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Lausitzer Rundschau: Debatte um Verschärfung des Jugendstrafrechts Gefährliche Scheuklappen

Cottbus (ots)

Es hat zeitlich einfach gut gepasst. In München
schlagen zwei junge Männer ausländischer Herkunft einen Rentner 
brutal zusammen und in Hessen kämpft der Christdemokrat Roland Koch 
um seine Wiederwahl. Das Ergebnis ist eine hitzige Debatte über 
Jugend- und Ausländerkriminalität, in der zwei schlichte Forderungen 
dominieren: Einsperren und Ausweisen.
Was im Knast mit den Jungtätern geschieht, interessiert die Vertreter
der Hau-Drauf-Fraktion meist nicht. Sonst hätten sie sich zum 
Beispiel vor einem Jahr lautstark zu Wort melden können, als es um 
den Erlass von speziellen Gesetzen für den Jugendstrafvollzug in den 
Bundesländern ging und damit auch um verbürgte Rechte auf Bildung, 
Erziehung und Sozialtherapie hinter Gittern.
 Dass es so leicht nicht ist mit der Bekämpfung von Jugendgewalt 
wissen alle, die beruflich damit zu tun haben. Auch Lausitzer 
Polizisten können da mitreden. Zum Beispiel Beamte aus Guben, die es 
immer wieder mit einer Gruppe von 60 bis 70 Jugendlichen aus einem 
bestimmten Viertel zu tun haben, wenn es in der Neißestadt um 
Diebstahl, Sachbeschädigung, aber auch um Gewalttaten geht. Sie 
kommen fast alle aus Familien mit massiven Problemen: überforderte 
Eltern, Alkohol, Arbeitslosigkeit, Schulden. Unrechtsbewusstsein und 
Respekt vor anderen Menschen sind Heranwachsenden aus diesen Familien
ebenso fremd wie Zielstrebigkeit und eigene Erfolgserlebnisse. 
Jugendgefängnisse und lange Haftstrafen sind jedoch kaum geeignete 
Mittel, um diese langfristigen Erziehungsversäumnisse auszugleichen. 
Aus vielen jugendlichen Kriminellen werden im Gefängnis nur 
erwachsene Kriminelle, die dann irgendwann wieder auf freien Fuß 
kommen.
Um keinen Zweifel aufkommen zu lassen: Jeder Bürger fordert zu Recht,
dass der Staat ihn vor kriminellen Jugendlichen schützt. Doch dazu 
ist vieles nötig: Eine hohe Aufklärungsquote von Polizei und 
Staatsanwaltschaft. Gut ausgestattete Gerichte, die schnell und 
wirkungsvoll mit einem breiten Spektrum an Sanktionen und Strafen 
reagieren. Aber auch viel mehr soziale Angebote und pädagogische 
Maßnahmen, die einsetzen, bevor sich kriminelles Verhalten 
verfestigt.
Wer nur nach härteren Strafen ruft, offenbart gefährliche 
Scheuklappen.

Pressekontakt:

Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481231
Fax: 0355/481247
lr@lr-online.de

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