Lausitzer Rundschau: Die USA ein Jahr vor den Präsidentschaftswahlen Eine Schlacht ohnegleichen
Cottbus (ots)
Vor wenigen Monaten noch sah es so aus, als wäre die kommende Präsidentenwahl in den USA schon gelaufen. Das Desaster im Irak schien keinem der republikanischen Kandidaten noch eine Chance zu lassen und die Frage war, wer bei den Demokraten das Rennen macht und damit das Ticket für das Weiße Haus gewinnt. Aber wenn Hillary Clinton einer Resolution zustimmt, die aus gutem Grund als Blankoscheck an Präsident George W. Bush für Angriffe auf den Iran gewertet wird, so ist dies ein deutliches Anzeichen dafür, dass das Rennen wieder offen ist. Die Wahl in einem Jahr muss nicht mit einem Richtungswechsel verbunden sein. Wer Rudolph Giuliani, dem New Yorker Ex-Bürgermeister und derzeitigen Favoriten bei den Republikanern, zuhört, wird mit Erstaunen feststellen, dass er Bush an kriegerischen Sprüchen noch zu überbieten versucht. Der Mann ist nach seiner Scheidung und wegen seiner Ansichten zur Abtreibung und zur Homosexualität zwar für viele der christlichen Fundamentalisten eine Herausforderung. Aber wenn es gegen Hillary gehen sollte, werden auch sie ihn allemal unterstützen. Nun steht der Irak-Krieg bei allen Umfragen zwar immer noch mit weitem Abstand an erster Stelle der Sorgenliste der Nation. Und es findet sich auch so gut wie keiner, der das Vorgehen der jetzigen Regierung verteidigt. Zu offensichtlich sind die Fehler, die gemacht wurden, zu beschämend sind das Maß an Korruption und die Schamlosigkeit der Kriegsgewinnler. Aber mit der neuen Strategie einer endlich vom Verteidigungsminister Donald Rumsfeld befreiten Generalität sind die Verlustzahlen gesunken. Der schnelle Abzug aus dem Zweistromland ist deswegen auch einer großen Zahl von Wählern suspekt. Sie wollen sich mit einer ehrenrührigen Niederlage nicht abfinden. Vor allem aber wirkt das lähmende Gift der Angst weiter, das seit dem 11. September das öffentliche Leben bestimmt. Es gibt in den USA bis weit in die Reihen der Demokraten hinein schon längst keine vernünftige Abwägung mehr zwischen einem verständlichem Sicherheitsbedürfnis und den Regeln einer offenen, freien Gesellschaft. Giuliani spekuliert genau darauf. Er sagt, es sei im Prinzip richtig, sich mit allen zur Verfügung stehen Mitteln zur Wehr zu setzen. Bush habe den Krieg nur falsch angegangen und er scheue sich jetzt, notfalls noch weiterzugehen. Für ihn ist die gewaltsame Abrechnung mit den Mullahs fast schon unvermeidlich. Er könnte damit gewinnen - es sei denn, die Amerikaner packt doch die Angst vor der Angst selbst und vor dem permanenten Belagerungszustand, der bislang das Maß aller Dinge zu sein schien.
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