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Lausitzer Rundschau: Versöhnung braucht Zeit Entsetzen über neuen Terror in Nordirland

Cottbus (ots)

Wer geglaubt hatte, im britisch beherrschten
Norden Irlands kehre jetzt endgültig Ruhe ein, sieht sich nicht erst 
seit den jüngsten Anschlägen von Splittergruppen der einstigen 
Unabhängigkeitsbewegung IRA getäuscht. Zuvor hatte eine vor allem in 
den englischen Medien erbittert geführte Ausein8andersetzung um 
Entschädigungszahlungen für die Familien aller Opfer des einst 
mörderisch geführten Bürgerkriegs für helle Aufregung gesorgt und 
alte Wunden aufgerissen. Der Plan der Londoner Regierung und damit 
der Versuch einer weiteren Geste der Versöhnung scheiterte. Noch also
steht der letzte Test auf die Friedensbereitschaft beider einst 
verfeindeten, vordergründig durch Konfessionsgrenzen bestimmten 
Bevölkerungsgruppen aus. Denn erst wenn der Rückhalt der 
Untergrundgruppen so weit geschwunden ist, dass die Menschen den 
Sicherheitsbehörden bei der Verhinderung weiterer Verbrechen helfen, 
werden allmählich auch die letzten Militanten in die Knie gezwungen. 
Dafür aber braucht es vor allem Zeit. Dafür sind auch die Wunden noch
zu frisch, die im Laufe der jahrzehntelangen Auseinandersetzung 
geschlagen wurden. Versöhnung braucht immer viel Zeit, zumal sie auch
mit der nur allmählich wachsenden Bereitschaft zum Verzeihen 
verbunden sein muss.
Nordirland ist trotz der neuen Gewalt insgesamt aber eine gute 
Geschichte von den Chancen, das zunächst scheinbar Unmögliche zu 
erreichen. Als 1998 der US-Senator George Mitchell beide Seiten zur 
Unterschrift unter das Karfreitagsabkommen bewegen konnte, spiegelte 
dieser diplomatische Erfolg auch den Wunsch der überwältigenden 
Mehrheit der Einwohner wider, endlich einen Alltag ohne Gewalt 
erleben zu wollen. Die anschließenden Referenden bestätigten dies in 
aller Klarheit. Auf diesen unbedingten Willen zu einer friedlichen 
Zukunft kann sich heute das Land mehr denn je und trotz der 
Verbrechen einer kleinen Minderheit verlassen. Nordirland bleibt 
deswegen auch ein Modellfall für Friedensbemühungen und einen Ausweg 
aus einer blutigen Vergangenheit. Jener George Mitchell, der damals 
einen wichtigen Beitrag leistete, ist jetzt übrigens im Auftrag von 
Barack Obama im Nahen Osten unterwegs. Die Schüsse auf der irischen 
Insel werden ihn noch einmal nachdrücklich daran erinnern, wie schwer
solch ein Prozess ist. Aber die Aufrufe zur Vernunft, die jetzt aus 
dem insgesamt befriedeten Land aus den einst tödlich verfeindeten 
Lagern kommen, sind ein Hoffnungszeichen, das ihn begleiten wird.

Pressekontakt:

Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481231
Fax: 0355/481247
lr@lr-online.de

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