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Lausitzer Rundschau: Bundesverkehrsminister Tiefensee unter Druck Drunter und drüber

Cottbus (ots)

Die Bahn ist in diesen Tagen nicht unbedingt das,
was man einen Sympathieträger nennt. Tausende Reisende sind wegen der
technischen Kontrollen an den ICE-Zügen genervt. Und die Kunde, 
wonach dem Bahnvorstand zum "Dank" für einen Börsengang kräftige 
Bonuszahlungen winken, dürfte bei vielen nun das Fass zum Überlaufen 
bringen. Zwar haben beide Sachverhalte nichts miteinander zu tun. Die
Sicherheitschecks sind letztlich im ureigenen Interesse der 
Fahrgäste. Aber der Eindruck, dass es bei der Bahn drunter und drüber
geht, lässt sich schwerlich entkräften.
Die politische Verantwortung dafür trägt Wolfgang Tiefensee (SPD). 
Nur leider sucht der Verkehrsminister einen völlig gegenteiligen 
Eindruck zu erwecken. Immer wenn es brenzlig wird, sind angeblich 
andere schuld gewesen. Bereits sechs Staatssekretäre hat Tiefensee 
seit seinem Amtsantritt vor drei Jahren in die Wüste geschickt. 
Allein in diesem Jahr mussten zwei ihre Schreibtische räumen. Was die
jüngste Bonus-Affäre angeht, so kann sich Tiefensee nicht einen 
schlanken Fuß machen. Die Bahnprivatisierung gilt als politisches 
Schlüsselprojekt der Großen Koalition. Wer da - zumal als zuständiger
Ressortchef - Unwissenheit vorschützt, und sei es bei noch so 
vermeintlich kleinen Details, der ist eigentlich eine Fehlbesetzung.
Schon bei der Diskussion über eine Servicegebühr für den Kauf von 
Bahntickets hatte Tiefensee den Finger in den Wind gehalten. Seine 
Ablehnung wurde erst laut, als die öffentliche Empörung schon auf 
höchster Stufe kochte. Auch bei den geplanten Extravergütungen liegt 
der Verdacht nahe, dass Tiefensee das Vorhaben lange stillschweigend 
mit trug und sich erst im Zuge der Diskussion über raffgierige 
Manager an der Notbremse zu schaffen machte. Damit hätte Tiefensee 
genauso wenig Sensibilität bewiesen wie die Mehdorns von der Bahn.
Kurzum, der Verkehrsminister war nie Herr des Verfahrens. Statt zu 
regieren, reagierte er nur. Will Tiefensee im Amt bleiben, wird er in
den nächsten Tagen noch viel erklären müssen.

Pressekontakt:

Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481231
Fax: 0355/481247
lr@lr-online.de

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