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Lausitzer Rundschau: Die Grünen und ihre Personalprobleme: Vielfalt und Beliebigkeit

Cottbus (ots)

Wie stark die Grünen seit Joschka Fischers
politischem Rentnerdasein in der öffentlichen Wahrnehmung leiden, 
zeigt die jüngste Entscheidung der Parteiführung: Bei der nächsten 
Wahlschlacht sollen zwei Leute tun, was Fischer früher allein 
gestemmt hat. Denn von einer eindeutigen Identifikationsfigur sind 
die Grünen weit entfernt. Letztlich ist die Duo-Lösung der 
notorischen Zerstrittenheit in den grünen Führungstagen geschuldet. 
Weder Renate Künast noch Jürgen Trittin wollten auf Fischers Erbe 
verzichten. Trittin mag dafür stehen, dass die Seinen Linksausleger 
bleiben und nicht ins bürgerliche Lager abdriften. Und Künast kann 
für sich in Anspruch nehmen, in eben jenem bürgerlichen Lager als 
wählbar zu gelten. So scheint bei den Grünen alles in bester Ordnung 
zu sein. Würde man jenen Flügel-Proporz allerdings auch in einer 
Partei wie der SPD personalisieren, dann brauchte es womöglich gleich
vier oder fünf sozialdemokratische Spitzenleute. Insofern ist die 
Personalentscheidung bei den Grünen auch ein Ausdruck ihrer 
inhaltlichen Unbestimmtheit. Ein paar Beispiele: Einerseits will die 
Partei für seriöse Finanzpolitik gewählt werden, andererseits 
beschließt ein Parteitag milliardenschwere Sozialausgaben ohne 
durchgerechnetes Konzept. Einerseits stehen die Grünen in der 
außenpolitischen Tradition des Realos Fischer, andererseits würde man
sich beim Afghanistan-Einsatz am liebsten in die Büsche schlagen. In 
welche Richtung die Grünen marschieren, ist unklar. Einer wie 
Reinhard Bütikofer hat daran keinen Gefallen mehr. Auch deshalb macht
er den Chefposten frei. Vielfalt ist gut und schön. In der Politik 
darf sie allerdings nicht zur Beliebigkeit werden.

Pressekontakt:

Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481231
Fax: 0355/481247
lr@lr-online.de

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