Lausitzer Rundschau: Die Anschläge im indischen Bombay Gezielter Massenmord
Cottbus (ots)
Blindwütig oder sinnlos werden die Blutbäder wieder einmal genannt, mit denen islamistische Fundamentalisten weltweit Schrecken verbreiten. Aber die jüngste Anschlagsserie, die jetzt Indien erschüttert, hat wie schon andere terroristische Gewalttaten der vergangenen Jahre klar erkennbare Ziele. Man darf sich nicht täuschen lassen von der ungeheuren Brutalität und auch der Todesverachtung, mit der diese Gruppen vorgehen. Das weit verzweigte Netzwerk der militanten Krieger wählt mit einigem Bedacht und voller Überlegung Ort und Zeit seiner Angriffe aus. Denn es erhofft sich von ihnen weitreichende politische Konsequenzen. Was in der indischen Megastadt Bombay passiert, hat denn auch weniger die Destabilisierung dieses Landes im Blick als vielmehr die Situation im Nachbarstaat Pakistan. Dort wird aus Sicht der Islamisten derzeit eine entscheidende Schlacht in der Auseinandersetzung zwischen der Welt des Westens und den Gotteskriegern geschlagen. Die Terroristen setzen auf den Schock, den solche Anschläge auslösen, und auf die darauf folgende, irrationale politische Reaktion - im Falle von Bombay auf zusätzliche Spannungen, möglichst kriegerische Auseinandersetzungen zwischen Indien und Pakistan, die ihnen dann in den von ihnen kontrollierten Gebieten das Agieren erleichtern. Das Kalkül, das hinter den Verbrechen steckt, geht davon aus, dass die Angegriffenen aus Schwäche und Angst überreagieren und sich dazu verleiten lassen, ungewollt etwas zu tun, was zu friedlichen Zeiten keinesfalls denkbar wäre. In diesem Kalkül steckt aber auch die Chance, eines Tages wieder eine Welt zu erleben, die nicht in ständiger Furcht vor unberechenbarer Gewalt leben muss. Denn wenn es nicht aufgeht, wird der selbstmörderische Einsatz von Gewalt auch aus der Sicht seiner Befürworter blindwütig sowie sinn- und ziellos. Angesichts der schrecklichen Bilder mag es auf den ersten Blick zynisch erscheinen, möglichst schnell die Rückkehr zum Alltag vor den Anschlägen zu fordern. Aber kein anderes Mittel als diese Ignoranz gegenüber der Gewalt ist effektiver. Schutzmaßnahmen und aggressive Verfolgung der Täter mögen den kommenden Schaden begrenzen. Ein Ende dieser Form der Gewalt wird letztlich aber nur dann erreicht, wenn sie die bedeutenden politischen Entscheidungen nicht zu beeinflussen vermag.
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