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Lausitzer Rundschau: Minister Glos darf nun doch zurücktreten: Der Lustlose

Cottbus (ots)

Was war er einst gefürchtet, der Michael Glos. Als
Chef der CSU-Landesgruppe im Bundestag teilte der gelernte Müller 
fröhlich aus, reizte den politischen Gegner regelmäßig bis aufs Blut 
- und schonte auch die Seinen nicht. Wenn die politischen 
Korrespondenten verklausuliert von "Spöttern in der Union" schrieben,
die mit spitzer Zunge dies oder jenes aufs Korn nahmen, dann war oft 
Glos gemeint.
Dreieinhalb Jahre als Bundeswirtschaftsminister haben aus dem 
rhetorischen Riesen einen politischen Pygmäen gemacht, aus dem 
Spötter einen Verspotteten. Man kann Glos nicht vorwerfen, dass er 
sich in das Ministeramt gedrängt habe. "Wer Chef der Landesgruppe 
ist, darf nichts anderes mehr werden wollen", hatte der Unterfranke 
immer wieder erklärt. Aber dann musste er 2005 doch für den 
CSU-Vorsitzenden Edmund Stoiber in die Bresche springen, als dieser 
in Panik nach München floh, anstatt das für ihn maßgeschneiderte Amt 
eines Superministers für Wirtschaft und Finanzen in Berlin zu 
übernehmen. Glos wird diesen Schritt - mit dem er doch immerhin mehr 
Mumm zeigte als sein damaliger Parteichef - schon oft bereut haben. 
Gefremdelt hat er im ungeliebten Amt vom ersten Tage an. Aber er 
wollte wohl seine Pflicht tun. Dazu passt, dass er sich auch jetzt 
nicht zu einem klaren Schnitt - Rücktritt - durchringen konnte, 
sondern die Demission lediglich anbot. Dass CSU-Chef Horst Seehofer 
und Kanzlerin Angela Merkel (CDU) dieses Angebot zunächst ausschlugen
(um es kurz darauf dann doch anzunehmen), offenbart einen Besorgnis 
erregenden Mangel an politischer Urteilsfähigkeit: Es versteht sich 
eigentlich doch von selbst, dass ein amtsmüder Minister in Zeiten der
Wirtschaftskrise denkbar ungeeignet für einen Job ist, in dem es 
jetzt in erster Linie darum gehen müsste, statt Resignation und 
Lustlosigkeit Zuversicht zu verbreiten. Glos' Ablösung war deshalb 
unvermeidlich. Dass sie nicht sofort erfolgte, legt die Schwäche der 
CSU bloß: Sie glaubt wohl selbst, kein politisches Schwergewicht mehr
zu haben, dem sie es zutrauen könnte, im Wirtschaftsressort 
kurzfristig Profil gegen den obersten Krisenbekämpfer von der SPD, 
Finanzminister Peer Steinbrück, zu gewinnen. Für Glos' Nachfolger ist
diese Einschätzung eine schwere Hypothek. Und die Kanzlerin? Die 
zauderte und zögerte mal wieder nach allen Regeln der Kunst. 
Führungsstärke: Fehlanzeige.
Die Causa Glos kennt nur einen Gewinner: die SPD. Es war schon ein 
politischer Leckerbissen, dass deren Kanzlerkandidat Frank-Walter 
Steinmeier genüsslich dafür warb, den geschwächten Minister doch 
bitte bis zum Wahltag weiterwursteln zu lassen. Aber diesen Gefallen 
haben die Unionsparteien den Sozialdemokraten am Ende dann doch nicht
getan.

Pressekontakt:

Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481231
Fax: 0355/481247
lr@lr-online.de

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