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Lausitzer Rundschau: Das Denkmal zum Fall der Mauer und zur deutschen Einheit Überflüssig

Cottbus (ots)

Die deutsche Einheit ist quicklebendig. Sie hat
eine ostdeutsche Kanzlerin, einen westfälischen Vizekanzler. Hat eine
Moderatorin (Ost), die sich gerade in den Telekom-Chef (West) 
verliebt hat. Stasi-Filme gewinnen Oscars. Die Einheit hat vielleicht
Probleme. Aber tot ist sie jedenfalls nicht.
Es ist absurd, ihr schon jetzt ein Denkmal zu setzen, wie es gestern 
der Bundestag beschloss. Das ist, als baute man in Kalkutta ein 
Mahnmal zur Armut. Überflüssig. Die ganze Stadt ist ein lebendes 
Denkmal für all das, was am 9. November 1989 und danach stattfand. 
Der Prenzlauer Berg mit seinem Wessi-Ossi-Ausländer-Gemisch ebenso 
wie das Brandenburger Tor mit Business und Politik. Der Hauptbahnhof,
der Potsdamer Platz, die Plattenbauten, die Massenarbeitslosigkeit. 
Alles da. Sogar Mauerreste stehen noch.
Berlin wird derzeit zugestellt mit versteinerter Erinnerung. Das 
Holocaust-Mahnmal gibt es schon - zu Recht, ebenso wie die Topografie
des Terrors, am Ort der einstigen Zentrale der Gestapo. Ein Zentrum 
für Vertreibung kommt demnächst, eine Erinnerungsstätte an gefallene 
Bundeswehrsoldaten ist in Planung, ein Denkmal für die homosexuellen 
Opfer des Faschismus in Arbeit, ebenso eines für die Sinti und Roma. 
Die Opfer des 17. Juni 1953 haben eine Erinnerungstafel, die der 
Euthanasie auch. Über die Toten der RAF wird nachgedacht. Der 
Verdacht liegt nahe, dass hier auch Kranzablegeplätze geschaffen 
werden, für einmal im Jahr, wenn man sich erinnern muss.
Die Einheit braucht so was nicht. Hoffentlich noch lange nicht. 
Übrigens auch nicht in Leipzig, das nur als Ersatzstandort 
vorgeschlagen worden war, weil es dort noch freie Stellen gibt. Die 
Auseinandersetzung findet noch jeden Tag statt. Die Begegnung auch. 
Albern sind die ersten Entwürfe. Irgendwelche Halbkreise und Stelen, 
die sich nahe kommen oder berühren. Wasserspiele. In Deutschland 
berühren sich reale Hände, kommen sich reale Köpfe nahe, manchmal 
sogar sehr. Einheits-Wasserspiele gibt es jeden Sommer am Strand von 
Usedom. Die Bürgerbewegung braucht so etwas auch nicht. Ihr Ziel war 
nicht die Rumpelkammer der Geschichte. Sie wollte das, was heute ist 
oder wollte genau das nicht. In beiden Fällen hat sie jetzt die 
Möglichkeit, sich einzubringen und das wollte sie ganz bestimmt.

Pressekontakt:

Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481231
Fax: 0355/481247
lr@lr-online.de

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