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Lausitzer Rundschau: Das neue Bild vom Lehrer

Cottbus (ots)

Unlängst galten Lehrer noch als überbezahlte,
"faule Säcke" (Gerhard Schröder), von wegen Engagement und Beruf als 
Berufung. Die Vorurteile über Lehrer sind facettenreich und 
wahrscheinlich so alt wie die Schulen selbst, in denen sie 
unterrichten müssen. Neuerdings jedoch ist Bemerkenswertes zu 
vernehmen: Keine Berufsgruppe wird derzeit so umworben und von der 
Politik so geliebt wie die Damen und Herren Lehrer - seid 
umschlungen, liebe Studienräte und Referendare! Aber Vorsicht.
 Auslöser der neuen Wertschätzung ist nicht, dass die politisch 
Verantwortlichen vollends begriffen hätten, dass Lehrer mehr 
Unterstützung brauchen, weil sich ihr berufliches Dasein mit den 
gesellschaftlichen Verwerfungen gewandelt hat. Nein, der Grund für 
die neue Zuneigung ist schlichter Mangel. Erst die absurde Debatte 
über die Abwerbung von Lehrkräften aus einzelnen Bundesländern hat 
dafür gesorgt, dass der Beruf des Lehrers endlich mehr Aufmerksamkeit
bekommt.
Ausgerechnet jene entdecken dabei jetzt lautstark ihr Herz für die 
Pädagogen, die in der Vergangenheit kaum eine Gelegenheit ausgelassen
haben, den Berufsstand am schulbehördlichen Gängelband zu halten; die
nur selten dem Spardiktat ihrer Finanzminister Paroli geboten haben 
und die den Reformstau im System Schule erst verwalteten, um ihn dann
nach dem Pisa-Schock nur zaghaft anzugehen. Gemeint sind die 
Kultusminister. Dabei ist es schon ein starkes Stück, wegen der neuen
Liebelei zugleich den föderalen Wettbewerb in Frage zu stellen, weil 
Lehrer dorthin gehen, wo sie mehr verdienen und bessere 
Arbeitsbedingungen vorfinden. Der Föderalismus ist für die 
Kultusminister stets ein Schutzschild gegen zu viel 
bildungspolitischen Gleichschritt gewesen. Schnell waren sie immer 
dabei, Vielfalt und Konkurrenz als Motor für Veränderung zu 
propagieren. Doch jetzt, wo Lehrer den gelobten Wettbewerbsgedanken 
ganz praktisch umsetzen, wollen sie davon nichts mehr wissen und auf 
ihre geschätzten Pädagogen nicht verzichten. Das ist nicht 
überzeugend.
Wer Lehrer halten will, muss die Attraktivität des Berufes 
substantiell verbessern. Das ist nun mal im Föderalismus zunächst 
Aufgabe jedes einzelnen Landes. Wer indes nur das Klagelied über die 
bösen Anderen anstimmt, offenbart, dass es ihm eben nicht um die 
Lehrer geht, sondern darum, die eigenen, schulpolitischen 
Versäumnisse zu überdecken. Davon gibt es nach wie vor reichlich, in 
allen Bundesländern. Die zu beseitigen, ist das eigentliche Thema. 
Wenig hilfreich sind da Vorschläge einer kompetenzfreien 
Bundesbildungsministerin, "Top-Mitarbeiter" aus der Wirtschaft an die
Schulen zu schicken. Haben einige von denen nicht gerade bewiesen, 
wie man Volkswirtschaften ruiniert?

Pressekontakt:

Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481231
Fax: 0355/481247
lr@lr-online.de

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