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Lausitzer Rundschau: Moskau und der Westen auf Konfrontationskurs: Russische Herausforderung

Cottbus (ots)

Sie ist verständlich, die Rückkehr Russlands zu
einer Politik der Stärke. Denn die nach dem Zusammenbruch der 
Sowjetunion einzig verbliebene Supermacht USA hat in den vergangenen 
zwanzig Jahren nicht verstanden, dass sie nicht etwa neue Feinde, 
sondern viele Freunde braucht. Washington hat, allen Bekundungen zum 
Trotz, mit einer beispiellosen Arroganz keine Gelegenheit 
ausgelassen, den eigenen Vorteil zu nutzen. Die antirussischen 
Gefühle in weiten Teilen Osteuropas hat es dabei genauso ausgenutzt 
wie die Zerrissenheit der EU. Unter Bush wurde aus der Versuchung, 
Alleingänge zu wagen, ein Grundelement amerikanischer Außenpolitik.
Manchmal schien es deswegen auch, als sei der alte ideologische 
Gegensatz unterschiedlicher Gesellschaftssysteme gar nicht 
überwunden. Nun ist Russland inzwischen aber ein durch und durch vom 
Kapitalismus beherrschtes Land - wie China übrigens auch. Und die neu
gewonnene Stärke basiert vor allem auf seiner Integration in den 
Weltmarkt, die ihm mit dem Verkauf der Rohstoffe Zugang zu 
Spitzentechnologien sichert. Aus dem Systemunterschied ist eine 
Systemvariation geworden - Geld verdienen mit einem Minimum an 
Rechtsstaat und einer autoritären Politik der Volkskontrolle. Ein 
Modell, das die USA ansonsten - siehe beispielsweise Saud-Arabien 
oder Ägypten - gern tolerieren, so lange es sich um Staaten handelt, 
die um ihre Abhängigkeit wissen.
Die tatsächliche Herausforderung aber liegt auch darin - in der 
offenkundigen Schwäche Russlands. Politisch, wirtschaftlich wie 
sozial ist der Riesenstaat weiter ein Entwicklungsland, das dringend 
der Kooperation bedarf. Sie anzubieten und dafür als unabdingbaren 
Preis die Einhaltung einiger Mindeststandards des Völkerrechts 
einzufordern, sollte kein Wagnis sein.
Es genügt ein Blick in die Wirtschaftsstatistiken, um die großen 
Probleme zu sehen, vor denen die russische Führung nach wie vor 
steht. Das Land hat eine Wertschöpfung, die in etwa ein Drittel derer
der Bundesrepublik beträgt. Es gibt so gut wie keinen Export von 
Fertigwaren. Seine Rohstoffe sind aufgrund der geografischen 
Gegebenheiten nicht so kostengünstig abzubauen wie in anderen 
Weltregionen. Seine Infrastruktur ist veraltet, die öffentlichen 
Institutionen sind von Korruption zerfressen.
Alleine wird es Russland nicht vermögen, sich in der internationalen 
Arbeitsteilung einen Platz zu sichern. Es ist genau so abhängig wie 
die Importländer von seinen Rohstoffen.
Das Bild der unzähligen Kräne in der Moskauer Skyline, jetzt ergänzt 
durch die Kampfpanzer in Georgien, mag manchen schrecken. Und es 
passt auch heute noch denen ganz gut, die mit Schreckensbildern 
Politik machen.

Pressekontakt:

Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481231
Fax: 0355/481247
lr@lr-online.de

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