Lausitzer Rundschau: Marco in der Türkei vor Gericht Zügig und fair entscheiden
Cottbus (ots)
Wenn heute der 17-jährige Marco im türkischen Antalya vor Gericht erscheinen muss, werden sich Reporter vor der Tür drängen. Dass sie nicht in den Saal dürfen, in dem es um den Vorwurf sexuellen Missbrauchs einer Minderjährigen geht, ist gut und richtig. Auch in Deutschland wird über Jugendliche nicht öffentlich zu Gericht gesessen. Und im Fall des deutschen Schülers hat die Debatte in Deutschland in den vergangenen Wochen ohnehin schon teilweise die Bodenhaftung verloren. Die Tatsache, dass gegen den Jugendlichen überhaupt ermittelt wird, wie auch die Untersuchungshaft wurden sofort als Beweis für die vermutete Rückständigkeit, Verklemmtheit und unmögliche EU-Kompatibilität der Türkei genommen. Ein kurzer Blick in die deutsche Rechtslage hätte jedoch aus dieser Aufgeregtheit schnell die Luft herausgelassen. Auch in Deutschland ist Sex mit Personen unter 14 Jahren strafbar. Auch in Deutschland müsste ein Jugendlicher bei diesem Verdacht wegen Fluchtgefahr mit Untersuchungshaft rechnen. Möglicherweise hat das Mädchen Marco über ihr wahres Alter getäuscht. Möglicherweise hat sie das nächtliche Geschehen anders geschildert, als es sich ereignete. Vielleicht aber auch nicht. Das zu klären ist in Deutschland wie in der Türkei Aufgabe des Gerichtes. Wenn die Juristen in Antalya nun zügig und fair entscheiden, ist ihnen kein Vorwurf zu machen.
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