack des 
CDU-Politikers entstehen soll, ein 41 Meter langes, acht Meter 
breites und zehn Meter hohes begehbares Gebäude, verdient die 
Bezeichnung "Nationale Gedenkstätte". Über die sollte, ja darf Jung 
nicht allein entscheiden. Es sind nicht seine Millionen, die er 
ausgibt, es ist nicht sein Grundstück, auf dem das Ehrenmal 
öffentlich zugänglich stehen soll, sondern das des Ministeriums, und 
vor allem ist es nicht seine Armee. Der Bundestag bestimmt über jeden
Auslandseinsatz, er trägt die Verantwortung, auch für die Toten.
Jung will vermeiden, dass sein Anliegen zerredet wird. Er will 
Anerkennung für den gefahrvollen Dienst der Soldaten, und er will den
Angehörigen einen Ort der Erinnerung geben. Aber er selbst hat den 
Kreis der zu Gedenkenden erweitert von den 69 getöteten Soldaten im 
Auslandseinsatz auf alle 2600 Bundeswehrangehörigen, zivile wie 
militärische, die seit Gründung der Streitkräfte 1955 im Dienst ums 
Leben kamen. Die meisten davon durch Unfälle. Warum dann nicht auch 
die Entwicklungshelfer ehren, die im Ausland bei ihrem ebenso 
selbstlosen Einsatz starben? Und, wenn die Ehrung denn schon vom 
Auslandseinsatz gelöst wird, warum nicht auch die getöteten 
Polizisten und Feuerwehrleute erwähnen, die im Inland Dienst an der 
Gemeinschaft taten? Und was ist mit den Toten der Nationalen 
Volksarmee, die ebenfalls deutsche Soldaten waren?
Die Art, wie das Ehrenmal geplant wird, ist eine Amtsanmaßung, wenn 
auch aus ehrbaren Motiven. Die Debatte, wer geehrt werden soll, warum
und wie, gehört in den Bundestag, und darüber hinaus in die Mitte der
Gesellschaft. Das Projekt ist schlichtweg zu groß für Jung.

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