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Lausitzer Rundschau: Menschliche Evolution 50. Jahrestag des Volksaufstandes in Tibet

Cottbus (ots)

Die Tibeter waren ganz einfach ein bisschen zu
langsam. Warum sind sie nicht auf die Idee gekommen, sich China mit 
Waffengewalt einzuverleiben? Schließlich war es einer ihrer Könige, 
der im 7..Jahrhundert eine chinesische Prinzessin zur Frau nahm. 
Geschichtlich wäre es also irgendwie schon zu begründen gewesen, dass
man Peking und den Rest des Landes erobert und zum äußersten Puffer 
eines riesigen tibetischen Reiches gemacht hätte. Die Chinesen 
argumentieren umgekehrt genauso. Auch sie erklären die besagte 
Hochzeit zur rechtmäßigen Basis ihrer Besetzung und Aneignung Tibets.
Sie waren einfach etwas schneller.
Die Olympischen Spiele.2008 hätten vermutlich in Lhasa stattgefunden.
Demonstranten in aller Welt hätten versucht, chinesische Flaggen 
während des Fackellaufs in die Fernsehkamera zu halten und dabei 
"Free China!" geschrien. Groß-Tibet würde wirtschaftlich florieren 
und Investitionen in Milliardenhöhe aus allen Teilen der Welt 
anziehen. "Wer jetzt nicht auf den Tibet-Zug aufspringt, hat von 
Business keine Ahnung", hätten die Analysten posaunt. 
Zugegebenermaßen mutet diese Version der Geschichte hier und da etwas
absurd an. Leider bietet die Realität nicht weniger Absurdes. Dazu 
zählen Aussagen hochrangiger Kader der Kommunistischen Partei wie zum
Beispiel diese: "Es gibt keine Spannungen" oder "Die Tibeter haben 
Vertrauen in die Partei und die Regierung". Eine Diskussion mit China
auf dieser Ebene über die Situation des tibetischen Volkes ist völlig
überflüssig, weil aussichtslos. Entweder du bist gegen den Dalai Lama
oder du bekommst ernsthafte Schwierigkeiten. So lautet die Wahl, vor 
der ein Tibeter im mündigen Alter steht. Angesichts der aktuellen 
Verhältnisse gibt es eigentlich nur ein wirklich realistisches 
Szenario für die Zukunft. Den Tibetern wird es genauso ergehen wie 
den Indianern in Nordamerika. Das heißt, sie werden in den kommenden 
Jahrzehnten assimiliert, also an die chinesische Han-Ethnie 
angeglichen. Dies geschieht durch die langsame Ausrottung ihrer 
Sprache, ihrer Kultur und damit ihrer Identität. Vielleicht werden 
ein paar Zehntausende übrig bleiben, aber danach wird kein Hahn mehr 
krähen.
Die Frage ist nur, ob diese menschliche Evolution einigermaßen 
friedlich vonstatten geht oder nicht. Denn spätestens, wenn der Dalai
Lama tot ist, dürfte ein Teil der tibetischen Gesellschaft ernsthaft 
darauf spekulieren, den Terrorpfad zu beschreiten. Dann würde China 
ein langer Guerilla-Krieg drohen.

Pressekontakt:

Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481231
Fax: 0355/481247
lr@lr-online.de

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