Lausitzer Rundschau: Krawalle in Pariser Vorstädten Alle Jahre wieder
Cottbus (ots)
Herbst 2005: Der Tod zweier Jungen, die auf der Flucht vor Polizisten in einer Trafostation ums Leben kommen, löst wochenlange Unruhen in Pariser Vorstädten aus. Herbst 2006: Zum Jahrestag der Krawalle zünden Jugendliche rund um Paris Autos an, setzen Busse in Brand. Herbst 2007: Nach dem tödlichen Zusammenstoß zweier Jugendlicher mit einem Streifenwagen in Villiers-le-Bel, im Norden von Paris, gehen Jugendliche auf die Barrikaden. Es fallen Schüsse, Dutzende Polizisten werden verletzt. Ein winziger Funke genügt, und die Banlieue geht in Flammen auf. Alle Jahre wieder schlagen Wut und Frustration der Jugendlichen, die in den sozialen Brennpunkten leben, in Gewalt um. An den Ursachen dafür aber hat sich nichts geändert. Die Arbeitslosigkeit ist hoch. Diskriminierung erfahren viele Bewohner der Vororte alltäglich. Oft reicht eine Adresse in einem der betroffenen Viertel aus, um den Bewerber für einen Ausbildungsplatz oder eine Arbeitsstelle auszusortieren. Dunkle Hautfarbe oder ein arabisch klingender Name tun ein Übriges. So bleibt den jungen Franzosen eine Menge Zeit, die sie sich etwa mit waghalsigem Motorradfahren vertreiben. Oder mit sinnloser Brutalität gegen das Dauerfeindbild Polizei. Zwar haben sich schon nach den Krawallwochen 2005 Politiker beeilt, Besserung zu geloben. Staatspräsident Nicolas Sarkozy hat das unbequeme Thema allerdings schnell auf die Frauenrechtlerin Fadela Amara abgewälzt. So ist in den vergangenen Jahren wenig passiert. Zu wenig, wie die explosive Stimmung in Villiers-le-Bel zeigt. Die Jugendlichen brauchen eine Perspektive für ihr Leben. Nur wenn sie die sehen, können sie wieder Vertrauen in den Staat aufbauen. Und erst dann werden sie vom alljährlichen Aufruhr ablassen.
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