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Lausitzer Rundschau: Deutschland und die neue Pisa-Studie: Der Bildungsjammer

Cottbus (ots)

In Deutschland hat noch jede Pisa-Studie eine
Menge Staub aufgewirbelt. Seit der ersten Erhebung vor sieben Jahren 
ist der Begriff vom Pisa-Schock einerseits zum festen Bestandteil 
unseres Sprachschatzes geworden. Andererseits bot sich durch Pisa 
auch eine gute Gelegenheit zum radikalen bildungspolitischen 
Umsteuern. Zwei weitere Pisa-Studien später muss jedoch an der 
heilsamen Wirkung des Schocks gezweifelt werden. Sind die Ergebnisse 
doch längst zum Spielball politischer Interessen geworden. Im 
aktuellen Fall war das besonders unappetitlich. Experten, die das 
gegliederte Schulsystem in Deutschland schon immer für absurd 
hielten, fanden sich in den häppchenweisen Vorabveröffentlichungen 
genauso bestätigt wie notorische Gesundbeter unserer 
Bildungslandschaft. Und um die Verwirrung zu komplettieren, wurde 
obendrein publik, dass Schüler in anderen Staaten mit Geldgeschenken 
zur Lösung der Aufgaben angespornt wurden, während ihre 
Altersgenossen hierzulande lediglich einen Pisa-Stift bekamen.
Nun lässt sich mit ein paar Dollars sicher keine Klugheit kaufen. 
Sonst hätte Deutschland sein Bildungsproblem garantiert schon gelöst.
Trotzdem bleibt der Wert der Pisa-Ergebnisse stark begrenzt. 
Substanzielle Neuigkeiten sucht man jedenfalls vergebens. Seit Jahren
wissen wir, dass der Bildungserfolg in Deutschland weniger von der 
Intelligenz des Kindes, wohl aber von seiner sozialen Herkunft 
abhängt. Obgleich hier die Schranken etwas durchlässiger geworden 
sind, haben Akademikerkinder immer noch fast dreimal so große Chancen
auf den Abschluss des Abiturs wie Kinder aus Arbeiterfamilien. Seit 
Jahren ist bekannt, dass die verschiedenen Schultypen riesige 
Leistungsunterschiede produzieren. Seit Jahren wird auch das 
Schicksal der Kinder aus Zuwandererfamilien thematisiert, für die das
Gymnasium schon deshalb ein Fremdwort bleiben muss, weil ihre 
Deutschkenntnisse jämmerlich sind.
Die Gegenmittel sind ebenfalls bekannt: Gefragt ist eine gezielte 
Förderung - und zwar von Kleinkindesbeinen an. Dazu gehören 
flächendeckende Sprachtests weit vor der Einschulung, aber auch eine 
entsprechende Qualifizierung der Pädagogen.
Niemand wird bestreiten, dass sich bei der frühkindlichen Bildung und
Erziehung etwas bewegt im Land. Davon zeugt zum Beispiel der geplante
Rechtsanspruch auf einen Krippenplatz. Allerdings mahlen die Mühlen 
immer noch sehr langsam. Auch um diesen Befund wissen wir nicht erst 
seit der aktuellen Pisa-Studie. Es mag provokant klingen, wenn einige
Politiker den Ausstieg aus dem internationalen Bildungstest fordern. 
Aber vielleicht wäre das dafür aufgewendete Geld tatsächlich besser 
in (vor)schulischen Investitionen angelegt. Zumal es nicht an 
Bildungsstudien mangelt.

Pressekontakt:

Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481231
Fax: 0355/481247
lr@lr-online.de

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