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Lausitzer Rundschau: Auftakt des Zumwinkel-Prozesses Privilegien gegen Moral

Cottbus (ots)

Er hat starke Worte geliebt und selbstbewusstes
Auftreten. Er war ein Vorzeigemann, dem der Erfolg hinterher lief und
das Geld sowieso. Er ist ein Angeklagter, der allerdings hoffen kann,
jetzt noch mal davonzukommen - wofür er tatsächlich nichts kann. Denn
es wird hierzulande gerne davon geredet, dass eine kleine, 
leistungsstarke Minderheit über die Maßen herangezogen wird zur 
Finanzierung des Gemeinwohls. Damit wird dann begründet, dass der 
Gesetzesbrecher nur versucht, in einem sportlichen Wettbewerb dem 
gefräßigen Zugriff des Staates zu entgehen. Tatsächlich wird dabei 
übersehen, dass in diesem Land jeder jeden Tag Steuern bezahlt und 
dass sich die Allerwenigsten dieser Steuerpflicht entziehen können. 
Selbst der Empfänger von Sozialleistungen gibt ja bei jedem Einkauf, 
den er tätigt, einen Teil der Summe wieder zurück.
Steuervergehen à la Zumwinkel sind das Privileg einer kleinen 
Minderheit, die sowieso schon auf der Sonnenseite der Gesellschaft 
lebt und nicht verstanden hat, dass ihr besonderer Status auch 
besondere Verpflichtung bedeutet. Insofern passt dieses Verfahren 
gegen den früheren Post-Chef in eine Zeit, in der es gute Gründe 
gibt, nachzufragen, inwieweit die Eliten dieses Landes tatsächlich 
der Verantwortung gerecht werden, die auf ihren Schultern liegt. 
Zumwinkel ist das passende Beispiel für einen vollständigen Versager.
Er hat sein Glück gegen die Moral und gegen das Gesetz verteidigt.
Das Strafrecht ist nun nicht in der Lage, solche Gesetzesbrüche von 
herausragenden Personen in ihrer ganzen zerstörerischen Wirkung zu 
sanktionieren. Es hat aus gutem Grund kein rechtes Maß dafür, was ein
Topmanager an Schaden für das Gemeinwohl anrichtet in den Köpfen der 
Menschen mit seinem Verhalten.
Wirklich schwierig wird die Affäre Zumwinkel allerdings, wenn damit 
das schlechte Beispiel zur Dauereinrichtung wird und sich ein jeder 
sagen kann, dass die Geschichte am Ende vor allem eine Frage des 
Geldes ist. Seine beträchtlichen verbliebenen Eigentumswerte werden 
Herrn Zumwinkel weiterhin von einem Staatsapparat geschützt, der auch
von den Steuern ganz einfacher, oft für geringes Entgeld hart 
arbeitender Bürger gespeist wird. Dieses Privileg wird ihm keiner 
nehmen. Aber es würde auch im Interesse all der vielen gesetzestreuen
Manager dieses Landes durchaus von Nutzen sein, wenn der Mann einige 
Zeit hinter Mauern verschwindet und sich einreiht bei denen, die für 
ihre Fehler spürbar zu büßen haben. Dafür allerdings müssen in 
Deutschland erst noch Richter gefunden werden.

Pressekontakt:

Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481231
Fax: 0355/481247
lr@lr-online.de

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